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Magazin für lovecraft'sche Literatur und Phantastik - Luzifer Verlag

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Müller <strong>und</strong> Schindler als eigenständige Publikation erschien.<br />

Titel: Das Elexier des ehrwürdigen Pater Gaucher<br />

Autor: Alphonse Daudet<br />

<strong>Verlag</strong>: <strong>Verlag</strong> Müller <strong>und</strong> Schindler<br />

Umfang: 31 Seiten<br />

ISBN: Nicht vorhanden<br />

Preis: Variiert, da nur noch antiquarisch erhältlich<br />

Zum Inhalt:<br />

Das Prämonstratenserkloster zu Graveson ist über die Jahre in<br />

ärmliche Verhältnisse geraten. Im Kirchturm fehlen die Glocken, kein<br />

farbiges, mit Bibelepisoden verziertes Glas schmückt die Fenster, die<br />

steinernen Heiligenfiguren der Hallen sind dem Verfall anheim<br />

gegeben <strong>und</strong> die Mönche selbst – mager <strong>und</strong> abgehärmt – boten in ihren löchrigen Kutten ein Bild<br />

des Jammers. Als man sich nun im Kapitel versammelt, um einen Plan zu schmieden, der aus<br />

dieser schrecklichen Miesere helfen soll, bittet der Bruder Gautcher – ein einfältiger, tölpelhafter<br />

Bursche – um das Wort. Er kenne, so seine Verkündigung, eine Rezept seiner seeligen Tante<br />

Bégon für ein sinnliches Gebräu, das sich für gutes Geld verkaufen ließe <strong>und</strong> dem Kloster aus der<br />

Falle des Ruins helfen könne. Der Vorschlag findet bei den Obersten Anklang <strong>und</strong> somit wird den<br />

Bruder Gaucher ein Laboratorium zur Verfügung gestellt, auf das er besagtes Elexier destilliere.<br />

Nur wenig Zeit geht ins Land <strong>und</strong> aus den Bemühungen des Bruder Gaucher entspringt ein<br />

wohlschmeckendes Gebräu, das wie Sonnenschein in den Magen sickert <strong>und</strong> schnell im ganzen<br />

Land bekannt wird. Das Kloster erlebt eine wahre Blütezeit <strong>und</strong> aus dem einstigen Bruder<br />

Gaucher wird der ehrenwerte Pater Gaucher, der nun in den Augen seiner Brüder als<br />

hochwohlgeborene Erscheinung gilt. Das es aber auch hier – wie bei so vielen Dingen – oft mit<br />

dem Teufel zugeht, zeigt diese Geschichte; auch wenn der höllische Abgesandte hier im<br />

verführerischen Gewand des Alkohols daherkommt.<br />

Drüber geschaut<br />

Um seinem Orden aus der Not zu helfen, braut Pater Gaucher eine Elexier, das die<br />

Geschmacksnerven kitzelt <strong>und</strong> den Geist betört. Doch dem w<strong>und</strong>erlichen Gebräu verfallen nicht<br />

nur die Menschen im Lande, sondern auch sein Schöpfer selbst, der sich, geht es um den<br />

Geschmack des göttlichen Gesöffs, lieber auf seine eigene Zunge verlässt. Und so bittet der<br />

Ärmste, man möge ihn von dieser Aufgabe befreien, da er sein schändliches Verhalten <strong>und</strong> die<br />

gottlosen Worte im Rausch gesprochen, nicht mehr ertragen <strong>und</strong> er sich ängstige, dass ihm nach<br />

seinem Tode dadurch der Weg in den Himmel versperrt bleibe. Um ihre reiche Einnahmequelle<br />

jedoch nicht zu verlieren, erteilen ihm seine Brüder nun bei jeder Abendandacht mit dem Gebet<br />

des heiligen Augustinus die Absolution während der Sünde.<br />

Es ist bezeichnend, dass den Mönchen das finanzielle Wohl ihres Klosters wichtiger ist, als das<br />

Seelenheil ihres Bruders, womit sie sich wohl einer der sieben Todsünden schuldig machen<br />

dürften: Habgier.<br />

Das Elexier des ehrwürdigen Pater Gaucher ist ein kleines, augenzwinkerndes Histörchen. Zwar<br />

fehlt es der Geschichte an einem tatsächlichen, phantastischen Bezug, die Handlung jedoch, wird<br />

den Leser schmunzeln <strong>und</strong> innerlich nicken lassen. Es zeigt sich, dass biblische Vorsätze nicht das<br />

Papier wert sind, auf dem sie gedruckt wurden, findet man Wege <strong>und</strong> Mittel, sie zu umgehen. Zu<br />

dem Thema gesellt sich noch ein leichter, schelmischer Ton, der die Lektüre gleich noch um<br />

einige Grad lesenswerter macht.

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