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Von der Gnadenwahl

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<strong>der</strong> einige Gott heißet, außer Grund, Stätte und Zeit in sich selber wohnend<br />

verstanden werde und an keinem Orte son<strong>der</strong>lich betrachtet werde mit einer<br />

son<strong>der</strong>lichen Wohne (Wohnung). Willst du aber wissen, wo Gott wohnet, so<br />

nimm weg Natur und Kreatur, alsdann so ist Gott alles. Nimm weg das ausgesprochene<br />

geformte Wort, so siehest du das ewigsprechende Wort, das <strong>der</strong> Vater<br />

im Sohne ausspricht, und siehest die verborgene Weisheit Gottes.<br />

1,28. Sprichst du aber: Ich kann nicht die Natur und Kreatur von mir wegnehmen,<br />

denn so das geschähe, so wäre ich ein Nichts. Darum so muß ich mir die<br />

Gottheit durch Bilde einmodeln, dieweil ich sehe, daß in mir Böses und Gutes<br />

ist, so wohl in <strong>der</strong> ganzen Kreatur also verstanden wird.<br />

1,29. Höre, mein Bru<strong>der</strong>, Gott sprach im Mose: Du sollst dir kein Bildnis<br />

machen einiges Gottes, we<strong>der</strong> im Himmel, auf Erden noch im Wasser o<strong>der</strong> in<br />

etwas, anzudeuten, daß er kein Bild sei, auch keine Stätte zu einem Sitze bedürfe<br />

und man ihn nirgend an einem Orte suchen solle als nur in seinem geformten<br />

ausgesprochenen Worte als im Bilde Gottes, im Menschen selber, wie geschrieben<br />

stehet: Das Wort ist dir nahe als nämlich in deinem Mund und Herzen<br />

(Röm. 10,8). Und ist das <strong>der</strong> nächste Weg zu Gott, daß das Bild Gottes in sich<br />

selber allen eingemodelten Bilden, ersinke und alle Bilde, Disputat und Streite<br />

in sich verlasse und an eigenem Wollen, Begehren und Meinen verzage und sich<br />

bloß alleine in das ewige Eine als in die lautere einige Liebe Gottes ersenke und<br />

vertraue, welche er nach des Menschen Fall in Christo in die Menschheit hat<br />

wie<strong>der</strong> eingeführet.<br />

1,30. Dieses habe ich darum etwas weitläufig vorgebildet, daß <strong>der</strong> Leser den<br />

ersten Grund verstehen lerne, was Gott sei und wolle, und daß er nicht einen<br />

bösen und guten Willen in dem einigen unnatürlichen, unkreatürlichen Gotte<br />

suche und daß er aus den Bilden (Abbildhaftigkeit) von <strong>der</strong> Kreatur ausgehe,<br />

wenn er will Gott, seinen Willen und sein ewig sprechendes Wort betrachten,<br />

und wenn er will betrachten, wovon Böses und Gutes urstände, davon sich Gott<br />

einen zornigen, eiferigen Gott nennet. Daß er sich zur ewigen Natur als zum<br />

ausgesprochenen, kompaktierten, geformten Worte und dann zur Natur wende<br />

als zur anfänglichen, zeitlichen Natur, darinnen die Kreation dieser Welt lieget.<br />

1,31. So wollen wir nun den Leser ferner von Gottes Wort, das er aus seinen<br />

Kräften ausspricht, berichten und ihm andeuten die Scheidung als (1) den<br />

Urstand <strong>der</strong> Eigenschaften, daraus ein guter und böser Wille urstände, (2) und zu<br />

was Ende solches unvermeidlich sein müsse, (3) und wie alle Dinge in <strong>der</strong><br />

Unvermeidlichkeit stehen, (4) und wie die Bosheit in <strong>der</strong> Kreatur urstände.<br />

*<br />

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