Untitled - Kath.de
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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? VII.<br />
Gar<strong>de</strong>-Korporal Cédric Torney. War Eifersucht im Spiel, ein homoerotischer Hintergrund<br />
o<strong>de</strong>r wusste Estermann zu viel. Kryptische Informationspolitik und ein sonstwie gearteter<br />
dunkler Hintergrund ließ die Spekulationen wuchern. Es wird auf das bekannte Szenarium<br />
und die Hauptdarsteller zurückgegriffen: Angeblich sei <strong>de</strong>r „glaubenstreue“ <strong>Kath</strong>olik und<br />
Karriere-Offizier von DDR-Spionagechef Micha Wolf für das MfS rekrutiert wor<strong>de</strong>n. Sein<br />
ebenso angeblicher Deckname „Wer<strong>de</strong>r“ wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Ostberliner Stasi allerdings mehrfach<br />
vergeben. Als Verbindungsmann bei dieser Anwerbung und Einschleusung tritt in Frattinis<br />
Buch ein Dominikanerpater namens Karl Brammer, Deckname „Lichtblick“ auf - aber „wenn<br />
schon, <strong>de</strong>nn schon“ war es <strong>de</strong>r Benediktinerpater Eugen Karl Brammertz.<br />
Einer an<strong>de</strong>ren Version zufolge fällt Estermann einem Racheakt, <strong>de</strong>r von einem Geheimdienst<br />
in Lateinamerika eingefä<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n sei, um die Ehre seiner aus Venezuela stammen<strong>de</strong>n<br />
Ehefrau Gladys Meza Romero wie<strong>de</strong>r herzustellen. Auch die türkischen Grauen Wölfe<br />
schnüren durch das unheimliche Dickicht. Estermann habe zu viel über die Entführung <strong>de</strong>r<br />
Emanuela Orlandi gewusst, <strong>de</strong>r Tochter eines Vatikanangestellten, die am 22. Juni 1983<br />
spurlos verschwand. Mit dieser vermuteten Geiselnahme habe man die Entlassung Ali Agcas<br />
erzwungen wollen. Nun ja, und auch eine spezielle Kamarilla darf in diesem Ränkespiel nicht<br />
fehlen – jene heimlichen Mächte im Umfeld <strong>de</strong>s Vatikans, <strong>de</strong>nen Estermann zu stark<br />
gewor<strong>de</strong>n sei. Mit <strong>de</strong>n abschließen<strong>de</strong>n Kapiteln rückt Eric Frattini in die näheren<br />
zeitgeschichtlichen Ereignisse mit einer beson<strong>de</strong>ren Dramatik. Sie betreffen die Pontifikate<br />
von Johannes Paul I. und Johannes Paul II. und hier vor allem <strong>de</strong>n Tod <strong>de</strong>s einen und <strong>de</strong>n<br />
Mordanschlag auf <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren. Auch diese Fälle sind in <strong>de</strong>r Zwischenzeit publizistisch<br />
erschöpfend behan<strong>de</strong>lt wor<strong>de</strong>n. Je<strong>de</strong>s Blatt aus Stasi-Unterlagen wur<strong>de</strong> dreimal gewen<strong>de</strong>t, um<br />
nicht auch die geringste Spur eines Hinweises zu übersehen. Je weniger Fakten, <strong>de</strong>sto<br />
fruchtbarer <strong>de</strong>r Nährbo<strong>de</strong>n für Spekulationen.<br />
Wenn nicht noch Überraschungen in irgen<strong>de</strong>iner bis jetzt noch unent<strong>de</strong>ckt gebliebenen Akten<br />
ruhen, wird man die ärztliche und damit auch offizielle Version akzeptieren müssen: Papst<br />
Johannes Paul I. erlag einem Herzanfall. – Nach <strong>de</strong>n Schüssen auf <strong>de</strong>m Petersplatz auf Papst<br />
Johannes Paul II. am 13. Mai 1981 bleiben allerdings einige Fragen offen. Wer beauftragt Ali<br />
Agca, einen <strong>de</strong>r Schützen (sofern es zwei gab); wer waren die Hintermänner, von <strong>de</strong>nen<br />
ausgegangen wer<strong>de</strong>n kann; hat <strong>de</strong>r bulgarische Geheimdienst die sogenannte „nasse Arbeit“<br />
(im Jargon: töten) organisiert? O<strong>de</strong>r führen die Spuren in <strong>de</strong>n Nahen und Mittleren Osten:<br />
Ging <strong>de</strong>r Anschlag auf <strong>de</strong>n Papst, „<strong>de</strong>n christlichen Kreuzfahrer“ (Ali Agca) von islamischer<br />
Seite aus, als „erster Schritt <strong>de</strong>s Jihad“ (<strong>de</strong>s Heiligen Krieges) gegen <strong>de</strong>n Westen. Auch Eric<br />
Frattini vermag bei allen Körnern, die er zusammenträgt, keine schlüssige Wahrheit zu fin<strong>de</strong>n.<br />
1) vgl. http://militesveritatis.blogspot.com v. 28.10.2007)<br />
2) Werner Kaltefleiter/Hanspeter Oschwald: Spione im Vatikan. Die Päpste im Visier <strong>de</strong>r<br />
Geheimdienste. München. 2006