Welt Auge - Volker Steinbacher
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Uruguay/ Argentinien<br />
Rio de la Plata<br />
Als ich gefragt wurde, ob ich beim Projekt "Weg der Steine" mitmachen könnte, habe<br />
ich mich sehr gefreut. Allerdings war ich am Anfang etwas enttäuscht, dass ich<br />
nicht in Argentinien sondern in Uruguay, meinen Stein platzieren sollte, da mich<br />
mit Argentinien sehr viel mehr verbindet, und mir sofort eine Menge Ideen für<br />
Plätze kamen.<br />
In Argentinien gab es nun aber schon drei Steine und in Uruguay keinen einzigen.<br />
Also habe ich einen Ort gewählt, der beide repräsentiert und vor allen Dingen einen<br />
Teil der Geschichte Südamerikas erzählt, der niemals vergessen werden sollte.<br />
Ich habe meinen Stein in den Rio de la Plata geworfen, der zwischen Argentinien und<br />
Uruguay liegt. Der Stein sieht dort die Seelen etlicher Desaparecidos (Verschwundenen),<br />
die in den Militärdiktaturen in den 70er und 80er Jahren tot bzw. auch<br />
lebendig in Plastiksäcken in den Fluss geworfen wurden.<br />
Bei den Desaparecidos handelt es sich um Menschen, die (als politische Gegner bzw.<br />
teilweise fast beliebige missliebige Personen) von Sicherheitskräften verhaftet<br />
oder verschleppt wurden, ohne dass ihre Angehörigen danach jemals wieder von ihnen<br />
gehört hätten.<br />
So verschwanden in dieser Zeit tausende von Menschen, deren Verbleib bis heute<br />
überwiegend nicht geklärt werden konnte.<br />
Die Schätzungen über die Zahl der dauerhaft Verschwundenen variieren je nach<br />
Quelle. Allein für Chile gilt die Zahl von mindestens tausend Toten als gesichert.<br />
In Argentinien konnten die Morde an ca. tausend Menschen im Detail bewiesen werden.<br />
Die Zahl der unter der Diktatur dauerhaft verschwundenen Menschen wird in seriösen<br />
Schätzungen von Menschenrechtsgruppen mit etwa 30000 angegeben.<br />
Und auch heute ist dieser grausame Teil der Geschichte hier sehr präsent. Es ist ja<br />
auch noch nicht so lange her.<br />
(Göttingen, Mai 2006)<br />
Frida Meissner, Buenos Aires<br />
2006