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11/12 - Verein österreichischer Gießereifachleute

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GIESSEREI-RUNDSCHAU 58 (20<strong>11</strong>) HEFT <strong>11</strong>/<strong>12</strong><br />

40 Jahre Georg Fischer Konverter<br />

zur Magnesium-Behandlung von Gusseisenschmelzen<br />

Die Georg Fischer Automotive AG lud<br />

von 5. bis 7. Oktober 20<strong>11</strong> anlässlich „40<br />

Jahre Georg Fischer Konverter“ zur Konvertertagung<br />

ins Klostergut Paradies –<br />

Schaffhausen (CH) ein. Für den Beginn<br />

dieser ganztägigen Vortragsreihe hatte<br />

Ing. Werner Proschinger, MBA, Produktionsleiter<br />

der Georg Fischer Eisenguss<br />

GmbH, Herzogenburg, einen Überblick<br />

über die Geschichte der Entwicklung<br />

und die weltweite Vermarktung zusammengestellt.*)<br />

Nachstehend eine Kurzfassung der<br />

Präsentation.<br />

1. WARUM wurde<br />

der Konverter entwickelt<br />

Ende der 60er Jahre wurden hochkohlenstoffhaltige,<br />

duktile Gussteile für den<br />

Fahrzeugbau ausschließlich aus Temperguss<br />

produziert. Die Tempergussherstellung<br />

erfordert aber, bedingt durch die<br />

karbidische Erstarrung nach dem Giessen,<br />

ein aufwendiges Glühen zur Einstellung<br />

der mechanischen Eigenschaften,<br />

sowie Zusatzoperationen wie Rissprüfungen<br />

und Richtoperationen. Kostenvorteile<br />

des eigentlichen Gießverfahrens<br />

gegenüber Stahl- und Schweißkonstruktionen<br />

wurden damit schnell wieder aufgebraucht.<br />

Der Herstellprozess musste somit auf<br />

Schmelzen, Legieren bzw. Behandeln,<br />

Gießen, Strahlen, Schleifen und Kontrollieren<br />

reduziert werden.<br />

Man kannte damals seit einigen Jahrzehnten<br />

die hervorragenden mechanischen<br />

Eigenschaften von Gusseisen mit<br />

Kugelgraphit, produziert über das Einbringen<br />

von Magnesium in das Basiseisen.<br />

Es wurde zu dieser Zeit bereits mit<br />

den verschiedensten Verfahren Gusseisen<br />

mit Kugelgraphit hergestellt. Einige<br />

bekannte sind das Überschütten von<br />

NiMg und FeSiMg oder die Inmold<br />

Behandlung. Jedoch keines der angewandten<br />

Verfahren war geeignet, um den<br />

hohen Schwefelgehalt des Kupolofeneisens<br />

in einem Schritt zu reduzieren<br />

und Gusseisen mit Kugelgraphit zu produzieren.<br />

Bild 1: Behandlungskonverter<br />

*) Vorgetragen von Wilhelm Hauke, Berater<br />

für Georg Fischer Konverterverfahren<br />

Bild 2: Georg Fischer Konverter laut Patentschrift 1 815 214<br />

Somit war man immer noch auf der<br />

Suche nach einem Verfahren, Reinmagnesium<br />

mit Flüssigeisen so in Kontakt zu<br />

bringen, dass daraus ein sicherer und<br />

wirtschaftlicher Behandlungsprozess<br />

hergeleitet werden konnte. Schließlich<br />

galt es, eine kontinuierliche Eisenversorgung<br />

der Formanlagen, wie man sie vom<br />

Temperguss her kannte, zu erreichen.<br />

2. WIE war der<br />

Entwicklungsprozess<br />

Aufgrund dieser Problematik hatte Anton<br />

Alt, damals bei Georg Fischer GmbH &<br />

Co KG, Mettmann, die Idee, eine Kammer<br />

an einen Transportkessel anzuflanschen,<br />

in die das Reinmagnesium eingefüllt<br />

werden kann, ohne dass es mit der<br />

Schmelze in Kontakt kommt. Der Gedanke<br />

war an eine russische Entwicklung<br />

mit einer Kammer am Umfang eines Rohres<br />

angelehnt, wie aus Bild 1 ersichtlich.<br />

Die Kammer im Versuchskessel wurde<br />

aus zwei Grafitplatten gebildet. Diese<br />

Platten wurden in den angeflanschten<br />

Teil eingestampft. Leider existieren keine<br />

Bilder oder Skizzen aus dieser Zeit. Da<br />

die Platten dem Dampfdruck nicht immer<br />

standhielten, waren die Reaktionen<br />

dementsprechend heftig.<br />

Aus diesem Grund wurde eine neue<br />

Variante mit stationärem Konverter und<br />

angeflanschter Kammer mit zwei Grafitplatten<br />

gebaut. Diese Variante entspricht<br />

der Skizze der ersten Patentschrift von<br />

1968 (Bild 2).<br />

Das Problem der heftigen Reaktion, sobald<br />

die Platten auseinandergingen,<br />

konnte damit noch immer nicht gelöst<br />

werden. Erst durch den Einsatz einer<br />

Kammerwand aus einem Stück konnte<br />

dieses Problem beseitigt werden. Die verwendete<br />

Kammerwand wurde als Seg-<br />

ment aus einem Grafittiegel<br />

herausgeschnitten und in<br />

den angeflanschten Bereich<br />

eingestampft.<br />

Die Anordnung der Reaktionslöcher<br />

und deren Anzahl<br />

wurden in zahlreichen Versuchen<br />

ermittelt.<br />

Aus vielen Gründen war<br />

Gusseisen mit Kugelgraphit<br />

vor 40 Jahren noch nicht<br />

„hoffähig“. Bei manchen<br />

Konstrukteuren hatte es den<br />

Ruf eines Graugusses. Die<br />

Einführung des Werkstoffs<br />

wurde erst damit erleichtert,<br />

dass man einen neuen Namen<br />

vergeben hat, GTS-G<br />

(Schwarzer Temperguss und<br />

G für globulare Ausbildung<br />

des Kohlenstoffes).<br />

Damit hatte man einen<br />

Übergang von den Graphitflocken<br />

des Tempergusses zu<br />

den Graphitkugeln des heutigen GJS geschaffen<br />

und das Vorurteil, es würde sich<br />

um Grauguss handeln, ausgeräumt.<br />

3. Funktionsweise<br />

des Konverters<br />

Die Funktionsweise des Konverters, bei<br />

der in der Reaktionskammer Magnesium<br />

und Flüssigeisen miteinander reagieren,<br />

wurde den Tagungsteilnehmern mit Hilfe<br />

eines „Plexiglasmodells“ eindrucksvoll<br />

vorgeführt (Bild 3). In der links am<br />

Behälter sichtbaren Kammer wurden<br />

Brausetabletten mit Farbstoff eingefüllt.<br />

Das übrige Gefäß wurde zur Hälfte mit<br />

klarem Wasser befüllt.<br />

Nach dem Drehen in die Vertikalposition<br />

konnte beobachtet werden, wie das<br />

klare Wasser in die „Reaktionskammer“<br />

strömte, mit den CO 2 abgebenden Tabletten<br />

reagierte und sich gleichmäßig verfärbte.<br />

Die Reaktion mit Wasser und Brausetabletten<br />

fiel natürlich nicht so heftig<br />

aus, wie die Magnesiumreaktion in der<br />

Realität.<br />

4. Historie der Patente<br />

Das erste Patent zum Konverterverfahren<br />

1 wurde 1968 eingereicht und 1969<br />

veröffentlicht. In der beigefügten Skizze<br />

(Bild 2) ist noch die geteilte Kammerwand<br />

zu sehen. Einige Jahre nach dem<br />

deutschen Patent wurden US Patente 2 für<br />

den Konverter veröffentlicht. Bis in die<br />

80er Jahre hatte das ursprüngliche Patent<br />

seine Gültigkeit.<br />

Als abzusehen war, dass die Patente in<br />

den einzelnen Ländern ablaufen, startete<br />

die von Georg Fischer gegründete Lizenzabteilung<br />

eine gezielte Patentstrategie.<br />

So wurde die Herstellung von Guss-<br />

300

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