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CIV NRW - Cochlear Implant Verband Nordrhein-Westfalen e.V.

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Aktuelle Infos<br />

väterlicherseits in eine Musikerfamilie hineingeboren.<br />

Schon der Großvater, der ebenfalls Ludwig hieß,<br />

war Hofkapellmeister in Bonn. Beethovens Vater Johann<br />

arbeitete ebenfalls als Musiker. Der junge Ludwig<br />

lernte in frühester Kindheit Klavier, Orgel und<br />

Violine. Und ähnlich wie bei Mozart sorgte auch bei<br />

Beethoven der Vater dafür, dass der talentierte Sohn<br />

schon mit sieben Jahren sein erstes öffentliches Konzert<br />

gab. Mit zwölf Jahren veröffentlichte der junge<br />

Ludwig bereits erste eigene Kompositionen unter<br />

dem Künstlernamen „Louis van Beethoven“. Und er<br />

wurde Mitglied der Bonner Hofkapelle, wo er sehr<br />

schnell zum zweiten Hoforganisten aufstieg.<br />

Mit 16 reiste Beethoven zum Studium nach Wien.<br />

Aufgrund des Todes seiner Mutter Maria Magdalena<br />

musste er diese Reise kurzfristig wieder beenden.<br />

Er kehrte nach Bonn zurück und übernahm die Rolle<br />

des Familienoberhauptes für seine beiden jüngeren<br />

Brüder und den alkoholkranken Vater. Trotz dieser<br />

Belastung konnte sich Beethoven weiterhin auf seine<br />

musikalische Ausbildung konzentrieren. 1789 wurde<br />

er Student an der Bonner Universität.<br />

Leben in Wien: 1792 verließ Beethoven Bonn und<br />

zog nach Wien. Dort sollte er bis an sein Lebensende<br />

bleiben. In Wien fand Beethoven mit seiner<br />

Musik sehr bald Einzug in die höheren Adelskreise,<br />

die ihn auch finanziell unterstützten. Zudem lebte<br />

er vom Unterricht und vom Verkauf der Noten seiner<br />

Werke. Deren Erfolg war in Wien allerdings recht<br />

wechselhaft: Seine einzige Oper „Fidelio“ erntete 1805<br />

noch schlechte Kritiken, neun Jahre später wurde sie<br />

vom Wiener Publikum gefeiert.<br />

Ein großes Problem für Beethoven war seine<br />

Schwerhörigkeit, die bereits im Alter von 27 Jahren<br />

einsetzte und zu seiner völligen Ertaubung mit 48<br />

Jahren führte. Er komponierte aber trotzdem immer<br />

weiter, obwohl er seine Spätwerke, darunter die berühmte<br />

„9. Sinfonie“, selbst nicht mehr hören konnte.<br />

Am 26. März 1827 starb Beethoven im Alter von 56<br />

Jahren nach langer Krankheit an Leberzirrhose.<br />

Wie populär er schon damals war, zeigte sich bei<br />

seiner Beerdigung in Wien, zu der sich rund 20.000<br />

Menschen versammelt haben sollen.<br />

Schwerhörigkeit: Eindringlich beschreibt der Komponist<br />

im Laufe seines Schwerhörigenlebens die<br />

charakteristische soziale Isolation des Schwerhörigen,<br />

die Schwerhörigkeit als Krankheit. „So bald<br />

ich tot bin, …, so bittet allein … in meinem<br />

Namen, dass er meine Krankheit beschreibe,<br />

… damit wenigstens soviel als möglich die<br />

Welt nach meinem Tode mit mir versöhnt<br />

werde….“ Dies schrieb Ludwig van Beethoven<br />

1802, gerade 32 Jahre alt, in sein Heiligenstädter<br />

Testament.<br />

Beethovens Hörrohre: Erstes erhielt er 1814 von Johann<br />

Melzel, dem Erfinder des Metronoms. (Mit den Mitteln der<br />

modernen Medizin hätte man ihm wahrscheinlich helfen<br />

können.)<br />

Hört man die 1798 zu Beginn seiner Schwerhörigkeit komponierte,<br />

schwer klingende Klaviersonate D-Dur (op. 10) „largo e mesto“, so glaubt<br />

man, etwas von der Ahnung dieses schweren Weges in der Musik wiederzufinden.<br />

1801, im Alter von 31 Jahren, schildert Beethoven seine<br />

Symptome: Schwerhörigkeit mit Hochtonverlust und Sprachverständlichkeitsverlust,<br />

quälende Ohrgeräusche [Tinnitus], Verzerrungen [Recruitment]<br />

und Überempfindlichkeit für Schall [Hyperakusis]. In einem<br />

Brief an seinen Freund Dr. Franz Gerhard Wegeler (1765 bis 1848) vom<br />

29. Juni beschreibt Beethoven die dissonante Kognition von Menschen<br />

und eigener Musik: „Der neidische Dämon hat meiner Gesundheit einen<br />

schlimmen Streich gespielt, nämlich mein Gehör ist seit drei Jahren immer<br />

schwächer geworden [Schwerhörigkeit]. . . . nur meine Ohren, die<br />

sausen und brausen Tag und Nacht fort [Tinnitus]. . . . Ich bringe mein<br />

Leben elend zu. Seit zwei Jahren meide ich alle Gesellschaften, weils mir<br />

nicht möglich ist, den Leuten zu sagen, ich bin taub. Hätte ich irgend<br />

ein anderes Fach so gings noch eher, aber in meinem Fach ist es ein<br />

schrecklicher Zustand. . . Die hohen Töne von Instrumenten und Singstimmen<br />

höre ich nicht [Hochtonverlust], wenn ich etwas weit weg bin,<br />

auch die Bläser im Orchester nicht. Manchmal auch hör ich den Redner,<br />

der leise spricht, wohl, aber die Worte nicht [Sprachverständlichkeitsverlust],<br />

und doch, sobald jemand schreit, ist es mir unausstehlich [Hyperakusis].“<br />

Beethoven zieht sich aus der Welt der Hörenden zurück. Ein<br />

bestimmender Teil seines Menschseins geht Beethoven unaufhaltsam<br />

verloren. In späten Jahren kommunizierte Beethoven nur über Konversationshefte.<br />

Der kranke Beethoven hatte manchmal Suizidgedanken. Nur<br />

seine Kunst rettete ihn. Der Verlust des Hörens und kühne Kompositionsentwürfe<br />

– eigentlich ein Widerspruch in sich -, und doch waren sie bei<br />

Beethoven vereinbar.<br />

Sein Leichnam wurde zweimal exhumiert, mit Zersägen von Teilen, aber<br />

es wurde keine Erklärung der Schwerhörigkeit gefunden. In der Dissertation<br />

1950 vom Erlenbacher Arzt Forster „Beethovens Krankheiten und<br />

ihre Beurteilungen“ werden viele seiner Krankheiten und Ihrer Folgen beschrieben.<br />

Einen von vielen möglichen Faktoren, die zur Taubheit führten,<br />

sieht Forster in der Typhuskrankheit, von der Teile des Nervensystems in<br />

Mitleidenschaft gezogen wurden.<br />

www.planet-wissen.de // www.deutschesaerzteblatt.de // DER SPIEGEL<br />

Ronald Stein<br />

Ohren erröten |bis über beide Ohren in Arbeit stecken | bis über beide Ohren verliebt sein |bis über beide Ohren verliebt | das Ohrensausen<br />

54 |<strong>CIV</strong> <strong>NRW</strong> News | Ausgabe 2/2013

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