10.11.2012 Aufrufe

Stahlbau Nachrichten - Verlagsgruppe Wiederspahn

Stahlbau Nachrichten - Verlagsgruppe Wiederspahn

Stahlbau Nachrichten - Verlagsgruppe Wiederspahn

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

14<br />

Bauen mit Stahl <strong>Stahlbau</strong>-<strong>Nachrichten</strong><br />

Präziser <strong>Stahlbau</strong> als Geheimnis immaterieller Erscheinung<br />

Skulptur »Standortmitte« von Lutz Fritsch<br />

Strahlend leicht, wie gen Himmel strebendes<br />

leuchtendes Rot – so erscheint die formminimalistische<br />

Zwillingsskulptur »Standortmitte«<br />

des Kölner Künstlers Lutz Fritsch.<br />

50 m hoch, 900 mm im Durchmesser und<br />

22,5 m lang. Wie Akupunkturnadeln markieren<br />

zwei hochglänzend rot lackierte Stelen<br />

die beiden Verteilerkreise an Anfang und<br />

Ende der A 555. Diese verkehrstechnisch<br />

einmalige historische Autobahn ist nicht<br />

nur die älteste »Schnellkraftwagenstraße«<br />

Deutschlands, die 1932 unter dem damaligen<br />

Kölner Oberbürgermeister Konrad<br />

Adenauer eingeweiht wurde, sie verbindet<br />

auch exakt zwei rheinische Großstädte: Sie<br />

beginnt und endet in Köln und in Bonn. Zwei<br />

Städte – eine Skulptur – eine Region.<br />

Einleitung<br />

»Raum und Zeit, Ferne und Nähe, Anfang und<br />

Ende sichtbar und erlebbar werden zu lassen«,<br />

ist die künstlerische Intention von Lutz Fritsch. Er<br />

gilt als »Raumerforscher« und »Raumvermittler«<br />

unter den Bildhauern der Gegenwart, als Poet und<br />

Choreograph im Raum. Minimalistisch in der Form,<br />

hochpräsent durch pure Farbigkeit, schaffen seine<br />

Skulpturen neue Bezugssysteme, wecken das Bewusstsein<br />

für die Umgebung und lenken den Blick<br />

auf lang Vertrautes, aber oft Übersehenes. »Jede<br />

der Stelen steht für sich als eigenständige Skulptur<br />

an ihrem jeweiligen Standort, setzt sich aber in<br />

Kopf und Gefühl des Betrachters zu einem großen<br />

Ganzen zusammen. Man sieht immer nur einen Teil,<br />

weiß aber stets um den anderen.« Lutz Fritsch ist<br />

einer der radikalsten Vertreter der Minimal Art, denn<br />

Form und Farbe sind im bildnerischen Minimalismus<br />

gestalterisches Thema und ästhetische Aussage<br />

zugleich. Und Minimal Art überzeugt allein durch<br />

ihre Perfektion, die absolut makellose technische<br />

Ausführung.<br />

Im Winter 2007 erhielt die <strong>Stahlbau</strong>fi rma Siebert &<br />

Möller aus Krefeld den Auftrag für <strong>Stahlbau</strong>, Korrosionsschutz<br />

und Montage der Zwillingsskulptur,<br />

die Ende September 2008 vom nordrhein-westfälischen<br />

Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers<br />

Schweißarbeiten im Werk<br />

© Studio Hofer<br />

eingeweiht wurde. Präziser <strong>Stahlbau</strong> verschwand<br />

unter glänzendem Lack, doch gerade die Perfektion<br />

des <strong>Stahlbau</strong>s ist das Geheimnis der immateriellen<br />

Erscheinung in Rot.<br />

Vom Stahlblech zum Kunstwerk<br />

Rohlinge für die Herstellung der zwei Stahlstelen<br />

waren 8 Stahlbleche mit Abmessungen von<br />

3,00 m × 12,50 m und einer Materialstärke von<br />

30 mm. Unter Einsatz einer der stärksten Biegepressen<br />

Europas wurden bei der Firma Eisenbau Kremer<br />

in Kreuztal/Dahlbruch mit einer Presskraft von ca.<br />

3.200 t aus acht Stahltafeln die Rohre mit einem<br />

Durchmesser von 900 mm hergestellt. Die Presse ist<br />

in der Lage, mit einer Toleranz von ± 2 mm im Bezug<br />

auf den Durchmesser zu arbeiten. Die millimetergenaue<br />

Fertigung war eine Forderung des Künstlers,<br />

um optische Versprünge der einzelnen Rohrstücke<br />

nach dem Zusammenbau auf je 50 m Länge auszuschließen.<br />

Als weiterer Arbeitsschritt wurden<br />

die Längsnähte verschweißt und die Schweißnaht<br />

im Sichtbereich planeben bearbeitet. Außerdem<br />

erhielten die Rohre an den Enden die erforderliche<br />

Schweißnahtvorbereitung für die Querschweißnahtstöße.<br />

Grundlage für den auf dem Montageplatz an der<br />

Autobahn Köln–Bonn aufzubringenden Autolack<br />

(6 Schichten) war ein im Werk herzustellender<br />

Korrosionsschutz. Die acht vorgefertigten Rohre<br />

wurden in einer Strahlkabine durch Handstrahlung<br />

metallisch blank verarbeitet. Anschließend konnten<br />

als Korrosionsschutz drei Schichten mit je 80 µm<br />

Biegevorgang<br />

© Studio Hofer<br />

Verteilerkreis Bonn<br />

© Studio Hofer<br />

Schichtdicke bei langsamer, gleichmäßiger Drehung<br />

der Rohre aufgetragen werden. So wurde die<br />

Grundlage für die Weiterbeschichtung mit einem<br />

Autolack geschaffen.<br />

Die vom Beschichtungswerk gelieferten acht<br />

Rohrelemente wurden nun bei der Firma Siebert &<br />

Möller in Krefeld zu vier 25 m langen Segmenten<br />

zusammengesetzt. Für das Anpassen der in Nuancen<br />

unterschiedlichen Rohrdurchmesser sowie<br />

für das Ausrichten in Längsachse der Rohre waren<br />

umfangreiche Messarbeiten erforderlich. Die Querschweißnähte,<br />

aus dreizehn Lagen bestehend, wurden<br />

im Werk mit Ultraschallgeräten auf evtl. Fehler<br />

überprüft. Jetzt konnten die Querschweißnähe mit<br />

Korrosionsschutz nachgearbeitet werden. Die vier<br />

Halbstelen wurden anschließend mit Sondertransporten<br />

zum Vormontageplatz an die Autobahn<br />

Köln–Bonn gefahren.<br />

Korrosionsschutz der Einzelrohre<br />

© Studio Hofer

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!