12-2012
HF-Praxis 12-2012
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Messtechnik<br />
Fällen auch Polarisierung und Phaseneigenschaften, entwickelt.<br />
Dieses rasante Wachstum im Bereich der RCS-Technologie hat auf<br />
Grund der zunehmenden Nutzung von Radartechnik im gewerblichen<br />
Bereich und in militärischen Einrichtungen stattgefunden.<br />
Allgemein lautet die Zielstellung für den Einsatz im gewerblichen<br />
Bereich, die Radarreflexion zu verbessern, wogegen es beim Einsatz<br />
im militärischen Bereich darauf ankommt, die Radarreflexion<br />
zu verringern. Ebenso sind Klassifizierung und Erkennung wichtig<br />
für militärische Zwecke, da, bei schlechten Witterungsverhältnissen,<br />
ein Radar das einzige Mittel sein kann, das in der Lage ist,<br />
feindliche Ziele von befreundeten zu unterscheiden.<br />
Der Radarstreuquerschnitt – Was ist das?<br />
Das Messen des Radarstreuquerschnitts von sowohl einfachen als<br />
auch komplexen Zielen ist ein schwieriges und anspruchsvolles<br />
elektromagnetisches Problem, das bereits seit der Erfindung des<br />
Radars besteht. Obwohl die Gesetzmäßigkeiten der elektromagnetischen<br />
Theorie gut entwickelt sind, resultiert die Anwendung<br />
dieser Gesetzmäßigkeiten für eine Prognostizierung des RCS<br />
oftmals in komplexen und umfangreichen Berechnungen. Daher<br />
besteht immer Bedarf darin, Theorien zu überprüfen bzw. zu validieren<br />
oder Vorhersagen zu verifizieren. Solche Prozesse werden<br />
am besten durch Prüfbereichsmessungen ausgeführt.<br />
In einfachen Worten ausgedrückt, ist der Radarstreuquerschnitt<br />
eines Ziels der projizierte Bereich einer elektrisch großen und ideal<br />
leitenden Metallkugel, die die gleiche Energie in dieselbe Richtung<br />
streuen würde, wie die des Ziels. Mit dem Begriff „elektrisch<br />
groß” ist eine Kugel gemeint, die mindestens einen Durchmesser<br />
von mehreren Wellenlängen hat, und einen projizierten Bereich<br />
von πa 2 erzeugt, wobei a der Kugelradius ist. Die Reflexionen der<br />
meisten Ziele variieren erheblich mit dem sich ändernden Aspektwinkel<br />
und der Frequenz, die Reflexion einer elektrisch großen<br />
Kugel ändert sich kaum.<br />
Wenn ein Ziel durch eine elektromagnetische Welle illuminiert<br />
wird, wird ein Teil der Energie wieder in alle Richtungen abgestrahlt.<br />
Die räumliche Verteilung dieser Energie hängt von Größe,<br />
Form und Zusammensetzung des Ziels ab, zudem von der Frequenz<br />
und der Beschaffenheit (der Polarisation) der einfallenden Welle.<br />
Diese Energieverteilung in Richtung und Menge wird Streuung<br />
genannt, und beim Ziel als solchem wird oft vom „Streustrahler“<br />
gesprochen.<br />
Radarstreuquerschnitt (RCS)<br />
Als bistatische Streuung bezeichnet man eine Situation, wenn die<br />
Streuung nicht in Richtung „zurück zur Strahlungsquelle” erfolgt.<br />
Eine Vorwärtsstreuung liegt also dann vor, wenn der bistatische<br />
Winkel 180° beträgt. Man spricht von monostatischer Streuung,<br />
wenn Empfänger und Strahlungsquelle an derselben Stelle liegen,<br />
wie das bei einem Einzelradar der Fall ist. Dieser Fall wird<br />
zu einem späteren Zeitpunkt unter Verwendung eines tragbaren<br />
Vektornetzwerkanalysators MS2038C von Anritsu untersucht.<br />
Offensichtlich als Nebenerscheinung der Antennenforschung und<br />
-konstruktion wird diese räumliche Verteilung der gestreuten Energie<br />
bzw. gestreuten Leistung durch einen Querschnitt gekennzeichnet,<br />
ein fiktives flächiges Objekt des Ziels. Eine Antenne wird oft so<br />
betrachtet, als hätte sie eine „Nutzflächen-Apertur“, die Energie<br />
aus der einfallenden Funkwelle extrahiert. Die an den Endgeräten<br />
der Empfangsantenne zur Verfügung stehende Leistung kann als<br />
das Produkt aus der einfallenden Energiedichte und einer Nutzfläche,<br />
die dieser Energie ausgesetzt ist, dargestellt werden. Die<br />
durch ein Radarziel reflektierte bzw. gestreute Energie kann als<br />
Produkt aus einer Nutzfläche und einer einfallenden Energiedichte<br />
Bild 2: Konzept des Radarstreuquerschnitts<br />
ausgedrückt werden. Allgemein wird diese Fläche als Streuquerschnitt<br />
bezeichnet. Für Richtungen außer der Rückstreuungsrichtung<br />
zum Radar hin wird sie als bistatischer Querschnitt bezeichnet.<br />
Wenn die Richtung gleich der Rückstreuungsrichtung zum Radar<br />
hin ist, wird die Fläche monostatischer Rückstreuungsquerschnitt<br />
oder auch Radarstreuquerschnitt genannt. In der Pionierzeit der<br />
Radarforschung war die Bezeichnung Rückstrahlfläche verbreitet,<br />
und bisweilen haben Forscher „Nutzflächen“ definiert, die<br />
mit der Geometrie eines Glattblechs verglichen werden konnten.<br />
Allgemein kann man sagen, dass ein Ziel aus vielen einzelnen<br />
„Streustrahlern“ besteht. Diese Streustrahler können vektoriell<br />
zusammengefügt werden, um ein Gesamtstreuungsfeld zu erhalten.<br />
Da die Streuungsfelder stark vom Einfallswinkel abhängen,<br />
schwankt der Streuquerschnitt schnell, wenn sich die Geometrie<br />
der einfallenden Welle ändert. Daher kann festgestellt werden, dass<br />
der Streuquerschnitt nicht konstant ist, sondern vielmehr stark von<br />
den Winkeleigenschaften des Ziels und von der Richtung, aus der<br />
das Ziel gesehen wird, abhängt.<br />
Der Radarstreuquerschnitt (RCS, wie in Bild 2) ist ein Maß<br />
für das Vermögen eines Ziels, Radarsignale in Richtung des<br />
Radarempfängers zu reflektieren. Das heißt, es handelt sich um ein<br />
Maß, mit dem das Verhältnis zwischen Rückstreuungsenergie in<br />
Richtung des Radars (vom Ziel aus) und Energiedichte, die durch<br />
das Ziel aufgefangen wird, ausgedrückt wird. Da in der Definition<br />
von RCS die rückgestreute Energie als die auf der Oberfläche<br />
einer Kugel verteilte Energie angenommen wird, kann ein kleiner<br />
Teil dieser über die Fläche (4·π·r 2 ) verteilten Energie vom Radar<br />
empfangen werden. Der Radarstreuquerschnitt wird gewöhnlich<br />
durch den griechischen Buchstaben σ (sprich „Sigma“) dargestellt<br />
und hat Flächenmaßeinheiten (m²). Diese Größe hängt von drei<br />
Faktoren ab:<br />
1. Geometrischer Querschnitt:<br />
Der geometrische Querschnitt (Geometric Cross Section) bezieht<br />
sich auf eine Fläche, die das Ziel für die durch das Radar übertragenen<br />
Wellen darstellt, bzw. dessen Projektionsfläche. Diese Fläche<br />
variiert in Abhängigkeit vom Aspektwinkel, den das Ziel gegenüber<br />
dem Radar hat. Mit anderen Worten: Der Aspektwinkel bestimmt<br />
die Projektion des geometrischen Querschnitts des größten Ziels,<br />
das von der einfallenden Welle auf dem Ziel „erkannt“ wird. Ein<br />
direkter „frontaler” Einfall auf dem geometrischen Querschnitt<br />
erzeugt daher die größte Reflexion! Alle anderen Betrachtungswinkel<br />
(d.h. Aspektwinkel) erkennen effektiv nur einen Teil des<br />
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