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Von der Gnadenwahl

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ein Freudenreich werde. Denn wenn in dem ewigen Einen keine Natur<br />

entstünde, so wäre alles stille. Aber die Natur führet uns in Peinlichkeit,<br />

Empfindlichkeit und Findlichkeit ein, auf daß die ewige Stille beweglich werde<br />

und die Kräfte zum Wort lautbar werden. Nicht daß darum das Ewige peinlich<br />

werde, so wenig das Licht vom Feuer peinlich wird, son<strong>der</strong>n daß die feuernde<br />

Eigenschaft in <strong>der</strong> Peinlichkeit die stille Lust bewege.<br />

2,17. Die Natur ist <strong>der</strong> stillen Ewigkeit Werkzeug, damit sie formiere, mache<br />

und scheide und sich selber darinnen in eine Freudenreich fasse, denn <strong>der</strong> ewige<br />

Wille offenbaret sein Wort durch die Natur. Das Wort nimmt in <strong>der</strong> Scienz<br />

Natur an sich. Aber das ewige Eine als <strong>der</strong> Gott Jehovah nimmt keine Natur an<br />

sich, son<strong>der</strong>n wohnet durch die Natur gleichwie die Sonne in den Elementen<br />

o<strong>der</strong> wie das Nichts im Lichte des Feuers, denn des Feuers Glanz machet das<br />

Nichts scheinlich, und da man doch nicht sagen soll ein Nichts; denn das Nichts<br />

ist Gott und alles. Allein wir reden also, damit wir dem Leser könnten unsern<br />

Sinn und Begriff geben.<br />

2,18. Die Natur mit ihrem Urstande in <strong>der</strong> Scienz als in <strong>der</strong> anziehenden<br />

Begierde wird verstanden wie folget: Ich will ein Gleichnis fürstellen vom Feuer<br />

und Licht, damit <strong>der</strong> Leser sich möchte in den wahren Sinn und Verstand in<br />

Beistand göttlicher Kraft einführen.<br />

2,19. Siehe an eine angezündete Kerze, so siehest du ein Gleichnis, beides des<br />

göttlichen und auch des natürlichen Wesens. In <strong>der</strong> Kerze lieget alles untereinan<strong>der</strong><br />

in einem Wesen in gleichem Gewichte ohne Unterschied als das Fette, das<br />

Feuer, das Licht, die Luft, das Wasser, die Erde: Item <strong>der</strong> Schwefel, <strong>der</strong> Mercurius,<br />

das Salz und das Öle, aus welchem das Feuer, Licht, Luft und das Wasser<br />

urständet; da kann man in <strong>der</strong> Kerze keinen Unterschied halten und sagen, das<br />

ist Feuer, das ist Licht, das ist Luft, das ist irdisch. Man sieht keine Ursache des<br />

Schwefels, Salzes noch Öles. Man saget, es ist ein Fettes, und ist auch wahr,<br />

aber alle diese Eigenschaften liegen darinnen, und doch in keinem Unterscheide<br />

<strong>der</strong> Erkenntnis, denn sie stehen alle in gleichem Gewichte in <strong>der</strong> Temperatur<br />

(Ausgewogenheit).<br />

2,20. Also auch in gleichem ist uns zu erkennen von dem ewigen Einen als von<br />

dem verborgenen, unoffenbaren Gott außer <strong>der</strong> ewigen Scienz, das ist: außer<br />

seiner kräftigen Offenbarung seines Wortes. Es liegen alle Kräfte und Eigenschaften<br />

in dem unanfänglichen Gott Jehovah in <strong>der</strong> Temperatur. Aber indem<br />

<strong>der</strong> ewige Wille, welcher <strong>der</strong> Vater aller Wesen und allen Urstandes ist, sich in<br />

<strong>der</strong> Weisheit in einem Gemüte zu seinem Selbst-Sitz und zur Kraft einfasset und<br />

dasselbe Infassen aushauchet, so fasset sich sein Wille in dem Aushauchen<br />

seiner Kraft in <strong>der</strong> Temperatur in dem Ausgehen seiner selber in eine Scienz zur<br />

Schiedlichkeit und zur Offenbarung <strong>der</strong> Kräfte, daß in dem Einen eine unendliche<br />

Vielheit <strong>der</strong> Kräfte als ein ewiger Blick erscheine, auf daß das ewige Eine<br />

schiedlich, empfindlich, sichtlich, fühlich und wesentlich sei.<br />

2,21. Und in <strong>der</strong>selben Scienz o<strong>der</strong> inziehenden Begierde, wie man das etwa<br />

zum Verstande geben könnte, anfänget sich die ewige Natur, und in <strong>der</strong> Natur<br />

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