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Mitteilungen 74 Juni 2008 - Geschichte in Schleswig-Holstein

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ausgerechnet Brandts Grundriss der <strong>Geschichte</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>s bis<br />

1981 acht Auflagen erlebte und damit zur erfolgreichsten, wenn auch später<br />

gelegentlich befehdeten Gesamtdarstellung der Landesgeschichte wurde.<br />

Als Scheel 1945 – noch vor Kriegsende – emeritiert wurde, setzte sich<br />

der Sonderweg der schleswig-holste<strong>in</strong>ischen Landesgeschichte fort. Scheels<br />

Nachfolger auf dem Kieler Landesgeschichtslehrstuhl – Alexander Scharff<br />

und Christian Degn – blieben mit ihren Forschungsschwerpunkten dem<br />

18. und 19. Jahrhundert verpflichtet. Erst mit Erich Hoffmann, der lange<br />

Jahre im Schuldienst zugebracht hatte, wurde 1978 e<strong>in</strong> Historiker auf den<br />

landesgeschichtlichen Lehrstuhl berufen, der gleichermaßen als Kenner der<br />

mittelalterlichen und neueren Landesgeschichte wie auch der skand<strong>in</strong>avischen<br />

<strong>Geschichte</strong> ausgewiesen war.<br />

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die deutsche Landesgeschichte<br />

als akademische Diszipl<strong>in</strong> begründet, <strong>in</strong> der zweiten Hälfte dieses<br />

Jahrhunderts hat sie sich mit enormer Kraft entfaltet, jedenfalls <strong>in</strong> Westdeutschland,<br />

während <strong>in</strong> Ostdeutschland – aber das ist e<strong>in</strong> anderes Thema<br />

– mit der Auflösung der Länder 1952 auch die Landesgeschichte mehr und<br />

mehr e<strong>in</strong>geschränkt und als Universitätsfach praktisch beseitigt wurde.<br />

Von der siedlungsgeschichtlich ausgerichteten Leipziger Landesgeschichte<br />

s<strong>in</strong>d ebenso wie von der am Kulturraumkonzept orientierten Bonner Landesgeschichte<br />

starke Impulse ausgegangen, doch erfolgten nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg deutliche thematische Akzentverschiebungen. Die Leipziger<br />

Landesgeschichte wurde durch den Kötzschke-Schüler Walter Schles<strong>in</strong>ger,<br />

der Lehrstühle <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, Frankfurt und Marburg <strong>in</strong>nehatte, konsequent<br />

<strong>in</strong> den Dienst der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte gestellt, und viele<br />

andere Mittelalterhistoriker wie Karl Bosl, Otto Brunner, Hans Patze<br />

s<strong>in</strong>d ihm dar<strong>in</strong> gefolgt. Schles<strong>in</strong>ger betonte, dass nur räumlich überschaubare<br />

Arbeit, also landesgeschichtliche Forschung, die Verfassungswirklichkeit<br />

erkennen ließe; denn e<strong>in</strong>e so ausgerichtete Verfassungsgeschichte auf<br />

landesgeschichtlicher Grundlage frage nicht nach der Verfassung, die die<br />

Menschen haben, sondern nach der Verfassung, <strong>in</strong> der sie s<strong>in</strong>d. Dass e<strong>in</strong>e so<br />

verstandene mittelalterliche Verfassungsgeschichte auf e<strong>in</strong>e vergleichende<br />

Landesgeschichte h<strong>in</strong>auslief, machten die Tagungen des Konstanzer Arbeitskreises<br />

für mittelalterliche <strong>Geschichte</strong> auf der Reichenau deutlich, die<br />

<strong>in</strong> den 60er und 70er Jahren maßgeblich von Walter Schles<strong>in</strong>ger geprägt<br />

wurden: <strong>in</strong> zumeist europäischer Perspektive wurden – um nur e<strong>in</strong>ige große<br />

Themen zu nennen – der Territorialstaat, die Landgeme<strong>in</strong>de, die Stadt,<br />

die Ostsiedlung, die Burg, die Grundherrschaft, Gilden und Zünfte u.a.m.<br />

betrachtet.<br />

Diese Themenreihe, die sich leicht verlängern ließe, bezeichnet gewissermaßen<br />

die landesgeschichtlichen Bauste<strong>in</strong>e, durch deren Zusammenfügung<br />

sich erst e<strong>in</strong> Bild der allgeme<strong>in</strong>en <strong>Geschichte</strong> ergibt. Wir s<strong>in</strong>d damit bei der

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