Mitteilungen 74 Juni 2008 - Geschichte in Schleswig-Holstein
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Die <strong>Geschichte</strong> ist die Wissenschaft vom Menschen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er zeitlichen<br />
Dimension, sie spielt <strong>in</strong> der Zeit und sie spielt im Raum. Und ich teile die<br />
Deutung von Richard von Weizsäcker, der vor mehr als zwanzig Jahren<br />
sagte: „H<strong>in</strong>ter allen historischen Ersche<strong>in</strong>ungen offenbart sich etwas von<br />
der elementaren und vielfältigen Natur des Menschen. Indem wir diese Natur<br />
besser erkennen und verstehen lernen, wächst auch unsere Fähigkeit, <strong>in</strong><br />
der Gegenwart andere Menschen besser zu verstehen. Auf diese Fähigkeit<br />
des Verstehens gründet sich Vertrauen, und ohne Vertrauen ist dauerhafter<br />
Friede nicht möglich.“ Soweit der damalige Bundespräsident.<br />
Gerade wir im deutsch-dänischen Grenzland mit e<strong>in</strong>er Vergangenheit,<br />
<strong>in</strong> der deutsche und dänische <strong>Geschichte</strong> mite<strong>in</strong>ander verwoben s<strong>in</strong>d, e<strong>in</strong>er<br />
<strong>Geschichte</strong>, die gleichermaßen Teil der deutschen wie der dänischen Überlieferung<br />
ist, haben gelernt, haben schmerzhaft lernen müssen, dass es zu<br />
e<strong>in</strong>er vertrauensvollen Nachbarschaft, zu e<strong>in</strong>er echten Freundschaft ke<strong>in</strong>e<br />
Alternative gibt. Auch die Vergangenheit der Geschichtsgesellschaft spiegelt<br />
den deutsch-dänischen Nationalitätenkonflikt wider. Ich b<strong>in</strong> wirklich<br />
glücklich, dass wir gerade <strong>in</strong> den letzten Jahren von e<strong>in</strong>er neuen Qualität <strong>in</strong><br />
Verhältnis zwischen <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> und Dänemark sprechen können.<br />
Und ich b<strong>in</strong> sehr froh, dass die Geschichtsgesellschaft sich und uns zu<br />
ihrem ehrwürdigen Jubiläum mit dem opulenten Buch „Die Fürsten des<br />
Landes“ e<strong>in</strong> besonderes Geschenk macht: In geme<strong>in</strong>samer, freundschaftlicher<br />
Arbeit mit dem Geschichtsvere<strong>in</strong> Historik Samfund for Sønderjylland!<br />
Dies ist e<strong>in</strong> großartiges Ergebnis und e<strong>in</strong> großartiges Symbol für die Kraft,<br />
die von e<strong>in</strong>er Beschäftigung mit der regionalen <strong>Geschichte</strong> ausgehen kann,<br />
die die Grenzen überw<strong>in</strong>det! Und hier zeigt sich e<strong>in</strong>e besondere Dimension<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sich immer dynamischer entwickelnden Europa der Regionen,<br />
<strong>in</strong> dem nationale Grenzen ihre Bedeutung behalten und doch aufgehoben<br />
werden! Sie können versichert se<strong>in</strong>, dass ich <strong>in</strong> diesem Buch aufmerksam<br />
lesen werde: Weil es e<strong>in</strong>en spezifischen Zugang bietet zu unserer verwickelten<br />
Landesgeschichte. Und weil auch gutes Regieren se<strong>in</strong>e guten Vorbilder<br />
braucht!<br />
Me<strong>in</strong>e Damen und Herren, im Ernst gesprochen: Wenn ich heute zum<br />
Lob der Gesellschaft für <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>ische Landesgeschichte für e<strong>in</strong>e<br />
wachsende Bedeutung der Landesgeschichte plädiere, dann will ich auf der<br />
anderen Seite nicht der e<strong>in</strong>fältigen Beschränkung das Wort reden: Das Regionale<br />
gew<strong>in</strong>nt e<strong>in</strong>e neue Bedeutung und doch fordern uns die Fragen der<br />
Zeit Antworten ab, die wir nur global beantworten können. Deshalb ist es<br />
gut und richtig, dass Sie die <strong>Geschichte</strong> <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong>s – die ja weit<br />
mehr ist als die <strong>Geschichte</strong> des Landes <strong>Schleswig</strong>-Holste<strong>in</strong> – immer auch<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em übergeordneten Zusammenhang und Kontext sehen und deuten:<br />
Professor Bünz hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Vortrag ja an die Bemerkung von Erich<br />
Hoffmann er<strong>in</strong>nert, dass gerade unsere Landesgeschichte nie besonders „re-