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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? IV.<br />
Eric Frattinis Buch führt, wie schon in <strong>de</strong>n ersten drei Folgen dieser Abhandlung besprochen,<br />
zu weitergehen<strong>de</strong>n Überlegungen, nicht zuletzt auch im Zusammenhang mit <strong>de</strong>m jüngsten<br />
Skandal um die Pius-Priesterbru<strong>de</strong>rschaft.<br />
„Duc in altum - Fahr hinaus auf <strong>de</strong>n See“, weist Jesus <strong>de</strong>n Petrus an. (Lk 5.4). Sieht sein<br />
Stellvertreter und Petrus-Nachfolger , was ihn in schwerem Wasser erwartet – nicht nur an<br />
Minen, die von <strong>de</strong>n Fein<strong>de</strong>n <strong>de</strong>s Glaubens ausgelegt wor<strong>de</strong>n sind? Sieht <strong>de</strong>r Admiral <strong>de</strong>s<br />
Schifflein Petris auch die Armada an Steuerbord, die da auf Gegenkurs hält, auf <strong>de</strong>n Moment<br />
wartend, die Brücke zu entern? Keine Gefahr? Nun auch kleine Prisenkommandos vermögen<br />
„große Pötte“ zu kapern. Aber kommen wir dorthin zurück, wo Wachsamkeit geboten scheint,<br />
auch ohne Frattinis „geheime Spionage“ und „Spionageabwehr“.<br />
Es ist das Jahr 1963. Ein Theaterstück, von Erwin Piscator in <strong>de</strong>r Berliner Volksbühne<br />
uraufgeführt, löst Schockwellen aus: Rolf Hochhuth´s „Der Stellvertreter“. Piscator<br />
bezeichnet es als „ein Geschichts-Drama im Schillerschen Sinne“. Im Mittelpunkt Pius XII..<br />
<strong>de</strong>r „versäumte, während <strong>de</strong>s Zweiten Weltkriegs eine öffentliche Erklärung gegen die<br />
Massenvernichtung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n abzugeben“, wie es im Vorwort <strong>de</strong>s Verlags zu <strong>de</strong>r<br />
Taschenbuchausgabe <strong>de</strong>s Bühnentextes heißt. Das „christliche Trauerspiel“ befasse „mit <strong>de</strong>r<br />
Politik <strong>de</strong>s Vatikans <strong>de</strong>m Dritten Reich gegenüber.“ (1)<br />
Ein Jahr zuvor, im Juni 1962, waren im Vatikan bereits die Weichen zu einer historischen<br />
Wen<strong>de</strong> umgestellt wor<strong>de</strong>n. Das Zweite Vatikanische Konzil, von Papst Johannes XXIII. mit<br />
<strong>de</strong>r Apostolischen Konstitution „Humanae salutis“ vom 25.12. 1961 einberufen, stand vor <strong>de</strong>r<br />
Tür. 10 Kommissionen und 3 Sekretariate hatten ihre Arbeit zur Vorbereitung <strong>de</strong>r Schemata<br />
und <strong>de</strong>r Organisation aufgenommen, darunter das Sekretariat für die För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Einheit<br />
<strong>de</strong>r Christen, unter Leitung <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Kurienkardinals und Jesuitenpaters Augustin Bea.<br />
Auf Wunsch <strong>de</strong>s Papstes hatte das „Einheitssekretariat“ einen ersten Text für eine „Erklärung<br />
über das Verhältnis <strong>de</strong>r Kirche zu <strong>de</strong>n nichtchristlichen Religionen“ verfasst und <strong>de</strong>r<br />
Zentralkommission vorgelegt. Beginnend mit <strong>de</strong>n Sätzen „Nostra aetate … In unserer Zeit, da<br />
sich das Menschengeschlecht von Tag zu Tag enger zu vereinen sucht, fasse die Kirche „vor<br />
allem das ins Auge, was <strong>de</strong>n Menschen gemeinsam ist und sie zur Gemeinschaft<br />
untereinan<strong>de</strong>r führt.“<br />
Das Schema war, wie Karl Rahner und Herbert Vorgrimler in ihrem Kleinen<br />
Konzilskompendium“ (2) anmerken, gegen <strong>de</strong>n Antisemitismus gerichtet, wur<strong>de</strong> aber, auf<br />
arabischen Druck hin, zurückgezogen. Eine neue Fassung, die auch an<strong>de</strong>re nichtchristliche<br />
Religionen berücksichtigte, erhielt in <strong>de</strong>r Schlussabstimmung am 28. Oktober 1965 eine<br />
überwältigen<strong>de</strong> Mehrheit von 2221 Ja- gegen 88 Nein-Stimmen. „Nostra aetate“ wur<strong>de</strong> am<br />
selben Tag feierlich verkün<strong>de</strong>t. Nun sahen sich die Ju<strong>de</strong>n erst an die dritte Stelle versetzt,<br />
hinter Hindus, Buddhisten und Moslems. Sie verstehen: die komplizierte Lage im Nahen<br />
Osten, die Situation <strong>de</strong>r christlichen Araber, wur<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>n „älteren Geschwistern“<br />
bedauert.<br />
Allerdings stand in „Nostra aetate“ jetzt <strong>de</strong>r Satz mit <strong>de</strong>r vielleicht größten Tragweite aller<br />
Konzilserklärungen: „Im Bewusstsein <strong>de</strong>s Erbes, das sie mit <strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n gemeinsam hat,<br />
beklagt die Kirche, die alle Verfolgungen gegen irgendwelche Menschen verwirft, nicht aus<br />
politischen Grün<strong>de</strong>n, son<strong>de</strong>rn auf Antrieb <strong>de</strong>r religiösen Liebe <strong>de</strong>s Evangeliums alle<br />
Hassausbrüche, Verfolgungen und Manifestationen <strong>de</strong>s Antisemitismus, die sich zu<br />
irgen<strong>de</strong>iner Zeit und von irgend jeman<strong>de</strong>m gegen Ju<strong>de</strong>n gerichtet haben.“<br />
IV.