KoBo - Gemeinde Bonstetten
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Impressum<br />
Herausgeberin Politische <strong>Gemeinde</strong> <strong>Bonstetten</strong><br />
<strong>KoBo</strong>-Redaktion, Postfach, 8906 <strong>Bonstetten</strong><br />
E-Mail: kobo@bonstetten.ch<br />
Redaktoren Daniel Eichenberger, Ursi Koller,<br />
Beatrice Liera, Werner Locher, Ute Ruf, Renée Schweizar,<br />
David Steiner, Doris Utz, Robert Zingg<br />
Korrektorat Renée Schweizar<br />
Abschlussredaktion Jürg Casanova<br />
Titelbild Fotostudio Frank Brüderli, Stallikon<br />
www.bruederli-fotograf.ch<br />
Layout & Produktion Fotostudio Frank Brüderli,<br />
Stallikon, www.bruederli-fotograf.ch<br />
Auflage 2200 Exemplare<br />
Erscheinung 4 – 6x jährlich<br />
Ausgabe 02/09 erscheint am 8. 5. 2009<br />
Redaktionsschluss ist der 13. 4. 2009<br />
Editorial<br />
Halb Stadt – beseeltes Dorf<br />
Zur Zeit als Gottfried Keller seine bittersüssen<br />
Novellen über die Bürger von Seldwyla in ihrem<br />
von Türmen und Ringmauern bewehrten Dorf<br />
schrieb, gab es noch Tuchscherer, Kammmacher<br />
und schwarze Geiger, man schrieb noch Liebesbriefe<br />
und erledigte an seinem Wohnort die «krabbelige Arbeit<br />
von tausend kleinen Dingen.» Die Stadt war noch weit weg und<br />
eine fremde Welt. Das Dorf war noch ein Dorf und es gab weder<br />
Suburbs noch Vororte noch Agglos. In den Dörfern lebten<br />
Seelen und nicht Einwohner. Unsere Vorfahren kümmerten sich<br />
mehr oder weniger liebevoll um das Seelenheil, das im Zeitalter<br />
rationaler Wissenschaft allenfalls Spezialisten überlassen wird.<br />
Wir sind nüchterner geworden.<br />
Doch was verstehen wir eigentlich unter Seele? Dass nicht<br />
nur Christen eine Seele haben, hat sich mittlerweile herumgesprochen.<br />
Vielleicht gibt es auch so etwas wie eine allgemeinmenschliche<br />
Vorstellung von Seele, unabhängig von den grossen<br />
Religionen. Erinnern wir uns dazu an die vielfach bezeugte<br />
Geschichte aus dem Amazonasgebiet, als westliche Forscher<br />
weitab von der Zivilisation mit indianischen Lastenträgern unterwegs<br />
waren, die scheinbar willkürlich plötzlich nicht mehr<br />
weiter wollten und sich hingesetzt haben. Auf die Frage nach<br />
dem Grund antworteten sie: «Wir müssen warten, unsere Seele<br />
kommt nicht mit.» Die Vorstellung, dass es Geschwindigkeiten<br />
gibt, die dem Menschen nicht gemäss sind, dass etwas verloren<br />
geht bei der ständig zunehmenden Beschleunigung, gewinnt<br />
wieder an Boden, weil immer<br />
mehr Menschen nicht mehr<br />
mithalten können.<br />
Diese Wachstumsbeschleunigung<br />
hat auch vor unserm Dorf<br />
nicht haltgemacht, wie ein Blick<br />
in die Statistik und auf die riesigen<br />
geplanten Bauprojekte<br />
(Mormonenkirche, Überbauung<br />
der katholischen Kirche)<br />
zeigt. Die Befürchtung besteht,<br />
dass unser Dorf zu einem seelenlos<br />
«zerfliessenden Eiweiss Daniel Eichenberger (Bild: F. Brüderli)<br />
rund um den Dotter des Spiegeleis»<br />
gehören könnte, wie der englische Architekturavantgardist<br />
Cedric Price die urbanen Siedlungsräume ausserhalb der<br />
Grossstädte bezeichnet. Zumindest für <strong>Bonstetten</strong> trifft das<br />
(noch) nicht zu.<br />
<strong>Bonstetten</strong> ist ein Dorf. Ein Dorf, das sich – im Gegensatz<br />
zu vielen anderen <strong>Gemeinde</strong>n – sein Zentrum und seine Seele<br />
bewahrt hat. Einiges hat sich verändert, nicht nur in der <strong>Gemeinde</strong>stube<br />
und im Vereinswesen, in Schulen und im Dorfbild.<br />
Aber trotz reger Bautätigkeit waren die Bonstetterinnen<br />
und Bonstetter darauf bedacht, zusammenhängende Grünflächen<br />
zu erhalten, damit man sich bei Bedarf ausruhen und auf<br />
die Seele warten kann.<br />
Denn wo die Seele dauerhaft mitleben darf, manifestiert sich<br />
Lebensqualität, können sich Geist und Sinn(e) entwickeln,<br />
kann man sich rückbesinnen auf die Wurzeln, die Herkunft.<br />
Zu den Bonstetter Wurzeln gehören Brauchtum und bedeutende<br />
Kulturgüter, die Zeugen sind unserer Dorfgeschichte<br />
und die wir in unserer neuen Rubrik vorstellen möchten. Unser<br />
Dank gehört all jenen, die sich für den Erhalt dieser Kulturgegenstände<br />
einsetzen.<br />
Seit Weihnachten 2008 zählt <strong>Bonstetten</strong> 5000 Einwohner.<br />
5000 Seelen bilden zwar eine halbe Stadt, sind aber noch immer<br />
ein Dorf. Was wir auch bleiben wollen. Ein Dorf, das lebt,<br />
in dem viel passiert und wenig verborgen bleibt: Allzu menschliche<br />
Geschichten machen schnell die Runde. Wir haben aus<br />
dem vergangenen Jahr ein paar Rosinen für Sie zusammengetragen<br />
und präsentieren sie ab Seite 12 mit einem Augenzwinkern.<br />
Falls Sie ins Stolpern geraten oder Ihnen Ungemach widerfahren<br />
sein sollte, so sind diese Geschichten möglicherweise<br />
Trost und Balsam für Ihre geplagte Seele. Schön, dass Sie in<br />
einem beseelten Dorf leben.<br />
Herzlichst,<br />
Ihr Daniel Eichenberger