Untitled - Kath.de
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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? IV.<br />
Auch mit <strong>de</strong>r Gottesmord-These und <strong>de</strong>r pauschalen Verurteilung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n sollte endgültig<br />
Schluss sein: „Obgleich die jüdischen Obrigkeiten mit ihren Anhängern auf <strong>de</strong>n Tod Christi<br />
gedrungen haben, kann man <strong>de</strong>nnoch die Ereignisse seines Lei<strong>de</strong>ns we<strong>de</strong>r allen damals<br />
leben<strong>de</strong>n Ju<strong>de</strong>n ohne Unterschied noch <strong>de</strong>n heutigen Ju<strong>de</strong>n zur Last legen.“<br />
Zwar wird in <strong>de</strong>r Erklärung die Kirche als „das neue Volk Gottes“ hervorgehoben; „trotz<strong>de</strong>m<br />
darf man die Ju<strong>de</strong>n nicht als von Gott verworfen o<strong>de</strong>r verflucht darstellen, als wäre dies aus<br />
<strong>de</strong>r Heiligen Schrift zu folgern.“ Alle sollten dafür Sorge tragen, so die Konzilsväter, dass<br />
niemand in <strong>de</strong>r Katechese o<strong>de</strong>r bei <strong>de</strong>r Predigt <strong>de</strong>s Gotteswortes etwas lehre, das mit <strong>de</strong>r<br />
evangelischen Wahrheit und <strong>de</strong>m Geiste Christi nicht im Einklang steht.“<br />
Unter <strong>de</strong>r Last <strong>de</strong>r vorausgegangenen Shoá suchte die Kirche ihr Verhältnis zum Ju<strong>de</strong>ntum<br />
neu zu <strong>de</strong>finieren, <strong>de</strong>r Heilige Stuhl die Anerkennung <strong>de</strong>s Staates Israel durch Aufnahme<br />
voller diplomatischen Beziehungen zu festigen. Es fehlt nicht an Bekenntnissen „einer<br />
Mitschuld von Christen“ (nicht <strong>de</strong>r Kirche als solcher), an Dialogbereitschaft und an <strong>de</strong>n<br />
freundlichen Gesten gegenseitiger Besuche auf höchster Ebene. Mit Benedikt XVI. besucht<br />
(im Mai 2009) zum dritten Mal ein Papst das Heilige Land, erstmals ausdrücklich auch als<br />
Staatsoberhaupt. Hochhuth erledigt, <strong>de</strong>r „Pius und sein Schweigen“ ad acta gelegt? Nicht für<br />
diese und jene im Westen, nicht min<strong>de</strong>r für die Gegner „im Osten“, also <strong>de</strong>m<br />
kommunistischen Machtbereich. „Der Papst ein Komplize Hitlers“ blieb ein Dauerthema für<br />
die antivatikanische Agitation über die Jahre.<br />
Im Januar 2007 „enthüllte“ <strong>de</strong>r ehemalige Offizier <strong>de</strong>s rumänischen Geheimdienstes<br />
Securitate und Chef <strong>de</strong>s Auslandsnachrichtendienstes DIE, Generalleutnant Ion Michai<br />
Pacepa, <strong>de</strong>r sowjetische Geheimdienst KGB habe Hochhuth mit „leicht verän<strong>de</strong>rtem“<br />
Material aus <strong>de</strong>n vatikanischen Archiven versorgt. Diese angeblichen Dokumente habe <strong>de</strong>r<br />
Bühnenautor in seinen „Historischen Streiflichtern“ verarbeitet, die er als Anhang <strong>de</strong>m Buch<br />
zum „Stellvertreter“ beigefügt habe. Das Material hätten in <strong>de</strong>n Vatikan eingeschleuste<br />
Mitarbeiter <strong>de</strong>s rumänischen Geheimdienstes für <strong>de</strong>n Auftraggeber in Moskau, die<br />
Desinformationsabteilung <strong>de</strong>s KGB beschafft. Tarnname <strong>de</strong>r Aktion „Seat 12“ – Platz 12.<br />
Eine englische Bezeichnung für ein sowjetisches Geheimdienst-Manöver? O<strong>de</strong>r ein<br />
Übersetzungsfehler?<br />
Pacepa betont allerdings, dass kein Material beschafft wor<strong>de</strong>n sei, das Pius XII. in irgen<strong>de</strong>iner<br />
Form belastet habe. Und Hochhuth bestreitet kategorisch, jemals auf diese Weise an sein<br />
Material gekommen zu sein, son<strong>de</strong>rn allein durch eigene Recherchen in Rom. Den<br />
Unterstellungen, die er energisch zurückwies, begegnete er mit Klageandrohung.<br />
Zu Pacepa: 1978 wechselte er die Fronten und fand Asyl in <strong>de</strong>n USA mit inzwischen<br />
erworbener amerikanischer Staatsbürgerschaft. Seinen Bericht, <strong>de</strong>r vor allem wohl zum Ziel<br />
hat, Pius XII. zu rehabilitieren, veröffentlichte er in <strong>de</strong>r in New York erscheinen<strong>de</strong>n „National<br />
Review“, einer als „neokonservativ“ bezeichneten Zeitschrift.(3) Die Darstellung <strong>de</strong>r<br />
geheimdienstlichen Operation wird von seriösen Historikern angezweifelt, weil einige seiner<br />
Behauptungen sich faktisch nicht reimen. Pacepas wur<strong>de</strong> vom Internet-Portal „kreuz.net´“,<br />
das auch in <strong>de</strong>utscher Sprache erscheint, aber um sich Klagen zu entziehen, auf einem Server<br />
in Kalifornien hostet, übernommen und einleitend kommentiert: „Bis heute sind viele daran<br />
interessiert, das An<strong>de</strong>nken <strong>de</strong>s heroischen Papstes Pius XII. zu beschmutzen. Doch die<br />
schwarze Legen<strong>de</strong> bröckelt zusehends.“<br />
Wer nun steht hinter „kreuz.net´“? Im Impressum stellt sich eine „Initiative einer<br />
internationalen privaten Gruppe von <strong>Kath</strong>oliken in Europa und Übersee, die hauptberuflich im<br />
kirchlichen Dienst tätig sind“ vor. Als Anschrift wird „Sodalitium for `Religion and