Welt Auge - Volker Steinbacher
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Spanien<br />
Cruz de Ferro (Jakobsweg)<br />
Seit Mai 2005 steht der <strong>Auge</strong>nstein auf einem<br />
Haufen anderer Steine unterhalb des Cruz de<br />
Ferro (eisernes Kreuz). Der Berg mit dem Cruz<br />
de Ferro liegt auf dem spanischen Teil des Pilgerweges<br />
nach Santiago de Compostela, er<br />
markiert nach langem Wandern auf der trockenen,<br />
eintönigen Hochebene der spanischen<br />
Meseta den Einstieg in die grüne Mittelgebirgslandschaft<br />
Galiciens.<br />
Der Stein sieht die Pilger den Berg hinaufschnaufen,<br />
beladen mit ihren kleinen und großen<br />
Problemen. Diese Probleme, symbolisiert durch<br />
Steine aller Größen, laden die Pilger traditionell<br />
auf einem großen Haufen vor dem Cruz de Ferro<br />
ab. Im Laufe der Jahre wuchs dieser Haufen auf<br />
eine beträchtliche Größe.<br />
Für viele Menschen bedeutet Pilgern das Betrachten ihres Alltags mit seinem Arbeits-, Beziehungs-,<br />
Lebensproblemen aus einer räumlichen Distanz, einer Distanz die Entscheidungen vorbereitet, einleitet<br />
oder beschleunigt. So dokumentieren kleine Photos von Verflossenen oder zerknüllte Zigarettenschachteln,<br />
an den Stamm des Cruz de Ferro geheftet, den Abschied von geliebten Menschen oder<br />
lieb gewonnenen Angewohnheiten.<br />
Im wahrsten Sinne des Wortes „erleichtert“ überschreiten die Pilger den Berg und freuen sich auf das<br />
Ziel ihrer Reise: Santiago – noch 230 km entfernt.<br />
Joachim Krause und Sören Noll, Frankfurt/Main<br />
2005