Stahlbau Nachrichten - Verlagsgruppe Wiederspahn
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Bauen mit Stahl <strong>Stahlbau</strong>-<strong>Nachrichten</strong><br />
Präziser <strong>Stahlbau</strong> als Geheimnis immaterieller Erscheinung<br />
Skulptur »Standortmitte« von Lutz Fritsch<br />
Strahlend leicht, wie gen Himmel strebendes<br />
leuchtendes Rot – so erscheint die formminimalistische<br />
Zwillingsskulptur »Standortmitte«<br />
des Kölner Künstlers Lutz Fritsch.<br />
50 m hoch, 900 mm im Durchmesser und<br />
22,5 m lang. Wie Akupunkturnadeln markieren<br />
zwei hochglänzend rot lackierte Stelen<br />
die beiden Verteilerkreise an Anfang und<br />
Ende der A 555. Diese verkehrstechnisch<br />
einmalige historische Autobahn ist nicht<br />
nur die älteste »Schnellkraftwagenstraße«<br />
Deutschlands, die 1932 unter dem damaligen<br />
Kölner Oberbürgermeister Konrad<br />
Adenauer eingeweiht wurde, sie verbindet<br />
auch exakt zwei rheinische Großstädte: Sie<br />
beginnt und endet in Köln und in Bonn. Zwei<br />
Städte – eine Skulptur – eine Region.<br />
Einleitung<br />
»Raum und Zeit, Ferne und Nähe, Anfang und<br />
Ende sichtbar und erlebbar werden zu lassen«,<br />
ist die künstlerische Intention von Lutz Fritsch. Er<br />
gilt als »Raumerforscher« und »Raumvermittler«<br />
unter den Bildhauern der Gegenwart, als Poet und<br />
Choreograph im Raum. Minimalistisch in der Form,<br />
hochpräsent durch pure Farbigkeit, schaffen seine<br />
Skulpturen neue Bezugssysteme, wecken das Bewusstsein<br />
für die Umgebung und lenken den Blick<br />
auf lang Vertrautes, aber oft Übersehenes. »Jede<br />
der Stelen steht für sich als eigenständige Skulptur<br />
an ihrem jeweiligen Standort, setzt sich aber in<br />
Kopf und Gefühl des Betrachters zu einem großen<br />
Ganzen zusammen. Man sieht immer nur einen Teil,<br />
weiß aber stets um den anderen.« Lutz Fritsch ist<br />
einer der radikalsten Vertreter der Minimal Art, denn<br />
Form und Farbe sind im bildnerischen Minimalismus<br />
gestalterisches Thema und ästhetische Aussage<br />
zugleich. Und Minimal Art überzeugt allein durch<br />
ihre Perfektion, die absolut makellose technische<br />
Ausführung.<br />
Im Winter 2007 erhielt die <strong>Stahlbau</strong>fi rma Siebert &<br />
Möller aus Krefeld den Auftrag für <strong>Stahlbau</strong>, Korrosionsschutz<br />
und Montage der Zwillingsskulptur,<br />
die Ende September 2008 vom nordrhein-westfälischen<br />
Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers<br />
Schweißarbeiten im Werk<br />
© Studio Hofer<br />
eingeweiht wurde. Präziser <strong>Stahlbau</strong> verschwand<br />
unter glänzendem Lack, doch gerade die Perfektion<br />
des <strong>Stahlbau</strong>s ist das Geheimnis der immateriellen<br />
Erscheinung in Rot.<br />
Vom Stahlblech zum Kunstwerk<br />
Rohlinge für die Herstellung der zwei Stahlstelen<br />
waren 8 Stahlbleche mit Abmessungen von<br />
3,00 m × 12,50 m und einer Materialstärke von<br />
30 mm. Unter Einsatz einer der stärksten Biegepressen<br />
Europas wurden bei der Firma Eisenbau Kremer<br />
in Kreuztal/Dahlbruch mit einer Presskraft von ca.<br />
3.200 t aus acht Stahltafeln die Rohre mit einem<br />
Durchmesser von 900 mm hergestellt. Die Presse ist<br />
in der Lage, mit einer Toleranz von ± 2 mm im Bezug<br />
auf den Durchmesser zu arbeiten. Die millimetergenaue<br />
Fertigung war eine Forderung des Künstlers,<br />
um optische Versprünge der einzelnen Rohrstücke<br />
nach dem Zusammenbau auf je 50 m Länge auszuschließen.<br />
Als weiterer Arbeitsschritt wurden<br />
die Längsnähte verschweißt und die Schweißnaht<br />
im Sichtbereich planeben bearbeitet. Außerdem<br />
erhielten die Rohre an den Enden die erforderliche<br />
Schweißnahtvorbereitung für die Querschweißnahtstöße.<br />
Grundlage für den auf dem Montageplatz an der<br />
Autobahn Köln–Bonn aufzubringenden Autolack<br />
(6 Schichten) war ein im Werk herzustellender<br />
Korrosionsschutz. Die acht vorgefertigten Rohre<br />
wurden in einer Strahlkabine durch Handstrahlung<br />
metallisch blank verarbeitet. Anschließend konnten<br />
als Korrosionsschutz drei Schichten mit je 80 µm<br />
Biegevorgang<br />
© Studio Hofer<br />
Verteilerkreis Bonn<br />
© Studio Hofer<br />
Schichtdicke bei langsamer, gleichmäßiger Drehung<br />
der Rohre aufgetragen werden. So wurde die<br />
Grundlage für die Weiterbeschichtung mit einem<br />
Autolack geschaffen.<br />
Die vom Beschichtungswerk gelieferten acht<br />
Rohrelemente wurden nun bei der Firma Siebert &<br />
Möller in Krefeld zu vier 25 m langen Segmenten<br />
zusammengesetzt. Für das Anpassen der in Nuancen<br />
unterschiedlichen Rohrdurchmesser sowie<br />
für das Ausrichten in Längsachse der Rohre waren<br />
umfangreiche Messarbeiten erforderlich. Die Querschweißnähte,<br />
aus dreizehn Lagen bestehend, wurden<br />
im Werk mit Ultraschallgeräten auf evtl. Fehler<br />
überprüft. Jetzt konnten die Querschweißnähe mit<br />
Korrosionsschutz nachgearbeitet werden. Die vier<br />
Halbstelen wurden anschließend mit Sondertransporten<br />
zum Vormontageplatz an die Autobahn<br />
Köln–Bonn gefahren.<br />
Korrosionsschutz der Einzelrohre<br />
© Studio Hofer