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Deckname: Heilige Allianz - Geheimagenten im Dienste <strong>de</strong>r Päpste? VI.<br />
Eric Frattini schreibt in seinem Buch über eine „Heilige Allianz“, die wohl eine Art von<br />
vatikanischem Geheimdienst sein soll, je<strong>de</strong>nfalls Personen betreffend, die nach außen hin<br />
ganz unverdächtig als Mitarbeiter <strong>de</strong>r römischen Kurie auftreten, Geistliche wie Laien, die<br />
aber nachrichtendienstliche Aufgaben wahrnehmen. Wenn es <strong>de</strong>nn so wäre, wie konnten dann<br />
bis in die jüngste Zeit unverzeihliche Pannen möglich sein, <strong>de</strong>ren Auswirkungen noch nicht<br />
einzuschätzen sind. Denken wir an <strong>de</strong>n Fall <strong>de</strong>r Pius-Bru<strong>de</strong>rschaft und eines ihrer Bischöfe,<br />
<strong>de</strong>r die Verfolgung und Ermordung <strong>de</strong>r Ju<strong>de</strong>n durch das verbrecherische Hitler-Regime auf<br />
unerträgliche Weise relativierte.<br />
Auch frühere Vorkommnisse lassen sich nicht entschuldigen, erst recht dann nicht, wenn die<br />
angeblichen Sicherheitsorgane existiert, aber sich als unfähig erwiesen haben. Da waren die<br />
dunklen Geldgeschäfte, die <strong>de</strong>n „Vatikan“ in <strong>de</strong>n 70er und 80er Jahren in <strong>de</strong>n schlimmsten<br />
Finanzskandal seiner Geschichte hineingezogen haben, mit Prälaten als Komplizen<br />
undurchsichtiger Figuren aus <strong>de</strong>m Milieu <strong>de</strong>s organisierten Verbrechens. Geldwäscher und<br />
Finanzjongleure, Mitglie<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r inzwischen verbotenen Geheimloge „Propaganda Due“ P2,<br />
Hintermänner, italienische Geheimdienste, amerikanische Agenten, kommunistisch<br />
angehauchte Rote Briga<strong>de</strong>n und Killerkommandos <strong>de</strong>r Unterwelt bevölkern die Szene.<br />
Es geht um Waffen, Drogen und was sonst im Angebot <strong>de</strong>r Unterwelt vorrätig ist.<br />
Nicht ganz ehrenwerte Eminenzen und auf Antikommunismus eingeschworene<br />
osteuropäische Prälaten im römischen Exil geistern durchs Bild. Irgendwo dort ist auch<br />
Frattinis „Heilige Allianz“ im Spiel. Das sind die Ingredienzen, <strong>de</strong>nen <strong>de</strong>r Buchmarkt ein<br />
spezielles Segment verdankt, vom Tatsachen-Roman bis zum Thriller – vor allem auf<br />
Spannung angelegt. Summen, um die es geht, und Handlungsabläufe, wechseln von Szene zu<br />
Szene.<br />
„Pecunia non olet“ – Geld stinkt nicht – wer daraus folgert, schon die alten Lateiner hätten die<br />
Geldwäsche erfun<strong>de</strong>n, tendiert eher zum Kalauer. Unter Augustus, vor 2000 Jahren, ging es<br />
um Toiletten-Gebühr – bis heute geläufiges Nutzungsentgelt. Doch Spaß beiseite. Der<br />
Vatikan geriet Anfang <strong>de</strong>r 70er und 80er Jahre, in <strong>de</strong>n Jahren <strong>de</strong>r Pontifikate von Paul VI. und<br />
Johannes Paul II. in negative Schlagzeilen.<br />
Dem „Institut für die religiösen Werke“ IOR, kurz als „Vatikanbank“ im Umlauf, wur<strong>de</strong>n<br />
fragwürdige Geschäftsbeziehungen und die Mitwirkung an illegalen Transaktionen unterstellt,<br />
ob willentlich beteiligt o<strong>de</strong>r in die Fänge von Kriminellen geraten, sei dahingestellt. Als<br />
Hauptakteure gelten: auf kirchlicher Seite Monsignore Paul Casimir Marcinkus, Direktor<br />
dieses als eine Art „Spar- und Darlehenskasse“ für Or<strong>de</strong>nsgemeinschaften und Vatikan-<br />
Angestellte gelten<strong>de</strong>n Geldinstituts, (was allerdings eine stark untertriebene Beschreibung<br />
wäre angesichts <strong>de</strong>r Bilanzsummen) und, an<strong>de</strong>rerseits, Roberto Calvi, Präsi<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>s Banco<br />
Ambrosiano, <strong>de</strong>r seinerzeit größten Privatbank Italiens, wie man sagt.<br />
Der Öffentlichkeit war <strong>de</strong>r spätere Titularerzbischof Marcinkus allerdings eher durch eine<br />
an<strong>de</strong>re prominente Rolle bekannt gewor<strong>de</strong>n: <strong>de</strong>r päpstliche Leibwächter, <strong>de</strong>r Paul VI. vor<br />
einem Messer-Attentäter in Manila schützte und Johannes Paul II. nicht von <strong>de</strong>r Seite wich.<br />
Marcinkus stammte aus Cicero im US-Bun<strong>de</strong>sstaat Illinois, einem Vorort von Chicago und<br />
Zufluchtsort eines gewissen Al Capone, was für mehr o<strong>de</strong>r weniger witzige Anspielungen<br />
sorgte, wenn vom Banker <strong>de</strong>s Vatikans und seinen Geschäftspartnern die Re<strong>de</strong> war. Bis zu<br />
seiner Berufung nach Rom habe er von Geld nur soviel Ahnung gehabt, wie dies mit <strong>de</strong>m<br />
VI.