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Mitteilungen 74 Juni 2008 - Geschichte in Schleswig-Holstein

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der GSHG wirkt. Die Reform-Initiative führte u. a. dazu, dass von da an<br />

mehrmals im Jahr die populären Mitteilungshefte herausgebracht werden,<br />

<strong>in</strong> denen unsere Gesellschaft auch Stellung bezieht, wenn z. B. im Lande<br />

e<strong>in</strong> Baudenkmal, das Schulfach <strong>Geschichte</strong> oder etwa die Landesbibliothek<br />

bedroht ist. Man sieht, die Krisen haben der Gesellschaft nie wirklich geschadet,<br />

sondern waren im Gegenteil Impulse für e<strong>in</strong>e kräftige Weiterentwicklung.<br />

Wo drückt die Geschichtsgesellschaft nun heute der Schuh Es s<strong>in</strong>d<br />

durchaus mehrere Stellen. Hatten wir zum 150-jährigen Jubiläum knapp<br />

2.000 Mitglieder, so haben wir 25 Jahre später nur noch gut 1.000. Auch<br />

fehlt es uns an Nachwuchs: wir werden zusammen grau. Was wir brauchen,<br />

s<strong>in</strong>d neue und auch junge Mitglieder. Als entscheidendes Element für bessere<br />

Chancen <strong>in</strong>soweit – aber natürlich auch <strong>in</strong> der Sache – ersche<strong>in</strong>t uns,<br />

wenn der Stellenwert der Landesgeschichte <strong>in</strong> der Schule gestärkt würde.<br />

Schließlich leben wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Zeit des Übergangs. Das erst im 19. Jahrhundert<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>er heutigen Ausprägung entstandene Modell des Nationalstaates<br />

verliert im ständig sich weiterentwickelnden gee<strong>in</strong>ten Europa se<strong>in</strong>e<br />

Kraft als hauptsächliche Identität stiftende Klammer. In diesem Kont<strong>in</strong>ent<br />

kann sich immer stärker nur heimisch fühlen, wer <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er vertrauten Region<br />

verwurzelt ist. Aus dieser E<strong>in</strong>sicht heraus sprechen wir immer öfter<br />

von e<strong>in</strong>em Europa der Regionen. Dies – Herr M<strong>in</strong>isterpräsident – sche<strong>in</strong>t<br />

mir gerade auch für <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Chance zu se<strong>in</strong>. Wenn wir sie<br />

nutzen wollen, brauchen wir e<strong>in</strong> starkes regionales Bewusstse<strong>in</strong> – warum<br />

nicht Heimatbewusstse<strong>in</strong> Hier kann <strong>Geschichte</strong>, kann Regionalgeschichte<br />

mit ihrer unmittelbaren Bezogenheit auf das heimatliche Umfeld e<strong>in</strong>en wesentlichen<br />

Beitrag dazu leisten, dass Menschen auch <strong>in</strong> unserer zunehmend<br />

globalisierten Welt nie vergessen, woher sie kommen.<br />

Deshalb bedrückt es uns, dass der Lehrstuhl für schleswig-holste<strong>in</strong>ische<br />

<strong>Geschichte</strong> an der Christian-Albrechts-Universität schon so lange vakant<br />

ist. Wir brauchen diese Professur – und wir brauchen sie speziell und ausdrücklich<br />

für die Landesgeschichte. Wir s<strong>in</strong>d an dieser Stelle so deutlich,<br />

weil der Lehrstuhl ebenso wie auch die Landesbibliothek zu den Institutionen<br />

gehört, an deren Entstehung unsere Gesellschaft entscheidenden Anteil<br />

hatte. Ich wäre Ihnen daher dankbar, sehr geehrter Herr M<strong>in</strong>isterpräsident,<br />

sehr geehrter Herr Professor Cornelißen, wenn Sie dieses Anliegen mit <strong>in</strong><br />

Ihre Gremien tragen würden. Die lange Vakanz des Lehrstuhles hat im<br />

Übrigen auch <strong>in</strong> der Geschichtsgesellschaft e<strong>in</strong>en Denkprozess <strong>in</strong> Gang gesetzt.<br />

Sie wurde zum Anlass für uns, selbstkritisch auch über unser Umfeld<br />

nachzudenken. Dabei ist uns klar geworden, dass wir <strong>in</strong> den vergangenen<br />

Jahrzehnten alle<strong>in</strong> auf den Lehrstuhl an der Kieler Universität als Partner<br />

fixiert waren. Wichtige Beiträge zur Landesgeschichte liefern jedoch auch<br />

z. B. Archäologen, Volkskundler und Geographen, um nur drei Diszipl<strong>in</strong>en

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