Ausgabe 1104.pdf - Theater-Zytig
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Spotlicht 1104<br />
| Aktuelle Produktionen<br />
Berner Sommertheater spielt Oscar Wildes «Das Gespenst von Canterville»<br />
Liebe überwindet Fluch<br />
pd. Auch dieses Jahr bringt das Berner Sommertheater mit «Das<br />
Gespenst von Canterville» eine Produktion auf die Bühne des<br />
Casinosaals im PZM Psychiatriezentrum Münsingen. Dabei kann<br />
es sich zum dritten Mal hintereinander auf die professionelle<br />
Hilfe der Regisseurin Arlette Zurbuchen verlassen. Auch die<br />
Schauspielercrew ist eingespielt und zusätzlich durch Neutalente<br />
verstärkt worden.<br />
Für 2011 hat sich das Berner Sommertheater einer Erzählung von<br />
Oscar Wilde angenommen. Die Fassung, die wir gewählt haben,<br />
ist Wildes Roman sehr nahe. Sie bezieht sich stark auf die Grundfassung<br />
der Liebe, Rache und Versöhnung, arbeitet mit starken<br />
Dialogen und baut nicht auf Gruselszenen. Obschon diese Fassung<br />
kein Kinderstück ist, empfehlen wir den Besuch für grosse<br />
und kleine Zuschauer ab ca. 10 Jahren.<br />
Wie schon erwähnt, wird das Stück im Casinosaal des PZM<br />
Münsingen inszeniert. Dieser Saal mit seiner hölzernen und knarrenden<br />
Galerie, den alten verzierten Fenstern und den von oben<br />
bis unten historisch dekorativ bemalten Wänden könnte kein besserer<br />
Ort für das «Gespenst von Canterville» sein. Auch durch die<br />
historischen Gewänder und der stummen Präsenz der Gespenster<br />
entstehen atmosphärisch dichte Szenenbilder, die dem Publikum<br />
erlauben, in eine andere Welt einzutauchen.<br />
1575 im Schloss Canterville. Sir Simon tötet wegen einer Intrige<br />
von Sir Geoffrey de Malvoisin seine geliebte, schwangere Frau<br />
Eleonore. Dies ist der Beginn eines schrecklichen Fluches, denn<br />
Sir Simon ist nun verdammt, als Gespenst auf dem Schloss Canterville<br />
zu erscheinen. 2011 wird das Schloss mitsamt Personal,<br />
einem skurrilen Schwesternpaar, an eine moderne Familie mit<br />
drei aufgeweckten, frechen Töchtern vermietet. Das Zusammenleben<br />
der Familie mit dem verbitterten Sir Simon ist vor keiner<br />
abenteuerlichen Überraschung sicher. Sir Simon, obwohl erst bösartig<br />
und gefährlich, lässt sich von Virginia, der ältesten Tochter,<br />
beeindrucken. Diese aber verliebt sich ausgerechnet in George de<br />
Malvoisin, den jungen Nachfahren von Sir Geoffrey. Der junge<br />
Mann möchte seinem Familienfluch endlich ein Ende bereiten<br />
und scheut die Begegnung mit dem Gespenst von Canterville<br />
nicht.<br />
Nähere Angaben: Inserat S. 24, Spielplan<br />
oder bernersommertheater.ch<br />
bild: zvg<br />
<strong>Theater</strong>- und Kunstverein Langnau zum 100. Geburtstag Paul Burkhards und zum 90. Friedrich Dürrenmatts<br />
Frank der Fünfte<br />
pd. Als Friedrich Dürrenmatt Peter Brooks Probenarbeit an<br />
Shakespeares blutigstem Stück, Titus Andronicus, miterlebt<br />
hatte, kehrte er erregt und vom Wunsch besessen heim, ein<br />
ebenso wildes wie groteskes Stück zu schreiben. Daraus entstand<br />
Frank der Fünfte.<br />
Die ‚Bühnenungeheuerlichkeiten’, die er im Titus gesehen hatte,<br />
wollte er in moderner Sprache in ein Stück für die Gegenwart<br />
giessen. Aus der hierarchischen Welt des Kaisers Titus wird so<br />
die hierarchisch gegliederte Welt einer Privatbank, in der sich<br />
dieselben Ungeheuerlichkeiten abspielen.<br />
Betrug, Hurerei, Mord und Totschlag beherrschen die Szene in<br />
Frank des Fünften Privatbank. Die Geschäfte laufen trotzdem<br />
schlecht. Die Mitglieder der Bank wollen sich auf ihre Art bereichern<br />
und absetzen. Bis ein unbekannter Erpresser die Dinge<br />
wieder ins Lot bringt. Die sechste Generation, die Kinder Franks,<br />
entpuppen sich als noch raffiniertere Gauner und schaffen es,<br />
die Bank anständig zu machen. Nachdem sie ihren eigenen Vater<br />
beiseite geschafft haben, verpassen sie der Bank eine saubere<br />
Fassade und führen die alten Machenschaften weiter.<br />
Die Parallelen zur heutigen Bankenkrise sind offensichtlich.<br />
Dürrenmatt wollte allerdings nie einen direkten Kommentar dazu<br />
schreiben, sondern auf die erschütternde menschliche Bilanz<br />
der Geldgier und Korrumpierbarkeit hinweisen. Seine Mittel, die<br />
Farce und das Groteske, spitzen die Handlung bis zur Unerträglichkeit<br />
zu, doch immer wieder wird sie durch gezielt platzierte<br />
Lacher durchbrochen. Die eingängliche Musik Paul Burkhards<br />
trägt wesentlich zur Auflockerung und zur Groteske bei.<br />
Patrick Martignoni zeichnet wie in den letzten Jahren für die<br />
Inszenierung verantwortlich. Christa Schenk leitet das dreiköpfige<br />
Musikensemble, das die Originalmusik spielt. Markus Brandenberger<br />
baut das Bühnenbild. Roland Santschi und Verena Stalder<br />
haben die Produktionsleitung inne. 19 Laienschauspielerinnen<br />
und -schauspieler stellen sich den musikalischen und schauspielerischen<br />
Herausforderungen.<br />
bild: zvg<br />
Daten siehe Inserat März-<strong>Ausgabe</strong><br />
oder theaterundkunstverein-langnau.ch