Bank exklusiv 1/2012
Bank exklusiv 1/2012
Bank exklusiv 1/2012
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Die fünf nordafrikanischen Mittelmeer-Anrainerstaaten<br />
Ägypten, Algerien,<br />
Libyen, Marokko und Tunesien<br />
haben derzeit insgesamt rund 165 Mio.<br />
Einwohner. Dies entspricht etwa der<br />
Einwohnerzahl von Frankreich, Italien<br />
und Spanien zusammen. Während die<br />
Bevölkerungszahl in den europäischen<br />
Ländern stagniert, nimmt sie in Nordafrika<br />
– trotz deutlichem Rückgang –<br />
noch immer um 1 bis fast 2 Prozent pro<br />
Jahr zu. Europa hat somit einen potenziellen<br />
Wachstumsmarkt direkt vor der<br />
Haustür. Für einen solchen fehlt aber ein<br />
wesentlicher Bestandteil: ein stabil hohes<br />
Wirtschaftswachstum. Außerhalb des<br />
Öl- und Gassektors ist Nordafrika – wie<br />
der gesamte arabische Raum – gekennzeichnet<br />
von vergleichsweise geringen<br />
Wachstumsraten. Dies hat in den letzten<br />
Jahren zu einer intensiven Ursachen-<br />
Soziale und ökonomische Eckdaten<br />
forschung geführt, bei der das Entwicklungsprogramm<br />
der UNO (UNDP) mit<br />
dem im Jahr 2002 erstmals veröffentlichten<br />
„Arab Human Development Report“<br />
eine Pionierrolle eingenommen hat.<br />
Der Befund: Strukturelle ökonomische<br />
Defizite, Mängel im Bildungs- und<br />
Technologiebereich und nicht zuletzt<br />
ein „freedom deficit“ führen dazu, dass<br />
vorhandene Entwicklungspotenziale<br />
ungenutzt bleiben. Der in Asien durch<br />
den Zustrom geburtenstarker Jahrgänge<br />
an den Arbeitsmarkt ausgelöste Wachstumsschub<br />
kehrt sich im arabischen<br />
Raum geradezu um – eine massive<br />
Arbeitslosigkeit bei Jugendlichen und<br />
(auch gut ausgebildeten) jungen Erwachsenen<br />
wird zu einer Quelle neuer Armut.<br />
Nicht zufällig stand der UNDP-Bericht<br />
2002 unter dem Titel „Creating Opportunities<br />
for Future Generations“.<br />
BIP/Kopf Armut (1) Lebenserwartung Bevölkerung Bevölkerungswachstum (2) Alphabetisierung<br />
2010, in USD in Prozent in Jahren in Mio. in Prozent pro Jahr in Prozent<br />
Ägypten 2.420 43,9 70,7 81,5 1,7 71,4<br />
Algerien 4.450 15,1 71,7 35,5 1,5 69,9<br />
Libyen 12.320 - 73,4 6,4 1,9 84,2<br />
Marokko 2.850 14,3 70,4 32,0 1,2 52,3<br />
Tunesien 4.160 6,6 73,5 10,5 1,0 74,3<br />
(1) anteil der Personen, die für ihren Lebensunterhalt weniger als zwei US-Dollar pro tag zur Verfügung haben.<br />
(2) Projektion des jährlichen Bevölkerungswachstums in den Jahren 2005 bis 2015<br />
durch das Entwicklungsprogramm der UnO (UnDP)<br />
Rabat<br />
MAROKKO<br />
ALGERIEN<br />
Algier<br />
Quellen: UNDP (Arab Human Development Report 2009), Weltbank<br />
Tunis<br />
TUNESIEN<br />
Tripolis<br />
LIBYEN<br />
„Arabischer Frühling“<br />
bestimmte das Jahr 2011<br />
Mangelnde ökonomische Perspektiven<br />
für die Jugend waren einer der Faktoren,<br />
die im Jahr 2011 zu einer Serie von<br />
Protesten und Aufständen in der arabischen<br />
Welt geführt haben, dem so<br />
genannten „Arabischen Frühling“.<br />
Die Veränderungen in Nordafrika<br />
waren weitreichend: von politischen<br />
Reformen und einem friedlichen<br />
Machtwechsel in Marokko über die<br />
Aufhebung des Ausnahmezustandes<br />
in Algerien bis hin zu Umstürzen in<br />
Tunesien und Ägypten sowie einem<br />
blutigen Bürgerkrieg in Libyen. In all<br />
diesen Ländern wird der Erfolg der<br />
Veränderungen nicht nur am Grad der<br />
neu gewonnenen politischen Freiheit<br />
gemessen, sondern vor allem auch an<br />
wirtschaftlichen Fortschritten.<br />
Wirtschaftswachstum<br />
in Prozent<br />
2009 2010 2011 <strong>2012</strong><br />
Ägypten 4,7 5,1 1,2 1,8<br />
Algerien 2,4 3,3 2,9 3,3<br />
Libyen –2,3 4,2 ? ?<br />
Marokko 4,9 3,7 4,6 4,6<br />
Tunesien 3,1 3,1 0,0 3,9<br />
Quelle: Internationaler Währungsfonds, Herbstprognose 2011<br />
Die Länder Nordafrikas haben den<br />
globalen Wachstumseinbruch im Jahr<br />
2009 gut überstanden. Die politischen<br />
Umwälzungen des Jahres 2011 haben<br />
ihre Spuren im Wirtschaftswachstum<br />
Ägyptens und Tunesiens hinterlassen,<br />
der durch Bürgerkrieg und Zerstörung<br />
verursachte Rückgang der Wirtschaftsleistung<br />
in Libyen ist noch nicht wirklich<br />
abschätzbar.<br />
ÄGYPTEN<br />
▲<br />
Kairo<br />
01/<strong>2012</strong> <strong>Bank</strong> <strong>exklusiv</strong><br />
31