Modellbasierte Entwicklung einer COBOL-Anwendung
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72 Das Fallbeispiel »Kundenmappe«<br />
4.6.2 Bewertung der »Entkernung«<br />
Die wesentlichste Änderung ist die »Entkernung« des Implementierungsmodells. Das<br />
Designmodell enthält nun Module, Datenstrukturen und Copystrecken. Das Implementierungsmodell<br />
enthält nur noch die physischen Elemente des Dateisystems (Dateien,<br />
verteilbare Laufzeitkomponenten). Die Beziehungen zwischen den Elementen<br />
sind Kompilierungs- oder Laufzeitabhängigkeiten. Im Folgenden werden die Vor- und<br />
Nachteile erläutert:<br />
Pro:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Leichtere Navigierbarkeit: Die Realisierung der Komponenten befindet sich jetzt<br />
innerhalb der Komponenten. Deshalb ist die Navigation bei der Verwendung von<br />
CASE-Werkzeugen leichter als das bisherige Springen zu einem neuen Modell.<br />
Die Elemente des Designmodells sind leichter zu pflegen und konsistent zu halten,<br />
da nur innerhalb eines Modells, anstatt über Modellgrenzen hinweg, die Elemente<br />
gepflegt werden müssen.<br />
Das Implementierungsmodell kann automatisch erzeugt werden: Alle Designentscheidungen<br />
und Spezifikationen sind jetzt im Designmodell. Deshalb ist es möglich,<br />
die Informationen, die für das »entkernte« Implementierungsmodell benötigt<br />
werden, aus dem Designmodell abzuleiten.<br />
Die Elemente des Implementierungsmodells können in das Laufzeitmodell integriert<br />
werden: Soll ein Laufzeitmodell angefertigt werden, werden physische Einheiten<br />
benötigt, um sie auf einen Hardware-Knoten zu legen. Diese Einheiten<br />
stellt das Implementierungsmodell bereit.<br />
Contra:<br />
− Die Informationsdichte hat sich im Designmodell vergrößert: Nachdem die Information<br />
aus dem Implementierungsmodell jetzt im Designmodell modelliert wird,<br />
muss mit <strong>einer</strong> großen Informationsdichte umgegangen werden. Durch die geschickte<br />
Verteilung der Elemente auf mehrere Diagramme kann dieses Problem<br />
bewältigt werden.<br />
− Standards sind verletzt worden: Aufgrund der »Entkernung« des Implementierungsmodells<br />
sowie leichten Änderungen am Designmodell ist der erst kürzlich<br />
freigegebene Standard »Technische Modellierung« [IZB 2003c] verletzt worden.<br />
Dies könnte innerhalb der IZB SOFT – wenn der Eindruck entsteht, dass sich<br />
Standards zu häufig ändern – die Akzeptanz der Standards verringern. Es sollte<br />
jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass eine solche Veränderung, die als<br />
Vereinfachung und somit als Effizienz steigernd empfunden wird, sich positiv auf<br />
die Standards auswirkt.