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18 LIFESTYLE GENERATIONplus+
Oma
WAR GESTERN
[Gp-stm]. Wenn meine Nachbarin ihre Woh -
nung verlässt, wirft sie immer noch einen
prüfenden Blick in den Flurspiegel. Die 63jährige
Göttingerin achtet auf ihr Äußeres,
bevor sie die Straße betritt. „Nur weil ich
gerade Rentnerin geworden bin, muss ich
doch jetzt nicht in Sack und Asche gehen“,
sagt sie. „Eigentlich ist mein Rezept ganz
einfach, ich vermeide einfach, so auszusehen,
wie alte Leute vor 30 Jahren: bläulicher
Kittel, dicke braune Strumpfhose, violette
Dauerwelle und graue Gesichtsfarbe.“
Ließ man sich früher einfach in sein Alter fallen,
sehen die Über-50-Jährigen heute gar
nicht ein, zum alten Eisen gehören zu sollen.
Sie sehen sich jung. Alt ist man, wenn man
sich alt fühlt, alt aussieht, sich alt verhält und
die Interessen alter Menschen hat, so Alters -
forscher. „Ich bin noch lange nicht alt“, sagt
meine Nachbarin. Alte werden immer seltener.
Eine Befragung der Gesellschaft für Kon -
sumforschung ergab, dass sich 73 Prozent
der Deutschen jünger einschätzen als sie
sind, und zwar um etwa 9 Jahre. Zwei Drittel
aller Frauen zwischen 50 und 65 fühlen sich
zu jung, um alt zu sein.
„Das ist doch eine Frage des Selbstver -
trauens“, sagt die Göttingerin. „Wenn ich
mir weiter neue Erfahrungen, Herausfor -
derungen und Abenteuer zutraue, dann bin
ich jung.“ Einen Grund, sich wegen ihres
etwas höheren Alters hängen zu lassen,
kann sie nicht erkennen. Mit den Jahren werden
die meisten Menschen glücklicher, wie
amerikanische Wissenschaftler herausfanden.
Anders als früher wollen Ältere heute
das Beste aus ihrem Leben machen, Stress
und Ärger vermeiden und viel unternehmen,
um sich wohl zu fühlen. Sie haben häufig
mehr Selbstbewusstsein als jüngere und
wissen, was ihnen gut tut. Sie möchten geistig
fit und auch äußerlich attraktiv bleiben.
Das Älterwerden ist schon lange kein Grund
mehr, auf Attraktivität zu verzichten. Über
50-Jährige kaufen heute die Hälfte aller
Gesichtskosmetik, nahezu 50 Prozent von
ihnen bemühen sich um ein modisches
Outfit, mehr als 70 Prozent gehen regelmäßig
zur Schönheitspflege. Das Modebe -
wusst sein der über 50-jährigen ist in den
letzten Jahrzehnten stetig gestiegen. Selbst
unter den 70-Jährigen legen noch über 40
Prozent Wert auf ein attraktives Outfit.
Bei der jüngeren Gruppe 50plus überwiegt
die Zahl der Modebewussten sogar be -
trächtlich.
Dementsprechend wächst bei der Gene -
ration 50plus die Nachfrage nach vielerlei
Wohlfühlangeboten. Leckere gesunde Nah -
rungsmittel, Mode und Anti-Aging-Kosmetik
gehören zu den glücklich machenden Be -
reichen, für die sich ältere Menschen besonders
interessieren, ergaben Untersuchungen
im Auftrag des Bundesministeriums für
Familie und Senioren.
Die Werbewirtschaft hat die selbstbewussten
und zufriedenen Älteren längst entdeckt.
Von Plakaten und Titelseiten strahlen
immer häufiger grauhaarige Models, zeigen
die Ausstrahlung ihrer reiferen Gesichter.
Oftmals unbekleidet fühlen sich die Damen
sichtlich wohl in ihrer Haut und sind stolz auf
ihr Aussehen. Schönheit ist nicht mehr nur
an Jugend und Faltenlosigkeit gekoppelt.
Für die Körperpflegelinie „Dove“ posierte vor
fünf Jahren etwa nicht wie üblich ein 30-jähriges
Model, sondern die damals 96-jährige
Irene Sinclair. Sinclair sollte dem gängigen
Schönheitsideal perfekter Models etwas entgegensetzen.
Faltig wurde zu wunderbar
erklärt.
Auch Stars wie Sharon Stone (54) oder Kim
Basinger (59) leben nicht mehr in ihrer ju -
gendlichen Vergangenheit, sondern tragen
ihr Alter selbstbewusst nach außen. Die
Schauspielerin Christine Kaufmann, mittlerweile
67, erklärte: „Jetzt gilt es, das Recht,
älter zu werden, zu beanspruchen und in
diesem Älterwerden eine eigene Art der
Schönheit zu etablieren.“ Und die Beauty-
Unternehmerin Susanne Kaufmann sagte
der „Zeit“: „Das Alter macht man ja nur im
ersten Augenblick am Äußeren fest. Bei
näherem Kennenlernen definiert sich Alter
viel mehr über Ideen, Gedanken oder Spra -
che. Es ist die geistige Haltung, nicht die An -
zahl der Falten, die das Alter bestimmt.“
Frauen entdecken dabei, das Älterwerden
als Teil der eigenen Persönlichkeit und
Schönheit zu betrachten. Und nicht dem
Schönheitschirurgen aufzutragen, das Un -
auf haltbare aufzuhalten. „So schlimm altert
Donatella Versace“, titelten die Gazetten,
nachdem die 66-jährige Modeschöpferin
nach diversen medizinischen Eingriffen aussah
wie aus einer Freakshow entsprungen.
Doch Gesichtspflege ist auch meiner
Nachbarin wichtig. „Das heißt nicht, dass
ich mir das Ge sicht mit Make-up zukleis-