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Hanno Richter - Boku

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Name ist ja sogar "Differenzierungszone"! Da die Differenzierung der Leitelemente im<br />

Zentralzylinder von außen nach innen fortschreitet, müssen wir annehmen, dass neben<br />

toten, bereits voll ausgebildeten Leitelementen in der Zone der Wurzelhaare auch noch<br />

lebende Tracheiden und Gefäßglieder mit protoplasmatischem Wandbelag vorhanden<br />

sind. Ob sich diese unreifen Elemente irgendwie am Transport des Wassers beteiligen,<br />

ist nicht ganz klar. Manche Leute vermuten, dass sie eine spezielle Rolle bei der Ein-<br />

schleusung der Nährionen in den Wasserstrom des Xylems spielen. Das könnte sich so<br />

abspielen: Der Transport von essentiellen Mineralstoffen, der ja symplasmatisch erfolgt,<br />

könnte bis in die noch lebenden Tracheiden und Gefäßglieder gehen. Wenn dann der<br />

Protoplast abstirbt, befinden sich diese Nährelemente ohne Aufwand von zusätzlicher<br />

Energie für aktives Ausschleusen durch das Plasmalemma im Apoplasten.<br />

Wir sind jetzt an einer wichtigen Stelle im Transportweg angelangt: Der Radialtrans-<br />

port in der Wurzel ist zu Ende, er geht bei Erreichen der Tracheen und Tracheiden des<br />

Xylems in einen Axialtransport über. Dieser findet in toten Elementen statt, in denen das<br />

Wasser unter Zugspannungen von erstaunlicher Höhe steht, wie Sie ja wissen. Eine<br />

technische Saugpumpe kann maximal einen Sog von 1 bar herstellen, während in den<br />

toten Xylemelementen viele Dutzend bar an Unterdruck herrschen. Sie wissen sicher,<br />

was passiert, wenn man an einem zu dünnen Schlauch mit einer Vakuumpumpe saugt:<br />

Er kollabiert, und die Leitung wird unterbrochen. Und das geschieht, obwohl die Druck-<br />

differenz nur die zwischen äußerem Luftdruck und einem Vakuum ist, also rund 1 bar<br />

beträgt! Nun ist ja die Struktur von lebenden Pflanzenzellen durchaus auf Festigkeit<br />

gegen Druck angelegt, jedoch gegen Überdruck. Die Zellulosewand ist gebaut wie ein<br />

Netz, gegen das von innen ein "Ballon" (der prall mit Wasser gefüllte Protoplast) drückt.<br />

Um hieraus eine Struktur mit Festigkeit gegen Unterdruck zu entwickeln, musste etwas<br />

entscheidend Neues erfunden werden, nämlich das Prinzip der Lignifizierung. Das drei-<br />

dimensionale Netzwerk dieser hochpolymeren Substanz verleiht den Wänden hohe<br />

Druckfestigkeit.<br />

Welche Drücke können aber eigentlich im Xylem auftreten? Lange war es unbe-<br />

stritten, dass negative Drücke, also Spannungen von vielen Dutzend bar möglich sind.<br />

Erst im Jahre 1994 sind (wieder einmal) gegenteilige Ansichten geäußert worden. A. M.<br />

SMITH publizierte eine Arbeit, in der er auf Grund theoretischer Überlegungen die Mei-<br />

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