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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? I.<br />

Die Ergebnisse <strong>de</strong>r Analysten im vatikanischen Staatssekretariat, <strong>de</strong>nen Informationen auch<br />

ohne Geheimdienste aus aller Welt zufließen, nötigen <strong>de</strong>n Kollegen von <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren<br />

Feldpostnummer einigen Respekt ab.<br />

In dieses innervatikanische Milieu vorzudringen, war immer das Verlangen politischer<br />

Spionagedienste, mit <strong>de</strong>m Ergebnis, dass sich die meisten dieser Operationen in <strong>de</strong>n<br />

Vernetzungen einer letztlich in geistlichem Gehorsam gegenüber Papst und Kirche<br />

gebun<strong>de</strong>nen Männerdomäne verfingen. Wer also nicht hineinkam, suchte folglich mit allen<br />

Mitteln, dass etwas „herauskam“, das heißt, Mitarbeiter <strong>de</strong>r Kurie „abzuschöpfen“, und,<br />

schmerzlicher für die Kirche, Informanten zu gewinnen, Kollaborateure, „Spitzel in <strong>de</strong>r<br />

Soutane“.<br />

Im Auftrag <strong>de</strong>s Groß-Inquisitors<br />

„Rom“ – das war Papsttum und Großmacht in einem – lei<strong>de</strong>r durch die Reformation <strong>de</strong>s<br />

Martin Luther in Mitlei<strong>de</strong>nschaft gezogen, vor allem nördlich <strong>de</strong>r Alpen. Die Menschen und<br />

das verlorene Territorium zurück zu gewinnen, sprich: zu rekatholisieren, wur<strong>de</strong> zu einer<br />

beschlossenen Sache. Wir müssen zurückblen<strong>de</strong>n in die Zeit <strong>de</strong>s Konzils von Trient (1545-<br />

1563). Die Gegner müssen ausfindig gemacht und kaltgestellt wer<strong>de</strong>n – das ist wörtlich zu<br />

nehmen. Dazu bedarf es <strong>de</strong>r „Spezialisten“ – erst <strong>de</strong>r Spürhun<strong>de</strong>, dann <strong>de</strong>r Gerichtsherrn und<br />

<strong>de</strong>r Vollstrecker <strong>de</strong>r Urteile. Im 19. Jahrhun<strong>de</strong>rt wird man diese Vorgänge als dunklen Teil<br />

<strong>de</strong>r „Gegenreformation“ bezeichnen.<br />

„Wachhund“ <strong>de</strong>r Kirche, Hüter <strong>de</strong>r reinen Lehre, ist – neben <strong>de</strong>m Papst - im Jahre 1542 <strong>de</strong>r<br />

Leiter <strong>de</strong>r neu geordneten römischen Inquisition. Sein Name: Gian Pietro Carafa. Wie an<strong>de</strong>re<br />

Kirchenfürsten <strong>de</strong>r Renaissance und <strong>de</strong>s Barock ein Mann <strong>de</strong>r zwei Gesichter. Auf <strong>de</strong>m<br />

Umweg über <strong>de</strong>n erzbischöflichen Stuhl von Neapel wird er ab 1555 (bis 1559) als Paul IV.<br />

<strong>de</strong>n Papstthron besteigen und zwei seiner Neffen in höchste vatikanische Ämter hieven:<br />

Carlo, <strong>de</strong>n Condottiere, einen Söldnerführer, macht er zum Kardinalstaatssekretär, Giovanni,<br />

ebenfalls ein Rauhbein, wird Generalkapitän <strong>de</strong>r Kurie. Es lebe <strong>de</strong>r Nepotismus.<br />

Raue Zeiten gebären raue Sitten. Im Kardinalskollegium saß neben Carafa einer, <strong>de</strong>r sich als<br />

Mann fürs Grobe anbot: Antonio Michele Ghisleri, <strong>de</strong>r Sohn eines Schweinehirten, was seiner<br />

Karriere keinen Abbruch tat, da <strong>de</strong>r liebe Gott nicht auf Äußerlichkeiten schaut. Ghisleri,<br />

hoch begabt und zielstrebig, macht seinen Weg, <strong>de</strong>r ihn bis an die Spitze <strong>de</strong>s Dominikaner-<br />

Or<strong>de</strong>ns und schließlich auf <strong>de</strong>n Stuhl Petri führt (von 1566 bis 1572, dazwischen liegt Pius<br />

IV, ein Medici-Papst). Als Pius V. hält Ghisleri an seinem Or<strong>de</strong>nshabit fest. Fortan wer<strong>de</strong>n<br />

sich auch die Nachfolger in Weiß klei<strong>de</strong>n. Gütig sei er gewesen und zugleich hart und streng,<br />

Vollstrecker <strong>de</strong>s Tri<strong>de</strong>ntinums. Schon beim bloßen Anblick <strong>de</strong>s Pontifex hätten sich<br />

Protestanten bekehrt, soll Leopold von Ranke einmal bemerkt haben.<br />

Für diesen Aufgabenbereich seines Pontifikats brachte Papst Ghisleri einschlägige<br />

Erfahrungen mit, als Diözesan-Inquisitor und schließlich Groß-Inquisitor <strong>de</strong>r Kirche. Unter<br />

Paul IV hatte er <strong>de</strong>n Auftrag erhalten, einen „Spionagedienst“ aufzubauen, schreibt Erick<br />

Frattini. Die Mitarbeiter sollten Informationen unter Verdächtigen sammeln, die päpstliche<br />

Anordnungen o<strong>de</strong>r Dogmen verletzen könnten. Häretiker fan<strong>de</strong>n vor <strong>de</strong>m höchsten<br />

Untersuchungsrichter <strong>de</strong>r Kirche und auch während seines Pontifikats keine o<strong>de</strong>r nur selten<br />

Gna<strong>de</strong>, wenn man <strong>de</strong>n Geschichten über ihn Glauben schenken darf. Er habe als<br />

„unbarmherzig streng“ gegolten. Am 22. Mai 1712 wur<strong>de</strong> er heilig gesprochen.

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