Welt Auge - Volker Steinbacher
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Marshallinseln<br />
Uliga<br />
YOKWE YUK = LOVE TO YOU!<br />
Mit inzwischen nur noch drei weiteren Steinen (und unserem Medium) bin ich von Kiribati zu den noerdlich<br />
gelegenen Marshall-Inseln geflogen, wo ich auf einer Mauer an der Haupstrasse in Uliga liege. Fast die Haelfte<br />
der 65 000 Marshallesen lebt auf einem langen Landstreifen von Majuro, der aus den Abschnitten Delap, Uliga<br />
und Darrit besteht, kurz D-U-D genannt und geschrieben. Ich sehe auf der anderen Seite der Strasse die<br />
Gebaeude der Insel-Verwaltungen von Rongelap und Bikini. Dass die hier sind, hat nur einen Grund: Die Atolle<br />
sind nach den 67 Nuklearbombentests der Amerikaner in den 40er/50er Jahren praktisch unbewohnbar. Es<br />
wuerde noch mehrere hundert Millionen US-Dollar kosten, Sand und Erde auszutauschen und die Inseln von der<br />
Radioaktivitaet zu befreien. Ich beobachte das Kommen und Gehen vor den Rathaeusern und denke, dass dieser<br />
Platz hervorragend dafuer geeignet ist, gegen Atomwaffen und andere Massenvernichtungsmittel zu<br />
demonstrieren.<br />
1946 hatten die Amerikaner die 161 Bewohner von Bikini umgesiedelt, um dort die erste von 23 Bomben zu<br />
zuenden. In den 70er Jahren liessen die US-Stellen verlauten, dass die Insulaner wieder zurueck nach Bikini<br />
koennten. Das war eine Luege. Die Menschen, die sich wieder dort niedergelassen hatten, wurden<br />
grosser Radioaktivitaet ausgesetzt und mussten die Insel schliesslich wieder verlassen. Die 82 Menschen von<br />
Rongelap wurden im Maerz 1954 dem Fallout der Wasserstoffbombe Bravo ausgesetzt. Die Amerikaner hatten<br />
sie in 160 Kilometer Entfernung ueber Bikini gezuendet und dabei einfach die Warnungen der<br />
Meteorologen ignoriert. Erst drei Tage spaeter wurde Rongelap evakuiert. Die Opfer litten an Haarausfall,<br />
schlimmen Hautverbrennungen und dergleichen mehr. Viele starben bald oder an den Spaetfolgen der hohen<br />
Radioaktivitaet. 1957 schickten die Militaers die Menschen zurueck nach Rongelap. In einer spektakulaeren<br />
Aktion brachte Greenpeace sie 1985 mit der Rainbow Warrior auf die Insel Mejato. Die USA bildeten fuer eine<br />
Wiedergutmachung 1995 einen Trust-Fonds von 45 Millionen Dollar.<br />
Die Amerikaner sind uebrigens immer noch hier mega-praesent. Das Kwajalein-Atoll ist eine US-Militaerbasis<br />
und ein grosses Testgebiet. Raketen - etwa abgeschossen auf der 6760 Kilometer entfernten Air-Force-Base<br />
Vandenberg in Kalifornien - schlagen in der Lagune des Atolls ein.<br />
Martin Feldmann, Frankfurt/Main<br />
2006