Magazin für lovecraft'sche Literatur und Phantastik - Luzifer Verlag
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Buch in Österreich einen ganz anderen Wert. Wer schreibt, der bleibt. In Österreich gibt es eine<br />
kleinere <strong>Literatur</strong>szene, in der viel experimentiert wird <strong>und</strong> die sich auch an Deutschland<br />
orientiert, weil es hier mehr <strong>Verlag</strong>e gibt. Bei österreichischen Autoren habe ich aber das Gefühl,<br />
dass sie ernster nehmen, was sie schreiben <strong>und</strong> sich auch eher dafür einsetzen, während in<br />
Deutschland der schnelle Ruhm à la Harry Potter angestrebt wird.<br />
Wenn man einen Schritt über den großen Teich macht, dann findet man in USA Verleger, die ihre<br />
Dienstleistungen anbieten <strong>und</strong> Autoren, die sich genau diese Dienstleistungen aussuchen –<br />
während sie als Autoren ihre Werke unter den Arm klemmen <strong>und</strong> damit hausieren gehen. Dort<br />
wird auch nicht geschimpft, wenn ein Verleger seine Dienstleistung – <strong>und</strong> nichts anderes bieten<br />
Verleger ja auch in Deutschland an! – dem Autor verrechnet. Allerdings muss sowohl in<br />
Deutschland als auch in USA die Dienstleistung stimmen, die man sich bezahlen lässt. Und da<br />
kann man in Deutschland nicht immer die Qualität finden, die man sich wünscht.<br />
Allerdings sollten sich Autoren auch vor Augen führen, dass Verleger ihre (Lebens-)Zeit für ein<br />
Buch verwenden, von dem sie nicht einmal wissen, ob es anderen Lesern genauso gut gefällt wie<br />
ihnen <strong>und</strong> mitunter großen Verlust machen. Voraussetzung für gute <strong>Verlag</strong>sarbeit ist jedoch, dass<br />
der Autor weiß, was er will <strong>und</strong> da hapert es immer noch bei den Autoren. Viele wollen „einfach<br />
nur schreiben“ <strong>und</strong> vergessen, dass dahinter eine Menge Logistik <strong>und</strong> Handwerk steckt. Meine<br />
Autoren müssen mit mir durch den ganzen Prozess gehen, ich verschone sie auch nicht mit<br />
Kalkulationstabellen, wenn nötig. Das ist manchmal ganz schön hart ...<br />
CL: Wird der W<strong>und</strong>erwaldverlag in Zukunft nun mehr zum Heftroman tendieren oder wird es<br />
auch weiterhin Bücher beziehungsweise neue Bücher im Programm geben?<br />
Michaela Stadelmann: Ich werde langfristig auf Heftromane <strong>und</strong> gelegentliche<br />
Buchpublikationen umstellen, die sich auf die Romanserie beziehen. Hefte sind schneller <strong>und</strong><br />
günstiger produziert. Ich habe es gerade wieder erlebt, dass sogar Studenten der<br />
Buchwissenschaften oder der <strong>Literatur</strong> das schnelle Erfolgserlebnis schätzen, das man hat, wenn<br />
man nur 52 Seiten Heftroman aus dem Karton der Druckerei holt, wobei der Inhalt natürlich am<br />
wichtigsten ist!<br />
CL: Der W<strong>und</strong>erwaldverlag ist ja nun ein (Klein)<strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> viele Leser sind sich der Fülle der<br />
<strong>Verlag</strong>swelt gar nicht bewusst, suchen also oft nicht nach interessanten <strong>Verlag</strong>en, sonder kaufen<br />
sich lieber den x-ten Bestseller eines der großen <strong>Verlag</strong>shäuser. Eine naseweise Natur würde nun<br />
vielleicht fragen, wozu dann eigentlich Kleinverlage, wo ihr Stellenwert doch so gering erscheint?<br />
Michaela Stadelmann: Es ist tatsächlich nicht leicht, sich als Kleinverlag zu behaupten, weil<br />
man nicht den Glorienschein der großen <strong>Verlag</strong>e mit sich herumträgt. Demzufolge gibt es<br />
natürlich auch viel mehr Anfeindungen, ausgleichend aber auch tolle Erfolgserlebnisse. Wenn es<br />
um den Stellenwert der Kleinverlage geht, habe ich mich mal mit Dr. Beckschulte, dem Leiter der<br />
MVB-Agentur (allgemein als Börsenverein des Buchhandels bezeichnet), unterhalten. Seine<br />
Meinung ist, dass die Branche hauptsächlich von der Apfelessig-<strong>Literatur</strong>, nicht von den<br />
Bestsellern lebt (<strong>und</strong> er muss es ja wissen), was schon rein mengenmäßig logisch ist. Außerdem –<br />
<strong>und</strong> das darf man nicht vergessen – haben viele Bestsellerautoren in kleineren <strong>Verlag</strong>en<br />
angefangen <strong>und</strong> sich dann „hochgeschrieben“. Dass die oberen Ebenen den Mainstream bedienen,<br />
ja mei, das hängt wiederum von anderen Faktoren ab, die die Macher der Branche vorgeben. Aber<br />
alles, was in Deutschland erscheint, spiegelt die Kultur des Landes wieder. Und gerade die<br />
unabhängigere Kleinverlagsszene prägt die <strong>Literatur</strong> mit, denn wo kann man bei relativ geringem<br />
Risiko neue Sachen ausprobieren? Wenn ein Genre es dann zum großen <strong>Verlag</strong> geschafft hat, ist<br />
das auch eine tolle Sache. Dass der Kleinverlag damit aber unter Umständen gar nichts verdient,<br />
nun ja, damit muss man leben. Das ist wohl so bei Pionieren (welch hehre Formulierung ...)