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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? VII.<br />

verschie<strong>de</strong>nen westeuropäischen Län<strong>de</strong>rn sowie Agenten <strong>de</strong>r amerikanischen CIA und <strong>de</strong>s<br />

britischen MI6 sollten nach einer Invasion von Truppen <strong>de</strong>s Warschauer Vertrages hinter <strong>de</strong>n<br />

Linien (stay behind) nach <strong>de</strong>m Muster <strong>de</strong>r Guerillataktik operieren. Die Geheimorganisation<br />

soll von 1950, etwa zeitgleich mit <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>s Kalten Krieges, bis 1990, also <strong>de</strong>m En<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Sowjetimperiums, existiert haben.<br />

Zum entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Problem <strong>de</strong>r Propaganda Due und <strong>de</strong>s Gran<strong>de</strong> Oriente sollten jedoch<br />

nicht ganz ehrenwerte Mitglie<strong>de</strong>r mit kriminellem Hintergrund wer<strong>de</strong>n. Zwei <strong>de</strong>r<br />

meistgenannten, die Banker Michele Sindona und Roberto Calvi, bei<strong>de</strong> Finanzjongleure und<br />

Bankrotteure, en<strong>de</strong>ten vermutlich durch Mör<strong>de</strong>rhand. Man sagt, hingerichtet nach Art <strong>de</strong>r<br />

Mafia.<br />

Eric Frattini berichtet nun von einer Operation „Nessun Dorma“ – benannt nach <strong>de</strong>r<br />

gleichnamigen Arie aus Puccinis „Turandot“. Der Befehl „Niemand schlafe“ gilt auch für die<br />

Agenten <strong>de</strong>r „Heiligen Allianz“ und <strong>de</strong>s „Sodalitium Pianum“. Deren Chefs, wir folgen hier<br />

immer noch <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rgabe nach Frattini, treffen sich eines Tages im Januar 1974 zu einem<br />

äußerst diskreten Gespräch mit Paul VI. Man sitzt zu Tisch im privaten Speisezimmer <strong>de</strong>s<br />

Papstes. Dreieinhalb Stun<strong>de</strong>n parlieren die Herren miteinan<strong>de</strong>r. Es geht um die materiellen<br />

Bedürfnisse, sprich finanziellen Engpässe <strong>de</strong>r einzelnen Kurienbehör<strong>de</strong>n. Die „Geheimen“<br />

sollen die Angelegenheit untersuchen, auch Fällen von Korruptionsverdacht nachgehen und<br />

einen abschließen<strong>de</strong>n Bericht erstellen. Verantwortlich für die Investigation sei Erzbischof<br />

Eduard Gagnon. Der kanadische Kurienprälat übernahm 1972 als erster Rektor das neue<br />

Päpstliche Kanadische Kolleg in Rom und leitete, ganz <strong>de</strong>r Humanae-vitae-Linie Pauls VI.<br />

folgend, das Päpstliche Komitee für Familienfragen. 1983 wird er von Johannes Paul II. zum<br />

Titularerzbischof und Pro-Präsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>s Päpstlichen Familienrates ernannt; 1985 zum<br />

Kardinal erhoben und zugleich Präsi<strong>de</strong>nt dieses Dikasteriums. Bereits En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70ere Jahre<br />

hatte Paul VI. <strong>de</strong>n als streng dogmatisch gelten<strong>de</strong>n Gagnon damit beauftragt, die Lehrpläne<br />

<strong>de</strong>r Päpstlichen Lateran-Universität unter die Lupe zu nehmen. Dort seien die Mo<strong>de</strong>rnisten am<br />

Werk, es wür<strong>de</strong>n die „Irrtümer“ von Hans Küng unterrichtet.<br />

1977 weitet Paul VI. die Befugnisse seines Glaubenspolizisten aus, als sei die zuständige<br />

Kongregation außer Kraft gesetzt. Gagnon soll sich jetzt die gesamte Kurie vornehmen,<br />

entsprechend <strong>de</strong>m häufig von Paul VI. gehörten Wort, <strong>de</strong>r Rauch <strong>de</strong>s Teufels sei in die Kirche<br />

eingedrungen. Gagnon fertigt ein voluminöses Dossier mit „Besorgnis erregen<strong>de</strong>n Details“<br />

an. Bei Frattini aber ist es ein Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kleruskongregation. Gagnon darf seinen Report<br />

aber <strong>de</strong>m Papst nicht persönlich vorlegen, wie er es gern getan hätte, son<strong>de</strong>rn muss das Papier<br />

<strong>de</strong>r Klerus-Kongregation übergeben, wo es in einem Safe mit doppeltem Schloss vergraben<br />

wird. „Tag und Nacht“ hätten die Fahn<strong>de</strong>r ihre Dokumentation bewacht, in Sorge, dass es von<br />

interessierter Seite entwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n könnte. Folgt man einer an<strong>de</strong>ren Version dieser<br />

abenteuerlichen Geschichte, dann passiert Schreckliches. Am nächsten Tag ist <strong>de</strong>r Safe<br />

aufgebrochen, das Material verschwun<strong>de</strong>n. Die italienischen Medien berichten darüber, so<br />

dass auch <strong>de</strong>r “Osservatore Romano“ mit <strong>de</strong>r Nachricht über <strong>de</strong>n Diebstahl nachziehen muss.<br />

Diese Geschichte wird, als angeblich authentisch, in <strong>de</strong>m privaten kanadischen Blog „Milites<br />

veritatis“ – „Soldaten <strong>de</strong>r Wahrheit“ verbreitet.1 „Nessun Dorma“? Den angeblichen<br />

Geheimdienst <strong>de</strong>s Papstes muss doch wohl <strong>de</strong>r Schlaf übermannt haben. 1987 wird Gagnon<br />

mit <strong>de</strong>r Visitation <strong>de</strong>r abtrünnigen Priesterbru<strong>de</strong>rschaft Pius X. <strong>de</strong>s Erzbischofs Lefebvre<br />

beauftragt. Er setzt sich für eine Aussöhnung ein, die jedoch am Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r kirchlichen<br />

Rebellen scheitert. Hat man das im Vatikan im Januar 2009 übersehen?<br />

„Nessun Dorma“ - die Parole aber galt schließlich auch für die Fein<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Kirche. Rege<br />

Aktivitäten entfalten die kommunistischen Nachrichtendienste: zum einen vor <strong>de</strong>m

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