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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? VIII.<br />
VIII.<br />
uigi Poggi war <strong>de</strong>s Papstes „Chefspion“, <strong>de</strong>r die bei<strong>de</strong>n angeblichen vatikanischen<br />
Geheimdienst kontrolliert, die „Heilige Allianz“ und das „Sodalitium Pianum“. Dies schreibt<br />
Eric Frattini in seinem Buch „The Entity“. Was immer daran zutrifft o<strong>de</strong>r auch nicht, Poggi<br />
zählte sicherlich zu <strong>de</strong>n Karriere-Diplomaten <strong>de</strong>s Heiligen Stuhls. Schon nach <strong>de</strong>r<br />
Priesterweihe im Jahre 1940 kam er mit <strong>de</strong>m diplomatischen Dienst in Berührung und<br />
arbeitete nach Beendigung seiner spezifischen Studien unter <strong>de</strong>m Substituten Montini, <strong>de</strong>m<br />
späteren Papst Paul VI., in <strong>de</strong>r ersten Abteilung <strong>de</strong>s Staatssekretariats. Ab 1965 vertrat er <strong>de</strong>n<br />
Heiligen Stuhl als Apostolischer Delegat und Nuntius in Afrika und Lateinamerika.<br />
Herausragend sind seine Verhandlungen, in heikler Son<strong>de</strong>rmission, mit <strong>de</strong>n kommunistischen<br />
Regierungen in Bulgarien, <strong>de</strong>r Tschechoslowakei, Ungarns, Polens und Rumäniens. Dieses<br />
Geschick mag <strong>de</strong>n damaligen Krakauer Erzbischof Kardinal Karol Wojtyla beeindruckt und<br />
dazu beigetragen haben, dass Poggi 1974 zum Leiter <strong>de</strong>r Delegation <strong>de</strong>s Heiligen Stuhl für<br />
ständige Kontakte mit <strong>de</strong>r polnischen Regierung ernannt wur<strong>de</strong>. In seine Warschauer Zeit<br />
fallen die revolutionären Vorgänge, <strong>de</strong>r Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r Arbeiterschaft und <strong>de</strong>r Intelligenz<br />
gegen das Regime, die Antwort <strong>de</strong>r Partei und <strong>de</strong>s Militärs und die ersten Anzeichen <strong>de</strong>s<br />
kommunistischen Bankrotts.<br />
1986 übernahm er die vatikanische Vertretung bei <strong>de</strong>r italienischen Regierung, gegen En<strong>de</strong><br />
seiner Dienstzeit, von 1992 bis 1998 war er „Archivar und Bibliothekar <strong>de</strong>r Heiligen<br />
Römischen Kirche“, zunächst als Stellvertreter und dann als Chef, ab 1994 im Rang eines<br />
Kardinals.<br />
Ein „Katsa“ (Agent <strong>de</strong>s israelischen Auslandsnachrichtendienstes Mossad) soll 1983 in Wien<br />
<strong>de</strong>n Vatikandiplomaten informiert haben, dass nicht <strong>de</strong>r KGB hinter <strong>de</strong>m Attentat auf<br />
Johannes Paul II. gestan<strong>de</strong>n habe. Vielmehr wür<strong>de</strong>n die Israelis von einer in Teheran<br />
eingefä<strong>de</strong>lten Konspiration ausgehen. Aus <strong>de</strong>n Informationen habe Poggi wie<strong>de</strong>rum schließen<br />
können, dass solche Operationen nur von Professionals hätten organisiert wer<strong>de</strong>n können.<br />
Und - Professionals wür<strong>de</strong>n keine Spuren hinterlassen. Eine nicht ganz neue Erkenntnis, über<br />
die Frattini berichtet. Zutreffen dürfte auch die Feststellung, dass Ali Agca nur „bis zu einer<br />
Grenze“ informiert gewesen sei.<br />
Luigi Poggi, seit 1966 im Dienst <strong>de</strong>s vatikanischen Staatssekretariats übernahm wie<strong>de</strong>rholt<br />
heikle diplomatische Missionen und erlebte die „polnischen Ereignisse, <strong>de</strong>n Wi<strong>de</strong>rstand <strong>de</strong>r<br />
Arbeiterschaft und Intelligenz gegen das Regime.<br />
Unter <strong>de</strong>m „polnischen Papst“ lag es auf <strong>de</strong>r Hand, dass seitens <strong>de</strong>r vatikanischen Diplomatie<br />
höchstes Interesse an möglichst zeitnahe Informationen bestand, vor allem in <strong>de</strong>n<br />
dramatischen Momenten <strong>de</strong>r „polnischen Ereignisse“ En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r 70er und Anfang <strong>de</strong>r 80er<br />
Jahre. Washington stellte bereitwillig und durchaus eigennützig zuverlässige Daten <strong>de</strong>r<br />
eigenen Aufklärung zur Verfügung, nach <strong>de</strong>m bewährten Muster seit <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>s Zweiten<br />
Weltkrieges, als <strong>de</strong>r Militärgeheimdienst OSS freien Zugang zu <strong>de</strong>n vatikanischen<br />
Führungsetagen hatte. Ansprechpartner waren damals Kardinalstaatssekretär Luigi Maglione,<br />
und nach <strong>de</strong>ssen Tod, <strong>de</strong>r „allwissen<strong>de</strong>“ Substitut und Chef <strong>de</strong>r Chiffrier-Abteilung Giovanni<br />
Battista Montini (ab 1963 Papst Paul VI.). Den Son<strong>de</strong>rbeauftragten <strong>de</strong>r amerikanischen<br />
Präsi<strong>de</strong>nten – volle diplomatische Beziehungen wur<strong>de</strong>n erst 1984 aufgenommen - stand auch<br />
die Tür zu <strong>de</strong>n päpstlichen Amtsräumen offen.<br />
Diskrete Kontakte zu Johannes Paul II. unterhalten zu haben, wird zwei Exponenten <strong>de</strong>r<br />
amerikanischen Supermacht zugeschrieben: Zbigniew Brzezinski und Vernon Walters. Der