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Euch zu Diensten - Cuthalions Bogen

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da<strong>zu</strong> eines, worüber junge Damen nicht das Mindeste wissen sollten. Sie konnte<br />

spüren, wie ihr das Blut in die Wangen stieg, entschied sich aber, in die Offensive <strong>zu</strong><br />

gehen.<br />

„Also, was tut ihr in Rohan?“ fragte sie ihren Gast. Ein rasch unterdrücktes,<br />

schnaubendes Lachen kam von Amrothos, deshalb sagte sie nichts mehr. Ihr Trotz<br />

ging nicht so weit, dass sie hin<strong>zu</strong>fügte, dass er – da die Rohirrim ihre Pferde<br />

kastrierten – einige Ahnung von dem technischen Vorgang haben musste, der da<strong>zu</strong><br />

gehörte.<br />

„Ich bin nicht sicher,“ antwortete er. „Ich habe mich nie wirklich mit dieser Frage<br />

beschäftigt, aber ich verspreche, ich werde Nachforschungen anstellen, wenn ich<br />

heimkehre.“ Seine Stimme war ernst, aber ein Hauch von Lachen klang darin mit.<br />

Es folgte eine weitere, kurze Stille, dann stellte ihr Vater eine Frage über einen<br />

gemeinsamen Bekannten, die der König von Rohan bereitwillig beantwortete. Auf<br />

diese Weise gerettet, beschloss Lothíriel im Geiste, den Rest des Essens hindurch <strong>zu</strong><br />

schweigen oder sich an das Wetter <strong>zu</strong> halten.<br />

Der nächste Gang bestand aus Gemüsestücken in einer dicken Sauce mit<br />

verschiedenen Gewürzen. Es war eine Delikatesse aus dem Süden und eine von<br />

Lothíriels Lieblingsspeisen. Auf ihrem Rundgang durch das Haus hatte sie in der<br />

Küche Station gemacht, wo nach wie vor Aerin herrschte und hatte mit der alten<br />

Frau geplaudert. Es sah so aus, als würde sich die Köchin noch immer an ihre<br />

Vorliebe für das scharfe Essen erinnern, das im tiefen Süden von Gondor so<br />

verbreitet war. Allerdings machte es durstig. Lothíriel streckte die Hand nach ihrem<br />

Weinglas aus.<br />

Es war nicht da.<br />

Sie war sich sicher, dass sie es das letzte Mal, als sie einen Schluck nahm, direkt<br />

rechts von ihrem Teller abgestellt hatte, und doch war es jetzt verschwunden. Mit<br />

einigem Ärger fragte sich Lothíriel, ob ihr Vater es weg geräumt hatte. Er hatte die<br />

nervenaufreibende Angewohnheit, geistesabwesend alles in ihrer Reichweite beiseite<br />

<strong>zu</strong> stellen, was sie vielleicht verschütten mochte. Sehr langsam strich sie mit einer<br />

Hand in die ungefähre Richtung ihres Vaters über den Tisch. Das Tischtuch war weich<br />

unter ihren Fingern, und das einzige Hindernis, auf das sie traf, war das<br />

Salzfässchen. Keine Spur von ihrem Weinglas, und inzwischen war sie sicher, dass<br />

jedermann an der Tafel sie heimlich beobachtete, obwohl die Gespräche rings herum<br />

ohne Unterbrechung weitergingen.<br />

Endlich fand sie den glatten Stiel ihres Glases. Dann erstarrte sie, als sie plötzlich<br />

auch warme Finger berührte. Das Glas wurde sachte auf sie <strong>zu</strong> geschoben, aber sie<br />

war so überrascht, dass sie ihre Finger mit einem plötzlichen Ruck <strong>zu</strong>rückzog. Das<br />

Ergebnis war vorhersehbar und für Lothíriel keineswegs neu.<br />

Glücklicherweise war sie mit einem besonders großen Mundtuch versorgt worden und<br />

konnte damit den meisten Wein aufsaugen, ehe er die Tischkante erreichte. Die<br />

Bediensteten waren gut geschult, umringten sie von allen Seiten und wischten den<br />

Rest des verschütteten Weines auf; sie brachten ihr ein frisches Tuch und füllten ihr<br />

Glas nach.

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