Magazin für lovecraft'sche Literatur und Phantastik - Luzifer Verlag
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Zweitens – <strong>und</strong> das ist für mich der wichtigste Punkt – bekomme ich pro Woche zwei bis drei<br />
Zuschriften von Autoren, die unzufrieden mit ihrem <strong>Verlag</strong> sind <strong>und</strong> ihr Buch woanders platzieren<br />
möchten. Wenn man nachhakt, stellt sich fast immer heraus, dass sie sich vor der Zusammenarbeit<br />
mit dem anderen <strong>Verlag</strong> überhaupt nicht mit der Branche auskannten <strong>und</strong> hinterher deshalb auch<br />
nicht mit dem Ergebnis zufrieden sind. Entweder wussten sie nicht, was sie eigentlich haben<br />
wollten oder konnten aufgr<strong>und</strong> fehlender Kenntnisse nicht sagen, was ihnen nicht gefällt. Das ist<br />
übrigens nicht nur bei den geschmähten DKZVs, also Druckkostenzuschussverlagen, so, sondern<br />
auch bei anderen, „seriösen“ <strong>Verlag</strong>en. Autoren sind dann sauer <strong>und</strong> tun das leider gerne auch im<br />
Internet k<strong>und</strong>, statt sich direkt mit dem Verleger auseinanderzusetzen, aber das ist ein anderes<br />
Thema.<br />
Fakt ist: Der Lit.Limbus ist eine günstige, aber definitiv keine billige Möglichkeit, mit Autoren,<br />
die Schreib- <strong>und</strong> Vermarktungserfahrung sammeln möchten, Texte herauszugeben, ohne sich<br />
finanziell zu ruinieren. Wenn dabei eine weitere Zusammenarbeit entsteht, freue ich mich<br />
natürlich. Die Erfahrungen, die ein Autor bei mir sammelt, kann er oder sie später bei der<br />
„großen“ <strong>Verlag</strong>ssuche verwenden. Ich hoffe, dass diese Arbeitsweise auf lange Sicht die<br />
Spannungen zwischen Autoren <strong>und</strong> Verlegern etwas mindert <strong>und</strong> Autoren vor allem den Mut<br />
haben, sich selbst mit ihrem Werk zu präsentieren, woran es in Deutschland derzeit immer noch<br />
hapert. Aber auch das wäre eine längere Antwort auf eine weitere Frage …<br />
CL: Du erwähntest, dass es in Deutschland den (Jung)Autoren an Mut mangeln würde, ihre<br />
Werke zu präsentieren. Worauf stützt sich diese Aussage <strong>und</strong> würdest du sagen, dass es bei<br />
ausländischen Autoren anders ist?<br />
Michaela Stadelmann: Zunächst einmal ist es Fakt, dass viele (Jung-)Autoren begeistert zu BoD<br />
gehen <strong>und</strong> dann tief enttäuscht sind, wenn ihr Buch nicht über Nacht zum Bestseller wird. Wenn<br />
man sie darauf hinweist, dass ohne Werbung gar nichts läuft, werden sie ganz mutlos <strong>und</strong> sagen:<br />
Was soll ich denn tun? Dabei bietet nicht nur BoD ziemlich gute Vertriebshilfen (natürlich gegen<br />
Geld) an.<br />
Wenn sie dann zum nächsten <strong>Verlag</strong> oder zur nächsten Print-on-Demand-Plattform laufen <strong>und</strong> es<br />
wieder nichts mit dem Weltruhm wird (weil sie nichts dafür tun), passiert etwas psychologisch<br />
sehr Interessantes: Ganz wenige raffen sich auf <strong>und</strong> schreiben einen Masterplan, wie sie ihr Buch<br />
bekannt machen wollen. Das gelingt dann lustigerweise auch mal mehr, mal weniger gut. Der<br />
Rest – ich würde sagen, es sind 95 Prozent –, zieht sich in die Schmollecke zurück. Ganz typisch<br />
deutsch – auch das wird nicht gern gehört – wird mit dem bisschen, was über die Branche<br />
herausgef<strong>und</strong>en wurde, verglichen, was es sonst noch auf dem Markt gibt <strong>und</strong> darüber gerichtet.<br />
Da werden DKZV mit BoD, Kleinverlagen <strong>und</strong> epubli in einen Topf geworfen <strong>und</strong> leider auch<br />
jeder, der mehr Erfolg hat, niedergemacht. Das sind meine (nüchtern betrachteten) Erfahrungen<br />
der letzten Jahre, was ich psychologisch hochinteressant finde.<br />
Was genau wollen Autoren also ausleben? Wollten sie tatsächlich berühmt werden, würden sie<br />
sich sagen: Jeder ist seines Glückes Schmied! <strong>und</strong> loslegen, statt so viel Energie mit ihrer<br />
Missgunst zu vergeuden, was ihnen ja nicht gut tut <strong>und</strong> der Branche auch nicht. Lieber gehen sie<br />
zum nächsten Anbieter, geben Geld aus <strong>und</strong> jammern hinterher, dass sie ärmer geworden sind,<br />
statt die Verantwortung für ihr Buch selbst in die Hand zu nehmen.<br />
Weiterhin habe ich jetzt schon einige (BoD-)Autoren-Diskussionen erlebt bzw. habe daran<br />
teilgenommen, in denen viele gute Ideen auf den Tisch kamen – <strong>und</strong> davon fast keine realisiert<br />
wurde, weil es schwierig zu sein scheint, dem anderen zuzuhören. Das mag jetzt böse klingen,<br />
aber die narzisstische Tendenz in der Branche ist unübersehbar.<br />
Andere Autoren in anderen Ländern: Da muss man gar nicht weit weggehen. Zum Beispiel hat ein