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LUZERN: Blick hinter die Postkartenseiten SCHWEIZER MARINE ...

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Fotos: Ernst Immoos<br />

Natur<br />

Mutige Gärtner<br />

in steilen Planggen<br />

Wildiheuen ist gefährlich. Mit ihrer Arbeit sichern mutige Bauern in den<br />

steilen Hängen der Innerschweizer Berge Pflanzen und Tieren ein Überleben.<br />

Text: Andreas Seeholzer<br />

bordmagazin 2009<br />

Ab dem 1. August ist das Wildiheuen<br />

in den Muotathaler Bergen<br />

offiziell erlaubt. Bei günstigem<br />

Wetter geht man am Fronalpstock,<br />

am Huser- und Klingenstock jedoch<br />

schon vor dem Bundesfeiertag ins Heu;<br />

das Wetter hält sich eben nicht an den<br />

Kalender. Die Arbeit der mutigen Männer<br />

und Frauen ist gefährlich, ein falscher<br />

Schritt kann schon genügen und<br />

man stürzt in <strong>die</strong> Tiefe. Schuhe, deren<br />

Sohlen mit Eisen beschlagen sind, sollen<br />

den Halt verbessern. Das Gras wird<br />

an den steilen Planggen und in Lawinenzügen<br />

geschnitten, an der Sonne getrocknet<br />

und dann mit Seilen zu gros-<br />

bordmagazin 2009<br />

sen Burden gefasst. An gefährlichen<br />

Stellen wird das Heu abgeseilt. Früher<br />

wurde es oft auch in Hütten, so genannten<br />

Euschen, zwischengelagert und im<br />

Winter mit Hornschlitten ins Tal «gemännt».<br />

Am Fronalpstock brauchen <strong>die</strong> Bergler<br />

drei schöne Tage, um <strong>die</strong> 50 «Burdäli»<br />

von den Wildiheuplätzen ins Tal zu<br />

bringen. Seit bald 20 Jahren steigen<br />

<strong>die</strong> Familien Immoos und Deck zum<br />

Fronalpstock auf. Felix Immoos sagt:<br />

«Das Wildiheuet hat für uns Tradition.<br />

Durch das Abmähen des Grases bleibt<br />

der Boden konstant. Damit fördern wir<br />

<strong>die</strong> Vielfalt der Blumen und erhalten<br />

das Landschaftsbild. Zudem leisten wir<br />

einen Beitrag zum Lawinenschutz.»<br />

Denn wenn <strong>die</strong> Wiesen nicht gemäht<br />

werden, legen sich <strong>die</strong> langen Halme im<br />

Herbst talwärts und im Winter rutscht<br />

der Schnee darauf besonders gut.<br />

Die Gärtner der Nation<br />

Die jährliche Heumahd, früher in der<br />

Innerschweiz und dem Berner Oberland<br />

verbreitet, war in jüngerer Vergangen-<br />

heit mehr oder minder nur noch Bewahrung<br />

alten Wissens. Während das Wildiheuen<br />

für <strong>die</strong> Bergbauern früher eine<br />

wirtschaftliche Notwendigkeit war, hat<br />

der wirtschaftliche Druck mittlerweile<br />

nachgelassen. Der Filmemacher Erich<br />

Langjahr widmete dem Wildiheuen im<br />

Jahr 2008 den Film «Das Erbe der Bergler».<br />

Langjahr: «Mich interessiert das<br />

Wissen des einfachen Lebens, <strong>die</strong> Grundlage<br />

der menschlichen Existenz.» Am<br />

Natur<br />

Schluss wird im Film <strong>die</strong> Familie eines<br />

Wildiheuers im Muotathal gezeigt: Statt<br />

in handgefertigten, «gnagleten» Schuhen<br />

stecken ihre Füsse in Rollerblades.<br />

Dieser offensichtliche Gegensatz zwischen<br />

Tradition und Moderne ist in der<br />

Realität jedoch abgeschwächt. Sicher<br />

besteht heute keine wirtschaftliche Notwendigkeit<br />

zum Wildiheuen mehr, dafür<br />

gewinnt <strong>die</strong> Erhaltung einer intakten<br />

Natur immer mehr an Bedeutung.<br />

Der Bund hat seine Agrarpolitik neu<br />

ausgerichtet und das Wildiheuen bekommt<br />

eine neue Ausrichtung: <strong>die</strong><br />

Land schaftspflege. Dank Abgeltungen<br />

wird das Handwerk des Wildiheuers<br />

heute auch ökonomisch wieder interessant.<br />

Und so werden <strong>die</strong> Innerschwyzer<br />

Bauern von den einst Ärmsten der Nation<br />

zu den nationalen Landschaftsgärtnern:<br />

Sie erhalten durch ihre Arbeit Flächen,<br />

<strong>die</strong> oft aussehen wie Parkanlagen,<br />

Oben: Felix Immoos und Franz Deck hoch<br />

über dem Urnersee im so genannten Fahl.<br />

Links: Oberhalb Sisikon wetzt Paul Deck <strong>die</strong><br />

Sägetze (Sense).<br />

und den Lebensraum unzähliger Pflanzen<br />

und Tiere.<br />

Schweizweit über<br />

3000 Wiesen<br />

Seit Jahrtausenden betreibt der Mensch<br />

Viehzucht. Daraus entstanden Wiesen<br />

und Weiden, <strong>die</strong> von einer regelmässigen<br />

landwirtschaftlichen Nutzung und<br />

Pflege abhängig sind. Im Gegensatz zu<br />

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