Magazin für lovecraft'sche Literatur und Phantastik - Luzifer Verlag
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Olaf Kemmler: Zu Gast bei Meister Pforr<br />
Nachdem Carl Friedrich Cotta bei seiner Zeitung in Ungnade gefallen ist, muss der Reporter über<br />
Geistererscheinungen <strong>und</strong> Ähnliches berichten, dass er bisher stets als Trick entlarven konnte. Auf<br />
dem Weg nach Heidelberg, wo ein Apotheker im Ruf steht, Gold machen zu können, hört er in der<br />
Kutsche die Geschichte eines Hexenmeisters der in einem kleinen Dorf im Odenwald residieren<br />
soll. Der Hexenmeister – so sagt man – baue menschliche Herzen in Maschinen ein, um diese zu<br />
beleben. Während einer Rast beschließt Cotta, sich sogleich auf die Suche nach diesem<br />
Hexenmeister zu machen.<br />
Michael Knoke: Die Schattenuhr<br />
Nach langen Jahren ohne Kontakt erhält Robert Thompson unvermittelt eine Einladung seines<br />
Bruders George <strong>und</strong> dessen Frau Claudine, die beiden auf ihrem Anwesen zu besuchen. Das<br />
seltsame Haus übt eine bedrückende Stimmung auf Robert aus, das Innere liegt in scheinbar<br />
immerwährendem Halbdunkel, Ecken <strong>und</strong> Winkel scheinen durch Bodenabsenkungen<br />
verschoben. Auch George <strong>und</strong> Claudine wirken zeitweise seltsam abwesend, obwohl die<br />
Atmosphäre des Hauses ihre musischen Talente fördert. Während seiner Streifzüge auf dem<br />
Anwesen findet Robert bizarre Hinweise auf die Geschichte <strong>und</strong> die früheren Bewohner des<br />
Hauses.<br />
„Im Bett lauschte ich dem kalten Wind, wie er seine Melodie der Hoffnungslosigkeit <strong>und</strong><br />
Verlorenheit um die spitzen Giebel des Hauses ertönen ließ. Dann fiel ich in einen unruhigen<br />
Schlaf, angefüllt mit unverarbeiteten Eindrücken <strong>und</strong> verborgenen Ängsten, die mir verworrene<br />
Albträume bescherten, während der Wind lauter <strong>und</strong> immer lauter heulte.“ (Michael Knoke: Die<br />
Schattenuhr)<br />
Meinung:<br />
Mit DIE SCHATTENUHR legt Herausgeberin Nina Horvath den ersten Band der geplanten Reihe<br />
DIE BIZARRE WELT DES EDGAR ALLAN POE vor. Fünf Geschichten sollen den Leser in<br />
eben jenes absonderliche Reich entführen, das eher in einem Zustand des Geistes gesehen werden<br />
darf, denn in einem geographisch festgelegten Ort.<br />
Und tatsächlich gelingt es den fünf Autoren, fiebrige Fantasien zu erschaffen, die in Motiven <strong>und</strong><br />
Stimmungen den Geschichten Poes ähneln. Bisweilen tritt der dieser sogar - in Andreas Grubers<br />
Geschichte, die Fakt <strong>und</strong> Fiktion um Richard Wagners Zeit in Paris vermischt - in Persona auf.<br />
Am ehesten an eine Geschichte Poes angelehnt, ist Markus K. Korbs JENSEITS DES HAUSES<br />
USHER (trotz der Namensgleichheit nicht in Markus K. Korbs Anthologie enthalten), in der ein<br />
Bew<strong>und</strong>erer von Poes Werk entdeckt, dass mehr Wahrheit in DER UNTERGANG DES HAUSES<br />
USHER steckt, als angenommen. Obwohl das Ende überhastet wirkt, überzeugt die Story mit der<br />
Atmosphäre des versunkenen Hauses Usher. Auch die ersten Seiten von Michaels Knokes DIE<br />
SCHATTENUHR wiederholen anfänglich die Ankunft von Poes namenlosen Protagonisten auf<br />
Haus Usher, bevor die Geschichte eine andere, eigene Richtung einschlägt. Im weiteren Verlauf<br />
lässt die Geschichte zwar weitere Assoziationen zu Poe-Geschichten zu (z.B. DIE MASKE DES<br />
ROTEN TODES), steht aber gr<strong>und</strong>legend auf eigenen Beinen.<br />
Doch nicht nur Edgar Allan Poes Werk stand Pate für die Geschichten in DIE SCHATTENUHR.<br />
Es finden sich ebenso Motive von H. P. Lovecraft (DIE STEINERNE BIBLIOTHEK, DIE<br />
SCHATTENUHR) <strong>und</strong> E. T. A. Hoffmann (ZU GAST BEI MEISTER PFORR). Eine<br />
Abwechslung, die der Sammlung eher gut tut als schadet. Atmosphäre <strong>und</strong> Stimmung<br />
triumphieren hier weitestgehend über die Logik.<br />
Abger<strong>und</strong>et wird der Inhalt von den Biografien der Autoren <strong>und</strong> der Herausgeberin.