LUZERN: Blick hinter die Postkartenseiten SCHWEIZER MARINE ...
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Porträt<br />
digungskonzept der Schweizer Armee<br />
bekam <strong>die</strong> Innerschweiz eine zentrale<br />
Bedeutung. In den Alpen wollte man<br />
dem Feinde trotzen und baute umfassende<br />
Befestigungsanlagen, das Alpenreduit.<br />
Die Strategen erkannten aber<br />
schnell, dass <strong>die</strong> Gewässer grosse Lücken<br />
in ihr Verteidigungskonzept rissen.<br />
Es galt, den Zugang zur Gotthardfestung<br />
über den Seeweg von Luzern<br />
oder Küssnacht zu versperren.<br />
Die Seeenge zwischen den beiden<br />
markanten Felsnasen bei Vitznau und<br />
Ennetbürgen eignete sich am besten<br />
dazu. Gleich zu Beginn des Zweiten<br />
Weltkrieges wurde <strong>die</strong>ses nur 680 Meter<br />
schmale Nadelöhr durch schwimmende<br />
Hindernisse gesichert. Nur in<br />
der Mitte der Seeenge blieb eine 50 Meter<br />
breite Öffnung, welche im Notfall<br />
geschlossen werden konnte. An beiden<br />
Landzungen wurde eine umfassende<br />
Küstenbefestigung gebaut, Bunker, von<br />
denen aus feindliche Schiffe unter Beschuss<br />
genommen werden konnten.<br />
Umnutzung<br />
Glücklicherweise wurden <strong>die</strong>se Verteidigungsanlagen<br />
nie gebraucht und nach<br />
Ende des Kalten Krieges stand man vor<br />
der Frage: Stilllegung oder Umnutzung?<br />
1000 Meter Stollen, verteilt auf 60 Meter<br />
Höhendifferenz unter und oberhalb der<br />
Kantonsstrasse Vitznau – Gersau lagen<br />
brach. 1995 entschloss man sich, <strong>die</strong><br />
ehemalige Festungsanlage einer umfassenden<br />
Renovation zu unterziehen.<br />
Mittlerweile sind nur noch in einem<br />
der sieben ehemaligen Kampfstände <strong>die</strong><br />
Original-Geschütze vorhanden. Die anderen<br />
Waffen <strong>hinter</strong> den künstlichen<br />
Fels tarnungen wurden demontiert. In<br />
einer Waffenstellung wurde zu Ausbildungszwecken<br />
eine Radarstation eingebaut<br />
und der einstige Muni tionsraum<br />
wurde zum freundlichen Theorieraum<br />
umgebaut. Nebst Schlafräumen für 50<br />
Personen sind auch eine zeitgemässe<br />
Küche, Büros und <strong>die</strong> entsprechenden<br />
haustechnischen Installationen entstanden.<br />
Der ehemalige mufflige Bunker wurde<br />
so im Laufe der Zeit zum modernen<br />
Ausbildungszentrum der Schweizer<br />
Navy, zweideutig bezeichnet als «NaVi»<br />
– <strong>die</strong> Abkürzung für Nase Vitznau.<br />
Vielseitige Ausbildung<br />
Verantwortlicher Fachinstruktor der Marinerekruten<br />
ist Stabs adjutant Claudio<br />
Demarmels. Der gelernte Automechaniker<br />
coacht nicht nur das Kader, er steht<br />
auch bei der nautischen Grundausbildung<br />
der Rekruten an vorderster Front.<br />
Nur 25 Bootsschützen, so <strong>die</strong> offizielle<br />
Bezeichnung der Marinesoldaten, werden<br />
jährlich ausgehoben.<br />
Wer <strong>die</strong> nautischen Voraussetzungen<br />
(Besitz des Schiffsführerausweises und<br />
des SLRG-Brevets) erfüllt und daneben<br />
auch noch mehrsprachig ist, hat <strong>die</strong> besten<br />
Chancen, als Bootsschütze rekrutiert<br />
zu werden. Schliesslich werden <strong>die</strong><br />
Besatzungen auf den Booten bunt zusammengemischt,<br />
da hilft ein Bilingue<br />
schon bei Kommunikationsproblemen.<br />
Natürlich wird auch auf charakterliche<br />
Merkmale geachtet. «Wir bilden keine<br />
Schönwetterkapitäne aus, aber auch keine<br />
Rambotypen», meint der gebürtige<br />
Luzerner Demarmels. «Die Ausbildung<br />
bordmagazin 2009<br />
Links: Schindet ganz<br />
schön Eindruck, das<br />
Kampfboot mit<br />
Maschinengewehr.<br />
Rechts: Bootsschütze<br />
bei der<br />
Überwachung.<br />
Unten: Gut versteckt<br />
ein getarntes P-80<br />
Patrouillenboot.<br />
ist hart und verlangt Vielseitigkeit sowie<br />
Sorgfalt im Umgang mit Geräten.»<br />
Nach der fünfwöchigen militärischen<br />
Grundausbildung bei den Genietruppen<br />
in Brugg werden <strong>die</strong> Bootsschützen auf<br />
ihre Arbeit spezialisiert. Dazu gehören<br />
der Umgang mit dem Funk, eine Radarausbildung<br />
und das Schiessen mit dem<br />
bordmagazin 2009<br />
Maschinengewehr. Für <strong>die</strong> nautische<br />
Ausbildung werden <strong>die</strong> Rekruten dann<br />
in <strong>die</strong> Festung Vitznau verlegt, wobei<br />
das Leben im Bunker gemäss Demarmels<br />
eine grosse Umstellung bedeutet.<br />
Von der Grundausbildung her sind <strong>die</strong><br />
Bootsschützen Sonnenlicht und Arbeit<br />
an der frischen Luft gewohnt. Jetzt leben<br />
sie tief unter der Erde bei Neonlicht und<br />
künstlicher Belüftung und pauken Theorie.<br />
Grösstes Ärgernis dabei: Handys<br />
funktionieren im Bunker nicht. Für jeden<br />
Anruf gilt es <strong>die</strong> immerhin 220 Treppenstufen<br />
bis zum oberen Bunkerausgang<br />
zu bewältigen. Doch der Drang<br />
nach draussen ist ohnehin stark. Trotz<br />
striktem Schwimmwestenzwang, auch<br />
bei grösster Hitze, wird ein kühles Bad<br />
im See der Dusche in der Anlage stets<br />
vorgezogen.<br />
Porträt<br />
Das Leben in der Festung abseits jeglicher<br />
Zivilisation hat durchaus auch<br />
seinen Reiz. Wenn <strong>die</strong> Rekruten Ausgang<br />
haben, findet <strong>die</strong>ser meist am<br />
Bunkerausgang statt. Man zieht es vor,<br />
hier zusammen zu sitzen und in der<br />
freien Natur Seemannsgarn zu spinnen<br />
und verzichtet meist auf eine Kneipentour<br />
in der nächsten Ortschaft. Selbst<br />
Demarmels’ grosszügiges Angebot, <strong>die</strong><br />
Rekruten nach Luzern zu fahren, wurde<br />
schon dankend abgelehnt.<br />
Dass kein Bunkerkoller aufkommt,<br />
dafür sorgt der Chef mit einem vielseitigen<br />
Programm. Die Bootsfahrschule<br />
steht im Mittelpunkt. Auch bei einem<br />
Föhnsturm soll jeder Bootsschütze präzise<br />
manövrieren können. Das braucht<br />
viel Übung auf dem Wasser. Auf den<br />
Booten wird dann oft auch gegessen<br />
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