Magazin für lovecraft'sche Literatur und Phantastik - Luzifer Verlag
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möchte ich Sie entführen. Kommen Sie mit auf eine Reise, auf eine Reise, die die moderne<br />
Science-Fiction noch nicht kennt.<br />
Vorneweg möchte ich jedoch zunächst die Einleitungen loben, die jeder Geschichte voranstehen<br />
<strong>und</strong> oftmals interessanter sind, als die dazugehörige Story. Ganz recht! Venus ist tot enthält zum<br />
Bedauern viel zu viele schwache Storys <strong>und</strong> kaum gute. Dabei fängt die Reise mehr als viel<br />
versprechend an:<br />
1974 schrieb Uwe Anton mit 18 Jahren „Willkommen in der Wirklichkeit“ (1990, überarbeitete<br />
Neufassung). Bis heute hat er die Geschichte immer wieder überarbeitet, sodass nun ein kleines<br />
Juwel als Einstiegsdroge in die Science-Fiction-Welt des Uwe Anton dient. Überraschenderweise<br />
präsentiert sich die erste Story sogleich im surrealen Horrorgewand, das mit Intensität <strong>und</strong> Grauen<br />
trotz thematischer Ähnlichkeiten zu vielen anderen Geschichten auf hohem Niveau mitspielt.<br />
„Der Moment der Wahrheit“ (1977): Carpenter, Androidenjäger, bekommt einen neuen Auftrag:<br />
Ein X-CC-441-Modell ist abtrünnig geworden <strong>und</strong> muss beseitigt werden. Kurzer Inhalt, kurze<br />
Story. Die Pointe funktioniert, auch wenn sie nicht wirklich überraschend kommt. Im Gr<strong>und</strong>e<br />
steht auch gar nicht die Story im Vordergr<strong>und</strong>, sondern das Thema: „Was unterscheidet einen<br />
Menschen von einer Maschine?“ (S. 40) Philosophisch hat Uwe Anton die Geschichte zwar nicht<br />
angelegt – da zielt der Autor dann doch wieder mehr auf die Pointe ab –, aber kleine Denkanstöße<br />
gibt er dennoch. „In der Androidenfabrik“ (1981) bietet ein anderes Setting, doch Gr<strong>und</strong>idee,<br />
Umsetzung <strong>und</strong> Storyentwicklung sind Klone, sodass „In der Androidenfabrik“ gegenüber „Der<br />
Moment der Wahrheit“ deutlich abfällt.<br />
Mit „Heimkehr“ (1980) bricht Uwe Anton zum ersten Überlichtflug in der Geschichte der<br />
Menschheit auf. Doch die Kräfte der Physik geraten außer Kontrolle. Das liest sich interessant?<br />
Ist es auch! Aber an der Umsetzung hapert es. In die gleiche Kerbe schlagen auch „Venus ist tot“<br />
(1981) - Die Idee des Psychplasmaformers ist klasse, aber das Gesamtkonzept ist unstimmig -,<br />
„Die schleichende Revolution“ (1982, Neufassung 1988) - Eine hypnotisierende<br />
Waschmaschine? Die Auflösung zieht die an sich sehr gute Geschichte ins Lächerliche! -, „Das<br />
Schloss“ (1989) - Ein Adventure-Game aus Sicht der Spielfigur. Vor 20 Jahren konnte die Idee<br />
vielleicht zünden, heutzutage gibt es nur noch einen Gandenpunkt - <strong>und</strong> „Jurassic Mark“ (1995)<br />
- Höchst amüsant <strong>und</strong> ironisch spitz, aber leider ist sie etwas zu sehr auf die Spitze getrieben<br />
worden.<br />
Ach, die Flops werden garantiert von richtig guten Geschichten ergänzt? Zwei hervorragende<br />
habe ich bereits oben genannt. Und zwei weitere sind vorhanden. Nur zwei? Nur zwei!<br />
„Galaabend im Hypersensio“ (1981): Die Zukunftsmusiker sind darauf konditioniert keine<br />
Gefühle zu empfinden, aber Gefühle im Publikum zu erzeugen, die sich in Visionen äußern.<br />
Eigentlich ist „Galaabend im Hypersensio“ eine tragische Liebesgeschichte, die aber auf<br />
Umwegen in Szene gesetzt wird. Gefühlvoll, atmosphärisch, berauschende Bilder <strong>und</strong> ein wenig<br />
Horror. „Roboterlogik“ (1988): HUGHE weigert sich den Befehlen Felix' zu gehorchen; er beruft<br />
sich auf die Asimov'schen Gesetze: Es könnten Menschen zu Schaden kommen. Uwe Anton<br />
verdreht die Robotergesetze von Asimov bzw. stellt die negativen Aspekte in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Immer wieder sorgt die Story für Schmunzler, denn „Roboterlogik“ ist eine spaßige Story, die die<br />
Asimov'schen Gesetze gekonnt auf die Spitze treibt.<br />
Was bleibt übrig? Genau! Mittelmaß. Viel Mittelmaß! „Das Gitter“ (1980), „Ich liebe deinen<br />
Stolz <strong>und</strong> deine Einsamkeit“ (1981), „Ein kurzes vertrauliches Gespräch mit den<br />
Herausgeber“ (1982), „Roboter im Warnstreik“ (1982, Neufassung 1988), „Das große kleine<br />
Schiff“ (1983).<br />
Fazit<br />
Venus ist tot steigt gleich mit zwei hervorragenden Geschichten ein, nur um im Folgenden mit<br />
Enttäuschungen um sich zu schlagen. Dies hat weniger mit den grauen Haaren der Geschichten zu<br />
tun – ihr Alter merkt man den Geschichten selten an –, sondern an der Umsetzung, der