11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
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GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />
Zwischenbericht zu Cornet Projekt Siron<br />
Werkstoff- und fertigungstechnische Grundlagen der Herstellung und Anwendung<br />
von hoch Silizium-haltigem Gusseisen mit Kugelgraphit<br />
DI Dr. mont G. Gassner, DI W. Bauer, Prof. DI Dr. P. Schumacher, Österreichisches Gießereiinstitut, Leoben, Österreich.<br />
Dr.-Ing. H. Löblich, Dr.-Ing. W. Stets, Institut für Gießereitechnik gGmbH, Düsseldorf, Deutschland.<br />
Einleitung<br />
Gusseisen mit Kugelgraphit (GJS) wird<br />
seit 50 Jahren in Europa industriell hergestellt.<br />
Die Produktion von GJS betrug<br />
im Jahr 2009 1,2 Mio Tonnen. Die Gefüge<br />
von GJS sind vielfältig beeinflussbar<br />
und das Anwendungspotential ist bei<br />
weitem noch nicht ausgeschöpft. GJS findet<br />
Anwendung in vielen Bereichen des<br />
Maschinen-, Fahrzeug- und Motorenbaus,<br />
der Energie-, Umwelt- und Nukleartechnik.<br />
Hierbei müssen die GJS-Sorten<br />
den einschlägigen Normen entsprechen.<br />
Die technologischen Eigenschaften der<br />
in der EN 1563 genormten GJS-Sorten<br />
werden über das Ferrit/Perlit-Verhältnis<br />
des Matrixgefüges eingestellt. Der Perlit -<br />
anteil und seine Verteilung im Gussstück<br />
hängen hauptsächlich von der chemischen<br />
Zusammensetzung (insbesondere<br />
Si, Mn, Cu, Sn) ab sowie von der Kugeldichte<br />
(Wanddicke und Impfung) und<br />
der Abkühlgeschwindigkeit (Wanddicke<br />
und Ausleerzeit).<br />
Während das resultierende Ferrit/Perlit-Verhältnis<br />
beim überwiegend ferritischen<br />
GJS-400-15 bzw. beim überwiegend<br />
perlitischen GJS-700-2 und GJS-<br />
800-2, bei grundsätzlich richtiger Zusammensetzungswahl,<br />
relativ stabil ist,<br />
ist dies bei den Sorten GJS-500-7 und<br />
GJS-600-3, mit ca. 40 bis 70 % Perlit, weniger<br />
der Fall. Insbesondere bei hohen<br />
Wanddickenunterschieden können der<br />
Perlit anteil bzw. die Härte im Gussstück<br />
stark variieren, so dass enge Härtetoleranzen<br />
im Gussstück bzw. Maßtoleranzen<br />
am Fertigteil, oft schwierig einzuhalten<br />
sind.<br />
Dieses Problem kann durch Erhöhung<br />
des Siliziumgehaltes gelöst oder stark<br />
minimiert werden: Silizium ist ein Ferritbildner<br />
(vermindert also den Perlitanteil)<br />
und erhöht die Festigkeit und Härte<br />
des Ferrits durch Mischkristallverfestigung.<br />
Durch Erhöhung des Siliziumgehaltes<br />
von (prozess- und wanddickenabhängig)<br />
üblicherweise ca. 2,2 bis 2,8 %<br />
auf > 3,5 % Si entsteht ein praktisch voll<br />
ferritisches Matrixgefüge mit einer den<br />
teilperlitischen Sorten vergleichbaren<br />
Festigkeit. Obwohl durch die Mischkristallverfestigung<br />
des Ferrits bei erhöhtem<br />
Siliziumgehalt zwar auch dessen Verformungsvermögen<br />
abnimmt, überwiegt<br />
hinsichtlich der Auswirkung auf die<br />
Bruchdehnung im Zugversuch die Beseitigung<br />
des Perlitanteiles. Der Nettoeffekt<br />
dieser Maßnahme ist eine Festigkeit<br />
EN-GJS- 450-18 500-14 600-10<br />
Rm N/mm 2 min. 450 500 600<br />
Rp0,2 N/mm 2 min. 350 (310) 400 (320) 450 (370)<br />
A % 18 (10) 14 (7) 10 (3)<br />
Tabelle 1: Übersicht der mechanischen Eigenschaften der neu aufgenommenen Sorten der prEN<br />
1563. In Klammer Vergleichswerte zu den bestehenden Normsorten.<br />
wie bei GJS-500/600 bei gleichzeitig höherer<br />
Bruchdehnung (weil voll ferritisch),<br />
und das weitgehend wanddickenunabhängig!<br />
Die Vorteile dieser Maßnahme für den<br />
Gussstückanwender sind geringere Härtestreuungen<br />
im Gussstück und folglich<br />
verbesserte und gleichmäßigere Bearbeitbarkeit<br />
sowie leichtere Einhaltung enger<br />
Maßtoleranzen. Der Vorteil für die Gießereien<br />
ist die erleichterte Erfüllung enger<br />
Härtetoleranzen bei hohen Wanddickenunterschieden.<br />
Ein weiterer Vorteil könnte<br />
auch eine höhere Toleranz gegenüber<br />
perlit- und karbidstabilisierenden Begleitelementen<br />
sein und somit mehr<br />
Spielraum bei den Einsatzmaterialien geben,<br />
was aber noch nicht untersucht<br />
wurde.<br />
Die in Revision befindliche Neuauflage<br />
der EN-1563 wird die auf diese Weise<br />
herzustellenden Sorten GJS-450-18, GJS-<br />
500-14 und GJS-600-10 beinhalten (siehe<br />
Tabelle 1), so dass von einem raschen<br />
Anstieg der Anwendung auszugehen ist.<br />
Das Projekt wird im Rahmen des Förderprogrammes<br />
‚Cornet‘ in Zusammenarbeit<br />
mit der Forschungsvereinigung Gießereitechnik<br />
e.V. Projektleitung Institut<br />
für Gießereitechnik gGmbH, Düsseldorf,<br />
(IfG) abgearbeitet.<br />
Die Projektleitung in Österreich obliegt<br />
dem Österreichischen Gießerei Institut<br />
(ÖGI). Unter der Leitung des WKO Fachverbands<br />
der Gießereiindustrie sind im<br />
KMU Beirat 7 österreichische KMUs am<br />
Projekt beteiligt.<br />
CORNET wendet sich speziell an<br />
KMUs, welche keine/wenig F&E betreiben<br />
bzw. dafür keine Kapazitäten haben.<br />
In einer Cornet-Partnerschaft sind mehrere<br />
bzw. mindestens zwei nationale Branchenfachverbände,<br />
F&E-Einrichtungen<br />
(wie das ÖGI) und jeweils mindestens<br />
fünf KMUs in einer Planungs- und<br />
Durchführungspartnerschaft vereint. Auf<br />
nationaler Ebene wird das Forschungsvorhaben<br />
vom Branchenfachverband<br />
eingereicht, von den KMUs mitgestaltet<br />
und durch die branchenspezifischen<br />
F&E-Einrichtungen durchgeführt. Die geförderte<br />
Projektlaufzeit beträgt zwei Jahre.<br />
Der Technologietransfer erfolgt zeitnah<br />
in die Industrie, insbesondere zu<br />
KMU, durch technische Beratung sowie<br />
regelmäßige Veranstaltung von Seminaren,<br />
Tagungen und Veröffentlichungen.<br />
Auszug aus derzeit<br />
laufenden Untersuchungen:<br />
Mechanische Kennwerte<br />
Die neuen Normsorten wurden in Kleinschmelzen<br />
am ÖGI und IfG hergestellt. In<br />
Folge wurden Zugproben aus den mit abgegossenen<br />
Y2 Platten gefertigt und bei<br />
Raumtemperatur geprüft. Allgemein werden<br />
die Vorgaben aus dem Normentwurf<br />
prEN 1563 erreicht, siehe Abb. 1. Erste<br />
Untersuchungsergebnisse zeigen, dass<br />
die Werte sehr hohe Abhängigkeit von<br />
der Ausbildung des Graphitanteils an<br />
Form III zeigen. Die Auswertung der<br />
Streckgrenzen weist auf eine deutliche<br />
Verschlechterung der Duktilität bei Siliziumgehalten<br />
über 4,3% hin, sodass hier<br />
eine erste prozessabhängige Grenze gezogen<br />
werden kann.<br />
Abb. 2: Schematische Darstellung<br />
des Drossversuchs.<br />
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