11/12 - Verein österreichischer GieÃereifachleute
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HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong> GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>)<br />
Austempered Ductile Iron –<br />
Steigerung der mechanischen Werkstoffeigenschaften<br />
und Einflüsse auf die Schwingfestigkeit<br />
Austempered Ductile Iron Improving the mechanical Properties and Effects on Fatigue Strength<br />
Dipl.-Ing. Manuel Wohlfahrt,<br />
Jahrgang 1981, studierte Werkstoffwissenschaft<br />
an der Montanuniversität Leoben und diplomierte<br />
im Oktober 2008 zum Thema „Einfluss<br />
von Chunky-Graphit auf die Schwingfestigkeit<br />
dickwandiger Gussbauteile“. Seit November<br />
2008 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am<br />
Lehrstuhl für Allgemeinen Maschinenbau der<br />
MU-Leoben. Sein Kernforschungsgebiet ist das<br />
Ermüdungsverhalten von ausferritischem Gusseisen<br />
mit Kugelgraphit (ADI).<br />
Dipl.-Ing. Paul Kainzinger,<br />
Jahrgang 1985, studierte Montanmaschinenwesen<br />
an der Montanuniversität Leoben und diplomierte<br />
im Dezember 2009 zum Thema „Simulationsunterstützte<br />
Optimierung.“ Seit Februar<br />
2010 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Lehrstuhl für Allgemeinen Maschinenbau<br />
der Montanuniversität Leoben. Sein Kernforschungsgebiet<br />
ist die Untersuchung der<br />
Schwingfestigkeit von Großgusskomponenten<br />
aus Gusseisen mit Kugelgraphit.<br />
Univ.-Prof. Dipl.-Ing. Dr. techn. Wilfried<br />
Eichlseder,<br />
Jahrgang 1956, studierte Maschinenbau an der<br />
Technischen Universität Graz. 1981 trat er in<br />
die Steyr-Daimler-Puch AG als Finite Elemente<br />
Berechner ein, hatte dann verschiedene Positionen<br />
im Bereich der Forschung und des Engineerings<br />
inne, zuletzt als Leiter des Engineering<br />
und Technologie Zentrums Steyr. 1999 wurde<br />
er an die Montanuniversität Leoben berufen, wo<br />
er heute Leiter des Lehrstuhls für Allgemeinen<br />
Maschinenbau und seit 1. Oktober d.J. auch<br />
Rektor dieser Universität ist.<br />
2. Austempered Ductile Iron –<br />
Werkstoff, Eigenschaften und Anwendungen<br />
Die aus dem englischsprachigen Raum stammende Bezeichnung<br />
Austempered Ductile Iron (ADI) bezeichnet einen Gusswerkstoff,<br />
der durch eine zusätzliche Wärmebehandlung („Austempern“)<br />
von herkömmlichem Gusseisen mit Kugelgraphit mit ferritischem<br />
und/oder perlitischem Grundgefüge hergestellt wird.<br />
Dabei werden die mechanischen Eigenschaften im Vergleich<br />
zum Ausgangsmaterial erheblich verbessert. Die verschiedenen<br />
Sorten des ADI-Werkstoffs und die mechanischen Anforderungen<br />
sind in ASTM A897M-03 geregelt. Im deutschsprachigen<br />
Raum findet man für diesen Werkstoff die Bezeichnungen austenitisch-ferritisches,<br />
ausferritisches und bainitisches Guss eisen<br />
mit Kugelgraphit, wobei die beiden ersten Bezeichnungen den<br />
Gusswerkstoff hinsichtlich seiner Gefügezusammensetzung eindeutiger<br />
charakterisieren. Mit der Überarbeitung der betreffenden<br />
Norm DIN 1564 wurden nicht nur die Anforderungen an<br />
die verschiedenen Gusseisensorten gegenüber der Vorversion<br />
überarbeitet, sondern auch die Bezeichnung ausferritisches<br />
Gusseisen mit Kugelgraphit anstelle bainitisches Gusseisen<br />
übernommen.<br />
In Abb. 1 sind die Norm-Anforderungen an die mechanischen<br />
Eigenschaften verschiedener Gusswerkstoffe einander gegenübergestellt.<br />
Tab. 1 gibt einen Überblick über die verschiedenen<br />
Sorten von ausferritischem Gusseisen mit Kugelgraphit<br />
nach DIN 1564 (2009) und die damit verbunden mechanischen<br />
Werkstoffeigenschaften.<br />
Schlüsselwörter: ADI, Austempered Ductile Iron, Ausferritisches<br />
Gusseisen mit Kugelgraphit, Wärmebehandlung, Festigkeitssteigerung,<br />
Schwingfestigkeit, Festwalzen<br />
1. Einleitung<br />
Hohe Anforderungen an Bauteile hinsichtlich Beanspruchung,<br />
Sicherheit und Lebensdauer erfordern Konstruktionswerkstoffe,<br />
die eine hohe Festigkeit bei ausreichender Zähigkeit<br />
besitzen. Der Werkstoff Austempered Ductile Iron<br />
(kurz ADI) bzw. Ausferritisches Gusseisen mit Kugelgraphit<br />
bietet mit seiner komplexen Wärmebehandlung die Möglichkeit,<br />
einerseits die mechanischen Eigenschaften gezielt<br />
einzustellen und andererseits sowohl Festigkeit als auch Zähigkeit<br />
gleichzeitig im Vergleich zum Ausgangsmaterial zu<br />
steigern.<br />
Der vorliegende Beitrag soll einen Überblick über das Potential<br />
von ADI als Konstruktionswerkstoff geben und wesent -<br />
liche charakteristische Einflüsse von Wärmebehandlung und<br />
Legierungselementen auf die quasistatischen Werkstoff -<br />
eigenschaften und die Schwingfestigkeit aufzeigen.<br />
Abb. 1: Gegenüberstellung der Mindestanforderungen an die mechanischen<br />
Werkstoffeigenschaften verschiedener Gusswerkstoffe.<br />
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