03.11.2012 Aufrufe

Untitled - Kath.de

Untitled - Kath.de

Untitled - Kath.de

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? VII.<br />

VII.<br />

Pilger in weißer Gelabia aus einem arabischen Land streben <strong>de</strong>m Petersdom zu, während<br />

Männer in schwarzen Anzügen und dunklen Sonnenbrillen sich diskret unter die<br />

Besuchergruppen mischen, mit Adleraugen das Kommen und Gehen kontrollieren, stets <strong>de</strong>m<br />

potentiellen Attentäter auf <strong>de</strong>r Spur. Wenn Sprache zur Kamera wird braucht es die farbige<br />

Beschreibung <strong>de</strong>s örtlichen Geschehens. Da ist sich die Schriftstellerei treu geblieben, wenn<br />

auch das Sujet von <strong>de</strong>n dunklen Seiten <strong>de</strong>s Mittelalters zu <strong>de</strong>n dramatischen <strong>de</strong>r Gegenwart<br />

wechselt. Der Vatikan hat seine Archive geöffnet, freigegeben ist <strong>de</strong>r Blick in die Geschichte.<br />

Nicht alles wirkt so spannend, wie es vermutet wur<strong>de</strong>, solange es verborgen war.<br />

Glasnost im Vatikan? Johannes Paul II. hatte ja davon gesprochen, aus <strong>de</strong>r Kirche ein<br />

Glashaus zu machen. Sein Nachfolger Benedikt XVI. – ehemals Chef <strong>de</strong>r Glaubensbehör<strong>de</strong>,<br />

jenem Dikasterium, das von Paul III im Jahre 1542 als „Congregatio Romanae et universalis<br />

Inquisitionis“ gegrün<strong>de</strong>t wur<strong>de</strong> und auch als Heiliges Offizium manchen Delinquenten<br />

bangen und zittern ließ – zeigt sich ebenfalls großzügig und lässt die Wissenschaftler<br />

„spicken“, soweit die Akten nicht aus zwingen<strong>de</strong>n Grün<strong>de</strong>n weiterhin als „Verschlusssache“<br />

zu behan<strong>de</strong>ln sind. Der In<strong>de</strong>x – jene berüchtigte schwarze Liste „verbotener Bücher“ - war<br />

schon 1966 von Paul VI. endgültig geschlossen wor<strong>de</strong>n; 1998 wur<strong>de</strong>n die Akten zur Einsicht<br />

freigegeben und man konnte feststellen, dass Hitlers „Mein Kampf“ nicht indiziert war.<br />

Die neue Offenheit nimmt <strong>de</strong>n Buchautoren ein wenig das Parfüm <strong>de</strong>r Phantasie. Die<br />

Sachlage stellt sich nüchterner dar, kälter, härter. Noch sorgt etwa <strong>de</strong>r Ablauf einer Papstwahl<br />

für eine gewisse Spannung, wohl wissend, dass diese sich auflösen wird, kaum dass <strong>de</strong>r weiße<br />

Rauch aus <strong>de</strong>m Schornstein <strong>de</strong>r Sixtinischen Kapelle quillt. Schon wenige Tage nach <strong>de</strong>r<br />

Wahl „wussten“ die Medien, wer für wen gestimmt hat, wie viele Stimmen <strong>de</strong>r Gewählte auf<br />

sich vereinigen konnte.<br />

Königsmord war in <strong>de</strong>r Geschichte stets ein gängiges Verfahren für kurzfristigen Personalwechsel<br />

in <strong>de</strong>r Führungsspitze <strong>de</strong>s Reiches, welche Untugen<strong>de</strong>n auch immer das Motiv<br />

geliefert haben mögen: Hass, Neid, Rachsucht, Machtstreben, Familienfeh<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>r ganze<br />

Kanon menschlicher Gemeinheiten halt. Warum also nicht auch am Päpstlichen Hof? Die<br />

Chronik <strong>de</strong>r römischen Kurie enthält einige Kapitel von Herren in Purpur und unter <strong>de</strong>r Tiara<br />

bereit, <strong>de</strong>nen nicht unbedingt <strong>de</strong>r Stand <strong>de</strong>r Heiligmäßigkeit nachgesagt wer<strong>de</strong>n könnte.<br />

Liebe, Lust und Lei<strong>de</strong>nschaft waren <strong>de</strong>n Zeitgenossen zwischen Mittelalter und Renaissance<br />

durchaus nicht fremd; mit <strong>de</strong>m Blick ins päpstliche Schlafgemach und <strong>de</strong>m Dolch <strong>de</strong>r<br />

Meuchler hinter <strong>de</strong>m Vorhang schuf sich die Literatur ein eigenes, schier unerschöpfliches<br />

Genre.<br />

Für die politischen Nachrichtendienste, und auch für die militärischen, war <strong>de</strong>r Vatikan immer<br />

eine erste Adresse, sowohl zu <strong>de</strong>n Zeiten, als Päpste eigene Truppen kommandierten, wie<br />

auch nach <strong>de</strong>m En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Kirchenstaates, vor allem in <strong>de</strong>n Jahren, die von <strong>de</strong>n bei<strong>de</strong>n<br />

Weltkriegen bestimmt wur<strong>de</strong>n. An<strong>de</strong>rerseits bleibt die Frage, wie die römische Kurie auf<br />

solche Interessen reagiert, ob sie über eine eigene „Aufklärung“ und „Spionage-Abwehr“<br />

verfügt, wie sie Eric Frattini in seinem Buch „Entity“ beschreibt o<strong>de</strong>r wer und was sich hinter<br />

dieser „Entität“ verbirgt. Beson<strong>de</strong>re Aufmerksamkeit gewinnen die Jahre nach <strong>de</strong>m Zweiten<br />

Weltkrieg, nicht zuletzt, da leichter überprüfbar als historische Begebenheiten aus verstaubten<br />

vatikanischen Akten.<br />

Pius XII. erlebt die erste Phase <strong>de</strong>s Kalten Krieges mit seinen für die Kirche bedrohlichen<br />

i<strong>de</strong>ologischen Begleiterscheinungen, <strong>de</strong>r schlimmsten Glaubensverfolgung in <strong>de</strong>r Phase <strong>de</strong>s

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!