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Hanno Richter - Boku

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können:<br />

1) Sie haben die Ausgaben, also die Wasserabgabe an die Atmosphäre, durch einen<br />

ziemlich wasserundurchlässigen Überzug auf den oberirdischen Teilen eingeschränkt.<br />

Dieser Transpirationsschutz tritt uns in der Epidermis als Cuticula aus Cutin, im<br />

Periderm aber als Suberineinlage in den hintereinanderliegenden Zellen des Korks<br />

entgegen. Suberin und Cutin sind bekanntlich hochvernetzte Riesenmoleküle, die aus<br />

höheren Alkoholen und langkettigen Fettsäuren in Esterbindung bestehen. Eine<br />

Verhinderung der Transpiration durch eine solche Sperrschicht bedeutet aber auch eine<br />

starke Reduzierung des Durchtrittes anderer Gase. Davon ist auch das CO2 der Luft<br />

betroffen, das die Pflanze natürlich in großen Mengen benötigt, das aber nur in sehr<br />

geringer Konzentration in der Luft vorkommt. Die primären Hautgewebe, die Epidermen,<br />

verfügen daher über regulierbare Öffnungen im Cuticula-Überzug, die Stomata, sodass<br />

die Abgabe von Wasser und die CO2-Aufnahme optimiert werden können.<br />

2) Die Einnahmen an Wasser, also die Wasseraufnahme aus dem Boden, mussten<br />

gesteigert werden. Dazu wurden die Wasservorräte des Bodens durch ein weit- und<br />

tiefreichendes Wurzelsystem erschlossen. Diese Entwicklung erkauft die höhere Pflanze<br />

mit beträchtlichem Stoff- und Energieaufwand, da ja die Wurzeln selbst garnichts zur<br />

Photosynthese beitragen, aber große Mengen an organischem Material für ihren Aufbau<br />

und für ihren Energiestoffwechsel benötigen.<br />

3) Schließlich musste das Kapital an Wasser dort zum Einsatz gebracht werden, wo es<br />

am dringendsten benötigt wurde. Es wurde daher von den Kormophyten ein spezielles<br />

Fernleitsystem entwickelt, das eine Verteilung des Wassers im Körper und daher den<br />

Nachschub an Stellen erhöhten Bedarfs ermöglicht. Dieses Fernleitsystem ist das Xy-<br />

lem, und auch hier war wie bei der Cuticula der Einsatz eines neuartigen biochemischen<br />

Materials, nämlich des Lignins, erforderlich. Hochpolymere Lignine treten erstmals bei<br />

den Moosen auf, wo sie sich in lebenden Zellen finden. Ihre wahre Bedeutung haben<br />

diese Substanzen aber erst bei den Kormophyten erlangt.<br />

Ohne alle diese Maßnahmen sind Gewebe höherer Pflanzen an der Luft nicht<br />

lebensfähig. Man kann das einfach zeigen: Ein Zylinder aus fleischigem Gewebe, etwa<br />

aus dem Fruchtfleisch des Apfels oder aus der Kartoffelknolle, wird von der Basis her<br />

mit Wasser versorgt, indem man ihn in ein Potometer eindichtet, ein sehr altes Messin-<br />

strument zur Bestimmung der Wasseraufnahme.. Man könnte nun erwarten, dass sich<br />

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