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Euch zu Diensten - Cuthalions Bogen

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„Éomer?“ fragte sie, „Éothain sagte, du wärst hier hin gegangen. Was tust du denn<br />

hier?“<br />

Er <strong>zu</strong>ckte die Achseln. „Einfach nachdenken.“<br />

Hinter ihr konnte er Faramir ausmachen, dessen schwarzes Haar mit den Schatten<br />

verschmolz, und er wechselte ein kurzes, grüßendes Nicken mit dem Fürsten von<br />

Ithilien.<br />

„Also, worüber hast du nachgedacht?“ forschte Éowyn; sie war niemand, der so<br />

leicht aufgab.<br />

Er breitete die Hände aus, „Die Vergangenheit und die Zukunft.“<br />

Als Éowyn ihn weiter stirnrunzelnd betrachtete, wurde er ausführlicher. „Nicht einmal<br />

vor einem halben Jahr war ich ein Gefangener hier, und nun bin ich der König der<br />

Mark.“<br />

Faramirs Augen weiteten sich angesichts dieser Enthüllung, aber abgesehen davon,<br />

dass er sich mit erneuertem Interesse in dem Raum umblickte, zeigte er keine<br />

weitere Reaktion. Éomer fragte sich müßig, ob es in den Kerkern von Minas Tirith<br />

wohl Ratten gab. Dann bemerkte er die Sorge in den Augen seiner Schwester und<br />

spürte, wie Reue ihn durchflutete. Heute hatten sie ihren Onkel <strong>zu</strong> Grabe getragen,<br />

und doch sollte dies ein glücklicher Tag für Éowyn sein, nachdem ihr Verlöbnis mit<br />

Faramir in aller Form verkündet worden war.<br />

„Es tut mir Leid,“ sagte er, „ich halte mich <strong>zu</strong> sehr mit der Vergangenheit auf.“<br />

Vor allem, wenn es keinen Weg gab, sie <strong>zu</strong> ändern. Entschlossen drehte er dem<br />

Raum seinen Rücken <strong>zu</strong> und deutete <strong>zu</strong>r Tür.<br />

„Lasst uns woanders hin gehen und über die Zukunft sprechen. Deine Zukunft,“<br />

sagte er und lächelte auf Éowyn hinunter.<br />

Sie lächelte dankbar <strong>zu</strong>rück, und gemeinsam verließen sie das stille Wachhaus.<br />

Draußen hielt er einen Moment inne und blickte hinaus über die Gebäude, die unter<br />

ihnen ausgebreitet lagen. Es ging kaum eine Brise, und er konnte spüren, wie die<br />

Steine unter seinen dünnsohligen Schuhen die Hitze ausstrahlten, die sie während<br />

des Tages gespeichert hatten. Über den Bergen im Süden waren ein paar Wolken <strong>zu</strong><br />

sehen, aber über ihren Köpfen funkelten die Sterne wie ein Vermögen an Diamanten,<br />

von einem achtloses Kind quer über den Himmel verstreut.<br />

Die entfernten Geräusche der Festlichkeiten trugen weit in der lauen Nachtluft,<br />

Gesang und Musik, und die engen Straßen von Edoras waren von Fackeln erleuchtet.<br />

Automatisch blickte er prüfend nach irgendwelchen Feuern, die den Strohdächern der<br />

Häuser <strong>zu</strong> nahe kamen, aber es war alles in Ordnung. Ohnehin waren an jedem<br />

Kreuzweg Fässer mit Wasser aufgestellt, für den Fall, dass es brannte – in der<br />

Vergangenheit hatten sie sich auch dann als nützlich erwiesen, wenn es darum ging,<br />

die Gemüter ab<strong>zu</strong>kühlen, falls ein Streit ausbrach.

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