11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
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GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />
Fehler im Prozess, Temperaturunterschiede zwischen Anfang<br />
und Ende des Gießens und so weiter. Deshalb gibt es manchmal<br />
Gussteile mit Fehlern, obwohl sie offensichtlich mit<br />
demselben Eisen gegossen wurden wie einwandfreie Teile.<br />
In solchen Situationen kann man versuchen, die Ursache<br />
des Problems zu verfolgen, indem man eine lange, teure Untersuchung<br />
durchführt, die nicht immer erfolgreich den wahren<br />
Grund ermittelt. Die thermische Analyse von Gusseisen<br />
ist ein sehr hilfreiches Werkzeug für den Gießer.<br />
Anwendung der thermischen Analyse<br />
Die modernsten Werkzeuge der thermischen Analyse erlauben<br />
es, das Bestreben einer Gusseisenschmelze, in einer bestimmten<br />
Weise zu erstarren, von „flussabwärts“ (also vom Gießen) bis<br />
stromaufwärts (bis zum Schmelzen) gründlich zu untersuchen.<br />
Dann werden die verschiedenen Prozessschritte geändert, bis<br />
wieder der Normalzustand erreicht ist. Die letzten Schritte entlang<br />
des Prozesses werden dann erneut überprüft. Das ist genauso,<br />
als wenn man beobachtet, dass der Fluss vor dem Haus<br />
seine Farbe verändert, man nimmt eine Probe und entdeckt,<br />
dass sieVerunreinigungen enthält. Was ist zu tun Man kann<br />
dem Fluss stromaufwärts, wenn nötig bis zur Quelle, folgen.<br />
Das Gleiche kann in der Gießerei durch Anwendung der thermischen<br />
Analyse (Abb. 1) gemacht werden: zuerst kann das Eisen<br />
im Gießofen oder der Pfanne untersucht werden, und dann<br />
kann man den ganzen Prozess bis zurück zum Schmelzofen verfolgen.<br />
Abb. 2: ITACA Hauptmaske<br />
perten zur Unterstützung bei der Interpretation von Abkühlkurven<br />
anzufordern sowie Hinweise für notwendige Anpassungen<br />
zu erhalten.<br />
Dies erfordert eine grundlegende Software-Kalibrierung auf<br />
den Produktionstyp, den Prozess und die Gegebenheiten der<br />
Gießerei, wobei nach Gusseisensorten, Gussteilen, Prozess etc<br />
unterschieden wird.<br />
Deshalb sind Foseco und Proservice eine Partnerschaft eingegangen,<br />
um die thermische Analysesoftware ITACA (Abb. 2) anzubieten<br />
und den technischen Service für die Kalibrierung des<br />
Programms, die Interpretation der Ergebnisse und eine generelle<br />
Analyse der Produktion zu garantieren.<br />
Thermische Analyse in der Metallurgie<br />
Die ITACA Software wird mit den Tiegeln (Typ-K-Thermo -<br />
elemente) (Abbn. 3, 4) verbunden.<br />
Abb. 1: Probenahme aus der Pfanne<br />
Welche Szenarien kann man vorfinden<br />
Während man sich stromaufwärts vorarbeitet, entdeckt man<br />
vielleicht einen Betrieb, der das Wasser verschmutzt, oder einen<br />
Staudamm, der zu abgestandenem Wasser führt. In einer Gießerei<br />
ist es natürlich etwas komplizierter. Vielleicht entdeckt man:<br />
• Zu viel oder zu wenig Rest-Magnesium<br />
• Zu viel oder zu wenig Schwefel im Ofen<br />
• Schlechten Keimhaushalt durch extrem hohe Temperaturen,<br />
durch die Gattierung oder Haltezeit am Wochenende<br />
• Zu viel oder zu wenig Impfung<br />
• Falsche Position im Fe-C-Diagramm<br />
• Zu starke oder zu frühe Graphitexpansion<br />
• Metastabile Erstarrung mit Bildung von Zementit oder Bildung<br />
von D- und E-Graphit<br />
• Hohe Lunkerneigung und Tendenz zu Porositäten<br />
Natürlich erfordert ein Eingriff in diesen Bereichen mit Hilfe<br />
von thermischer Analyse und Spektrometer gutes technisches<br />
Wissen und viel Erfahrung.<br />
Im Beispiel des Flusses kann man technisches Personal hinzuziehen,<br />
um das Wasser zu reinigen und das Leck zu reparieren.<br />
Ähnlich kann der Gießer auf Lieferanten mit dem nötigen<br />
Fachwissen vertrauen, um Software für topmoderne thermische<br />
Analyse zu installieren, das System korrekt zu kalibrieren, Ex-<br />
Abb. 3 Abb. 4<br />
Durch einfaches Einfüllen von ca. 400 g Schmelze in den Tiegel untersucht<br />
ITACA während der Erstarrung die Abkühlkurve und die erste Ableitung<br />
(ca. 250 Sekunden).<br />
Eine Abkühlkurve (Abb. 5) ist eine Messung der Temperatur gegen<br />
die Zeit, beginnend im flüssigen Zustand vor dem Einsetzen<br />
der Erstarrung, d.h. vor der Liquidustemperatur, mit dem<br />
Ende bei 1000 °C (wenn die Erstarrung nach der eutektischen<br />
Umwandlung abgeschlossen ist) oder bei 650 °C, wenn die eutektoide<br />
Umwandlung auch gemessen werden soll.<br />
Die erste Ableitung (Abbn. 6 u. 7) zeigt die Abkühlungsgeschwindigkeit<br />
als Funktion der Zeit: das ist wichtig für die Berechnung<br />
der Ausscheidungs- und Umwandlungspunkte. Die<br />
Abkühlungsgeschwindigkeit ändert sich mit der latenten Erstarrungswärme,<br />
die bei Ausscheidung einer Phase frei wird: bei<br />
untereutektischem Eisen z.B. ist die erste Phase, die sich ausscheidet,<br />
Primäraustenit, der latente Wärme abgibt und so die<br />
Abkühlung verlangsamt. Wenn sich der gesamte Primäraustenit<br />
ausgeschieden hat, wird die Abkühlung wieder schneller bis zur<br />
nächsten Ausscheidung (Eutektikum), was sich in einer Verlangsamung<br />
äußert.<br />
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