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Euch zu Diensten - Cuthalions Bogen

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den Sohn von Prinz Elphir, aber er machte besorgt einen Schritt vorwärts, als der<br />

Hund die Stufen <strong>zu</strong>m Mauergang hinaufhetzte und an der Prinzessin hochsprang,<br />

wobei er sie fast von ihrem Platz an der Mauer herunterwarf. Sie lachte bloß und<br />

wehrte die Liebesbezeugungen des Hundes sanft ab.<br />

„Bist du das, Ernil?“ fragte sie. „Ich glaube, du bist wieder gewachsen!“<br />

Dann hatte der Junge sie erreicht und warf sich ebenfalls in ihre Arme.<br />

„Tante Lothíriel!“ schrie er. „Endlich bist du gekommen! Ich muss dir etwas wirklich<br />

Wichtiges erzählen.“<br />

Sie kniete sich hin, erwiderte seine Umarmung mit Wärme und zerzauste ihm das<br />

Haar. „Du bist auch gewachsen,“ lächelte sie. „Lass mich dich anschauen.“<br />

Der Hund hatte sich neben ihnen niedergelassen; er wedelte noch immer aufgeregt<br />

mit dem Schwanz, und der Junge stand still und bezähmte sichtlich seine Ungeduld,<br />

während sie ihre Finger leicht über die Flächen seines Gesichts gleiten ließ. Sie<br />

begann oben auf seinem Kopf, strich sachte über seine Stirn und zeichnete die<br />

äußeren Umrisse seiner Augen und Wangen nach. Er lachte und rümpfte die Nase,<br />

als sie deren Form mit den Fingern beschrieb, aber er hielt weiterhin still, bis ihre<br />

Hände auf seinen Schultern <strong>zu</strong>r Ruhe kamen.<br />

„So ansehnlich wie immer,“ bemerkte sie. „Ich konnte nicht einmal irgendwelche<br />

Sommersprossen fühlen.“<br />

„Sei nicht albern. Sommersprossen kann man gar nicht fühlen,“ protestierte er.<br />

Dann langte er nach oben und zerrte ungeduldig an ihrer Hand. „Bitte, Tante<br />

Lothíriel, ich brauche deine Hilfe!“ sagte er. „Lass es mich dir zeigen. Wo ist denn<br />

dein Stock?“<br />

Er blickte sich suchend um, und erst jetzt bemerkte er den König von Rohan.<br />

„Oh!“ stammelte er. „Mein König! Bitte vergebt mir, ich habe euch vorher gar nicht<br />

gesehen.“<br />

Er machte eine für einen Sechsjährigen sehr beachtliche Verbeugung, und Éomer<br />

nickte automatisch <strong>zu</strong>rück; ihm drehte sich noch immer der Kopf von der Erkenntnis,<br />

was genau mit der Prinzessin von Dol Amroth nicht stimmte. Ihre Augen mochten<br />

von dem schönsten Rauchgrau sein, das er je gesehen hatte, aber sie waren ihr von<br />

keinerlei Nutzen.<br />

Sie war blind.<br />

Er schaute benommen <strong>zu</strong>, wie Alphros sie bei der Hand nahm – er war offensichtlich<br />

ziemlich daran gewöhnt, ihr behilflich <strong>zu</strong> sein - und wie er sie <strong>zu</strong> den Treppen<br />

geleitete, die hinunter in den Garten führten. Sie lachte über seine Ungeduld und<br />

erinnerte ihn nur daran, nach niedrig hängenden Zweigen Ausschau <strong>zu</strong> halten. Als<br />

der Junge sie warnte, dass sie die oberste Stufe erreicht hatten, blieb sie stehen und<br />

wandte sich <strong>zu</strong>rück.<br />

„Wollt Ihr nicht auch mit uns kommen, König Éomer?“ fragte sie. „Ich glaube, meine<br />

Brüder sollten inzwischen wieder hier sein.“<br />

Das brachte ihn wieder <strong>zu</strong> sich. „Ja, natürlich,“ sagte er und schloss mit ein paar<br />

langen Schritten <strong>zu</strong> ihnen auf. „Bitte, lasst mich <strong>Euch</strong> meinen Arm anbieten. Diese<br />

Stufen sind sehr steil.“<br />

Sie stand sehr still; eine Hand ruhte immer noch auf der Schulter ihres Neffen.

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