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11/12 - Verein österreichischer Gießereifachleute

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GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />

Abb. <strong>11</strong>: Einfluss der Auslagerungstemperatur und des Stabdurchmessers<br />

auf die Gefügeausbildung im Zentrum des Versuchsstabes (nach [3]).<br />

6. Festigkeitssteigerung bei ADI<br />

durch mechanische Verfestigungsverfahren<br />

Weitere Möglichkeiten zur Steigerung der Schwingfestigkeit von<br />

Gusseisen neben der ADI-Wärmebehandlung bestehen in der<br />

Anwendung von mechanischen, thermischen oder thermochemischen<br />

(Oberflächen-) Verfestigungsverfahren. Bei ausferritischem<br />

Gusseisen ergeben die mechanischen Verfahren die besten<br />

Ergebnisse, da diese das durch spezielle Wärmbehandlung<br />

erzeugte Gefüge nicht negativ beeinflussen oder zerstören. Zu<br />

den bekanntesten Verfahren zur mechanischen Oberflächenbehandlung<br />

zählen Kugelstrahlen und Festwalzen.<br />

Im Weiteren wird nur auf den Prozess des Festwalzens eingegangen.<br />

Auf das Potential zur Steigerung der Schwingfestigkeit<br />

durch Kugelstrahlen sei auf folgende Arbeiten verwiesen: [22, 23].<br />

Festwalzen ist vor allem bei gekerbten Bauteilen (z. B. Kurbelwellen)<br />

von Vorteil, da im Kerbgrund die höchsten lokalen Spannungen<br />

auftreten und die Bauteillebensdauer limitieren. Die Steigerung<br />

der Schwingfestigkeit bei diesem Verfahren beruht auf dem<br />

Einbringen von Eigenspannungen in der Kerbe, der Verminderung<br />

der Oberflächenrauhigkeit und gegebenenfalls einer Verfestigung<br />

des Werkstoffs. Die Höhe der Eigenspannungen ist neben den Verfahrensparametern<br />

(Festwalzkraft, Rollengeometrie etc.) auch vom<br />

Werkstoff abhängig. Konstruktionswerkstoffe mit einer hohen<br />

Dehngrenze erlauben das Einbringen von betragsmäßig höheren<br />

Eigenspannungen [24]. Damit ist bei ausferritischem Gusseisen<br />

mit Kugelgraphit im Vergleich zum Ausgangswerkstoff eine höhere<br />

Steigerung der Schwingfestigkeit möglich, da mit der Wärmebehandlung<br />

auch die Dehngrenze gesteigert wird (Abb. 7).<br />

Für die Erhöhung der Schwingfestigkeit ist neben dem Maximalwert<br />

der Eigenspannungen auch die Tiefe der Eigenspannungen<br />

bzw. deren Tiefenverlauf entscheidend. Nur mithilfe der<br />

Kombination aus Beanspruchungs- und Eigenspannungstiefenverlauf<br />

lässt sich die Festigkeitssteigerung durch Festwalzen abschätzen<br />

und erklärt die Unterschiede zwischen den Beanspruchungen<br />

Umlaufbiegung, Torsion und Zug-Druck.<br />

In Abb. <strong>12</strong> sind die Ergebnisse zur Bestimmung der Schwingfestigkeit<br />

von ADI 1000 an gekerbten Rundproben (Abb. 13) mit<br />

und ohne Festwalzen gegenübergestellt. Die Rundproben wurden<br />

mit einer angepassten Festwalzrolle im Kerbgrund gerollt. Die Festigkeitssteigerung<br />

betrug bei Umlaufbiegung ca. 75 %, bei Torsion<br />

ca. 55% und bei wechselnder Zug-Druck-Belastung ca. 40% im<br />

Vergleich zu nicht festgewalzten Rundproben aus ADI 1000.<br />

Abb. <strong>12</strong>: Steigerung der Schwingfestigkeit durch Festwalzen an gekerbten Rundproben für verschiedene Beanspruchungen; links: Umlaufbiegung,<br />

Mitte: wechselnde Torsion, rechts: wechselnd Zug-Druck.<br />

trotz Hinzufügens von Legierungselementen im Gussbauteilzentrum<br />

Perlit auftreten, da die Abkühlraten im Zentrum nicht<br />

hoch genug sind. Mit zunehmender Bauteildicke geht das ausferritische<br />

Gefüge in ein Mischgefüge von Ausferrit und Perlit<br />

über und wird zunehmend unterdrückt (Abb. <strong>11</strong>). Auch lokale<br />

Unterschiede in der chemischen Zusammensetzung verhindern<br />

die vollkommene Ausbildung von Ausferrit und bewirken das<br />

Auftreten von (feinem) Perlit (Abb. 4b). Abweichungen von einer<br />

vollständig ausferritischen Grundmatrix bewirken nicht nur<br />

eine Verringerung von Duktilität/Zähigkeit, sondern auch eine<br />

Verminderung der Schwingfestigkeit.<br />

Abb. 13: Rundprobe zur Bestimmung des Einflusses des Festwalzens auf<br />

die Schwingfestigkeit.<br />

7. Zusammenfassung<br />

Ausferritisches Gusseisen mit Kugelgraphit nach DIN EN<br />

1564 bzw. Austempered Ductile Iron (ADI) wird durch einen<br />

zusätzlichen Wärmebehandlungsprozess an konventionell<br />

gegossenen Gusseisen mit Kugelgraphit hergestellt. Die Wärmebehandlung<br />

umfasst eine vollständige Umwandlung der<br />

Grundmatrix von Ferrit und/oder Perlit in den sogenannten<br />

Ausferrit und steigert sowohl Festigkeit und Zähigkeit zum<br />

Ausgangswerkstoff.<br />

Die Werkstoffeigenschaften von ADI lassen sich über einen<br />

weiten Bereich gegenüber den duktilen bis verschleißfesten<br />

Sorten variieren und an die jeweiligen Anforderungen anpassen.<br />

Dabei beeinflussen vor allem Wärmebehandlungsparameter<br />

(Auslagerung und Austenitisierung), Legierungszusammensetzung<br />

und Abgussgröße das Resultat der Wärmebehandlung.<br />

Die Einhaltung dieses Prozessfensters erlaubt<br />

die Umsetzung der bestmöglichen Kombination aus Festigkeit<br />

und Duktilität. ADI-Sorten mit einer Zugfestigkeit zwischen<br />

1000 und <strong>12</strong>00 MPa weisen die höchste Schwingfes-<br />

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