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Mitteilungen 74 Juni 2008 - Geschichte in Schleswig-Holstein

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30<br />

Siedlungsgeschichte. Die Untersuchung von Siedlungs- und Flurformen im<br />

Verbund mit anderen Methoden wie der Ortsnamenkunde zielte vor allem<br />

auf die Erforschung der Ostsiedlung, eben jenes großen hochmittelalterlichen<br />

Transformationsvorgangs, der Mittel- und Ostdeutschland, aber auch<br />

Ostmitteleuropa tiefgreifend verändert hat.<br />

Die Leipziger Ansätze wurden von dem Bonner Mediävisten und Landeshistoriker<br />

Hermann Aub<strong>in</strong> aufgegriffen. In Bonn kam es 1920 zur<br />

Gründung des Instituts für geschichtliche Landeskunde der Rhe<strong>in</strong>lande.<br />

Während Landesgeschichte, ohne sich <strong>in</strong> bloßer Territorialgeschichte zu<br />

erschöpfen, von historisch gewachsenen Räumen wie z.B. den Herzogtümern<br />

<strong>Schleswig</strong> und Holste<strong>in</strong> ausgeht, beruht die Geschichtliche Landskunde<br />

auf dem Ansatz der sogenannten „Kulturraumforschung“ und zielt<br />

auf Geschichtslandschaften, die gerade nicht durch e<strong>in</strong> Kernterritorium,<br />

also durch e<strong>in</strong>e historisch vorgegebene Raumgröße geprägt s<strong>in</strong>d, so etwa<br />

das territorial zersplitterte Rhe<strong>in</strong>land. Aub<strong>in</strong> versuchte, mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären<br />

Ansatz – Landesgeschichte im Verbund mit der Sprachgeschichte<br />

und der Volkskunde, doch konnten auch andere Diszipl<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>zutreten<br />

–, Kulturräume anhand bestimmter Kriterien als Geschichtslandschaften<br />

abzugrenzen.<br />

Der Historikertag <strong>in</strong> Frankfurt 1924, der erste nach dem Ende des Ersten<br />

Weltkrieges, bot Rudolf Kötzschke und Hermann Aub<strong>in</strong> die Möglichkeit,<br />

für die neue Landesgeschichte als e<strong>in</strong>e methodenbewusste, <strong>in</strong>novative und<br />

zugleich auch nationale Diszipl<strong>in</strong> programmatisch zu werben. Erst jetzt<br />

setzte der große Aufbruch des neuen Faches e<strong>in</strong>, ablesbar an der großen<br />

Zahl von neuen Instituten und Lehrstühlen, die seit den 30er Jahren e<strong>in</strong>gerichtet<br />

wurden. In diesem Zusammenhang darf allerd<strong>in</strong>gs nicht übersehen<br />

werden, dass die <strong>in</strong>novativen Ansätze e<strong>in</strong>er modernen Landesgeschichte<br />

mit reaktionären völkischen Vorstellungen aufgeladen wurden. Aus e<strong>in</strong>er<br />

kulturgeschichtlich unterfütterten Siedlungsgeschichte wurde nun „Volksgeschichte“,<br />

um jenseits der deutschen Staatsgrenzen vor allem im Osten<br />

und im Westen dem deutschen Volks- und Kulturboden nachzugehen. Die<br />

Nähe zur NS-Ideologie war allerd<strong>in</strong>gs ke<strong>in</strong> spezifisches Problem der deutschen<br />

Landesgeschichte, sondern der deutschen Geschichtswissenschaft<br />

zwischen 1933 und 1945 <strong>in</strong>sgesamt.<br />

Wie ordnet sich die schleswig-holste<strong>in</strong>ische Landesgeschichte <strong>in</strong> die hier<br />

skizzierte Entwicklung e<strong>in</strong> An der Universität Kiel ist 1924 der Lehrstuhl<br />

für schleswig-holste<strong>in</strong>ische Landesgeschichte geschaffen worden. Es war die<br />

dritte landesgeschichtliche Professur <strong>in</strong> Deutschland nach München und<br />

Leipzig. Für Kiel wurde mit dem aus Tondern gebürtigen Nordschleswiger<br />

Otto Scheel e<strong>in</strong> angesehener Reformationshistoriker gewonnen, der se<strong>in</strong>e<br />

landesgeschichtliche Lehrstuhldenom<strong>in</strong>ation deshalb um Reformationsgeschichte<br />

und um Nordische <strong>Geschichte</strong> erweitern ließ. Wenn der Name

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