STRASSENBAHN MAGAZIN Berlin: 25 Jahre nach dem Mauerfall (Vorschau)
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Betriebe<br />
Auf <strong>dem</strong> Naumburger Markt kreuzen zu Beginn der 1950er-<strong>Jahre</strong> die Tw 10 (Nordwaggon/SSW 1927) und 4 (Bautzen/SSW 1906). Die Strecke<br />
über den Marktplatz stand bis 1976 als Teil der Ringbahn in Betrieb<br />
SAMMLUNG W. SCHREINER, ARCHIV NNJ<br />
Es lebe der Kreisverkehr!<br />
100 <strong>Jahre</strong> Ringschluss in Naumburg Die „Ille“ oder „Wilde Zicke“, wie die Straßenbahn bei den<br />
Einheimischen heißt, beging vom 19. bis 21. September das 100. Jubiläum des Ringschlusses über<br />
den Moritzberg zum Hauptbahnhof. Zwar ist der Ring seit 1991 unterbrochen – man feierte trotz<strong>dem</strong><br />
Neben den Straßenbahnen in Woltersdorf<br />
und Bad Schandau gibt es<br />
seit 2007 einen dritten deutschen<br />
Betrieb, bei <strong>dem</strong> klassische Zweiachser<br />
– in diesem Fall wieder – als tägliches<br />
Verkehrsmittel im Liniendienst stehen.<br />
Bis zur Freigabe von Zuschüssen des Landes<br />
Sachsen-Anhalt sowie der Stadt Naumburg,<br />
die die finanzielle Grundlage des<br />
tägliches Betriebs bilden, legten die Nahverkehrsfreunde<br />
einen mühevollen Weg zurück.<br />
Unzählige Stunden investierten Vereinsmitglieder<br />
in Wagen und Strecke. Viele<br />
der nun in Naumburg vorhandenen Gothaund<br />
Reko-Zweiachser stammen aus <strong>dem</strong><br />
nahegelegenen Jena, wo sie noch bis um die<br />
Jahrtausendwende regulär verkehrten. Zusammen<br />
mit der Stadt Naumburg gelang<br />
es, die Infrastruktur abschnittsweise zu erneuern<br />
– eine Grundvoraussetzung des heutigen<br />
Linienbetriebes. Weitere finanzielle<br />
Unterstützung hat das Land bis 2027 in<br />
Aussicht gestellt. Im Oktober erteilte es neben<br />
<strong>dem</strong> Betriebskostenzuschuss an die Betreiber-GmbH<br />
<strong>dem</strong> Traditionspflegeverein<br />
„Nahverkehrsfreunde Naumburg-Jena e. V.“<br />
einen Förderbescheid über 53.540 Euro,<br />
der zweckgebunden der Fertigstellung des<br />
langjährigen Restaurationsprojekts „Triebwagen<br />
17“ dient. 2015 soll der älteste<br />
Triebwagen der Flotte <strong>nach</strong> über 20 <strong>Jahre</strong>n<br />
wieder einsatzbereit sein.<br />
Festwochenende mit Pferdebahn<br />
Die Straßenbahn in Naumburg selbst ist<br />
zwar schon 122 <strong>Jahre</strong> alt, der Ringschluss<br />
fand jedoch erst 1914 zu Ostern statt. An<br />
dieses Jubiläum erinnerten die Naumburger<br />
vom 19. bis 21. September mit einem zünftigen<br />
Fest und einer Ausstellung sowie Modellbahnschau<br />
im Depot. Während sonst<br />
nur Solowagen den Verkehr abwickeln,<br />
kam zum Jubiläum auch der rot/creme<br />
lackierte Reko-Beiwagen 19 im Abschnitt<br />
Hauptbahnhof – Theaterplatz zum Einsatz.<br />
Außer<strong>dem</strong> fuhren ergänzend zum verstärkten<br />
Fahrbetrieb der Straßenbahn Oldtimerbusse<br />
durch die Stadt.<br />
Zu<strong>dem</strong> pendelte der 1894/1906 für Neuchâtel<br />
gebaute Pferdebahnwagen 133 mit<br />
„zwei Pferdestärken“ zwischen Vogelwiese<br />
und Theaterplatz.<br />
Blick in die Geschichte<br />
Am 15. September 1892 ging zwischen<br />
Hauptbahnhof und „Schwarzes Roß“<br />
(heute Haltestelle „Vogelwiese“) eine<br />
dampfbetriebene Straßenbahn mit einer<br />
Spurweite von 1.000 Millimeter in Betrieb,<br />
um den weit vom Stadtzentrum entfernten<br />
Bahnhof besser anzubinden. Die Strecke<br />
hatte eine Länge von etwa drei Kilometern.<br />
Der leichte Gleisoberbau verursachte starkes<br />
Hin- und Herschaukeln der Wagen –<br />
die Naumburger fanden dafür den Titel<br />
„Wilde Zicke“.<br />
28 <strong>STRASSENBAHN</strong> <strong>MAGAZIN</strong> 12| 2014