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11/12 - Verein österreichischer Gießereifachleute

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GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />

Neukonstruktionen für den Automobilbau<br />

fordern von der Gießerei innovative Konzepte<br />

Lightweight Design for Automotive Parts with innovative Casting Concepts<br />

Dr.-Ing. Wolfgang Knothe,<br />

Studium und Dr.-Ing. Promotion an der<br />

Bergakademie Freiberg 1978. Eintritt in<br />

die Walter Hundhausen GmbH &<br />

Co.KG, Schwerte, dort Tätigkeiten als<br />

Betriebsleiter für die Giessereibereiche<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit und Aluminium;<br />

1995 Berufung in die Geschäftsführung<br />

der Walter Hundhausen GmbH,<br />

später Mitglied der Georgsmarienhütte<br />

Holding, Hamburg; hier zuständig für Prozess- und Produktentwicklung.<br />

Seit 2009 Leiter Technologiezentrum Eisenguss<br />

der Frankenguss GmbH & Co. KG, Kitzingen.<br />

Schlüsselwörter: Gusseisen mit Kugelgraphit, innovative<br />

Konzepte, Poralguss<br />

1. Überblick<br />

Die Zeiten sind vorüber, in denen die Herstellung eines<br />

Gussstückes nach der Zeichnung des Bestellers die<br />

Dienstleistung der Gießerei war. Moderne Gusskonstruktionen<br />

im Automobilbau müssen hochbelastbar<br />

sein und dabei vielfältige Funktionen in einem Bauteil<br />

erfüllen. Gerade die Formgebung durch Gießen kennt<br />

technisch keine Einschränkungen und ist deshalb ein<br />

besonders geeignetes Fertigungsverfahren. Schon die<br />

Vielfalt der zur Verfügung stehenden Gusswerkstoffe<br />

und Verfahrenstechniken mit ihrem Einfluss auf die<br />

Bauteilfestigkeit erfordert die gießtechnische Begleitung<br />

der Bauteilentwicklung von Anfang an.<br />

Bild 1<br />

Leichtbau<br />

- Werkstoff<br />

- Auslegung<br />

- Werkstoffverbund<br />

- Pressschweißen<br />

Lastfall<br />

- Betriebslast<br />

- Arten, Frequenzen<br />

- Überlastfälle<br />

- Verschleiß<br />

- Korrosion<br />

Konstruktionsteil<br />

Prozessfähigkeit<br />

- Werkstoff (Schmelztechnik)<br />

- Formgebung (Formtechn.)<br />

- verdeckte Fehler<br />

- Eigenspannungen<br />

Hochfester Werkstoff „perlitisch“<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

GJS 700-440-8<br />

Auslegung<br />

- Funktion<br />

- Bauraum<br />

- Maße<br />

- mechan. Eigenschaften<br />

- Oberflächensituation<br />

- mechan. Bearbeitung<br />

- Korrosion<br />

Prüftechnik<br />

- Serienprüfung<br />

- Einzelprüfung<br />

- Prüfverfahren<br />

2. Bauteileigenschaften<br />

Die Bauteilanforderungen im Automobilbau sind immer<br />

komplex. Bild 1 zeigt in einer Übersicht das Anforderungsprofil.<br />

Aus den einzelnen Einflussfaktoren muss<br />

eine Übereinstimmung zwischen konstruktiver Auslegung<br />

und der Werkstoffauswahl getroffen werden. Gerade<br />

bei Leichtbaukonstruktionen hat sich gezeigt, dass das<br />

Versagen von Bauteilen nicht allein mit höheren Werkstofffestigkeiten<br />

behoben werden kann. Entscheidend ist<br />

das Zusammenspiel von Werkstoff, Auslegung und Verfahrenstechnik,<br />

Bild 2.<br />

Im Entwurf des Bauteils müssen der Werkstoff und das<br />

Fertigungsverfahren gleichberechtigt in die Auslegung<br />

des Bauteils eingebracht werden.<br />

3. Auswahlkriterien<br />

3.1 Werkstoff<br />

In der Tabelle 1 werden Gusseisenwerkstoffe mit der in<br />

der Automobilindustrie klassischen Aluminium Gusslegierung<br />

EN-AC 46000 verglichen. Hier wird deutlich, dass<br />

die Bauteilfestigkeit nur mittelbar von der Werkstofffestigkeit<br />

bestimmt wird. Der E-Modul der Aluminiumgusswerkstoffe<br />

liegt etwa bei nur 30% von Stahl; auch die<br />

Dehnung liegt erheblich unter der von Gusseisen mit Kugelgraphit.<br />

Außerordentlich tragfähige Komponenten gegossener<br />

Aluminiumbauteile, z. B. im Werkstoff EN AC-<br />

AlSi10Mg(Fe), zeigen den bedeutenden Einfluss der Steifigkeit<br />

der Auslegung auf die Bauteilfestigkeit. Dort, wo<br />

der Auslegung Grenzen gesetzt sind, stehen heute hoch<br />

feste Gusseisenwerkstoffe nach Bild 3 zur Verfügung [1].<br />

Dieses Spektrum von Werkstoffen im Fertigungsprofil<br />

einer Gießerei ist eine Voraussetzung zur Erfüllung innovativer<br />

Entscheidungen für Neukonstruktionen.<br />

Zugfestigkeit R m<br />

≥ 700 N/mm²<br />

Streckgrenze R p 0,2<br />

≥ 440 N/ mm²<br />

Bruchdehnung ≥ 8%<br />

Brinellhärte HB 30/5<br />

220-270 HB<br />

Schlagzähigkeit (ungekerbt)≥ 40 J<br />

Gefüge:<br />

perlitisch<br />

Verfahren:<br />

Franken Guss Kitzingen GmbH & Co. KG<br />

Bild 2<br />

Bild 3<br />

Werkstoff<br />

-Mechanische Eigenschaften im Gusstück<br />

- Eigenspannung<br />

-Temperatureinflüsse<br />

-Verschleißverhalten<br />

-Korrosion<br />

Bauteilfestigkeit<br />

Verfahrenstechnik<br />

Auslegung<br />

- Steifigkeit<br />

- elastisches Verhalten<br />

- Kerbradien<br />

- Topologieoptimierung<br />

- Nutzung garantierter Werkstoffkennwerte<br />

-Übertragung der Werkstoffeigenschaften in das Gussstück<br />

- Gestaltung des Bauteils (innen und außen)<br />

- Sandguss<br />

- Kokillenguss<br />

- Druckguss<br />

- Druckguss mit laminarer Füllung<br />

- Sonderverfahren<br />

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