Stellungnahme (pdf) - Daten-Speicherung.de – minimum data ...

SCHRIFTSATZ DER KLÄGER VOM 11. OKTOBER 2009 45
6. Sechste Vorlagefrage: Auslegung des Art. 7 RiL 95/46/EG
154. Unter Ziff. 6 fragt das vorlegende Gericht, ob Art. 7 - und hier insbesondere Buchstabe
e - der Richtlinie 95/46/EG dahin auszulegen ist, dass er einer Praxis, die IP-
Adressen der Benutzer einer Homepage ohne deren ausdrücklicher Einwilligung zu
speichern, entgegensteht. Wenn diese Frage einer Antwort bedarf, ist sie zu bejahen.
a) Entscheidungserheblichkeit
155. Zunächst ist der Auffassung der Kommission entgegen zu treten, die Beantwortung
dieser Frage sei für das Ausgangsverfahren offensichtlich ohne Bedeutung. Die Kläger
klagen gegen die Veröffentlichung ihrer Daten im Internet. Falls die Leser dieser
Veröffentlichung unzulässig registriert werden, kann dies nach Auffassung des vorlegenden
Gerichts auf die Rechtmäßigkeit der Veröffentlichung durchschlagen. Diese
Beurteilung des vorlegenden Gerichts ist zu respektieren, zumal die Kläger von einer
Protokollierung des Leseverhaltens selbst betroffen sind. Die Wahrnehmung ihrer gemeinschaftsrechtlich
garantierten Einsichts-, Korrektur- und Widerspruchsrechte setzt
voraus, dass die Kläger die über sie veröffentlichten Daten selbst zur Kenntnis nehmen,
indem sie sie über das Internet abrufen. Das vorlegende Gericht hat daher gute
Gründe für die Auffassung, die Veröffentlichung der Daten der Kläger sei rechtswidrig,
wenn die Kläger den Inhalt der Veröffentlichungen nur unter Inkaufnahme einer
rechtswidrigen Protokollierung ihres Informationsverhaltens überprüfen können.
b) Anwendbarkeit der Richtlinie 95/46/EG
156. Nach Art. 7 RiL 95/46/EG dürfen personenbezogene Daten nur unter bestimmten
Voraussetzungen verarbeitet werden. Wenn der Betreiber eines Internetportals die
IP-Adressen der Nutzer des Portals speichert, verarbeitet er personenbezogene Daten.
157. Nach Art. 2 RiL 95/46/EG sind „personenbezogene Daten“ alle Informationen über
eine bestimmte oder bestimmbare natürliche Person. Nach Art. 2 RiL 95/46/EG wird
eine Person als bestimmbar angesehen, wenn sie direkt oder indirekt identifiziert werden
kann, insbesondere durch Zuordnung zu einer Kennummer. Nach Erwägungsgrund
26 der Richtlinie sollten bei der Entscheidung, ob eine Person bestimmbar ist,
alle Mittel berücksichtigt werden, die vernünftigerweise entweder von dem Verantwortlichen
für die Verarbeitung oder von einem Dritten eingesetzt werden könnten,
um die betreffende Person zu bestimmen.
158. Eine Liste der IP-Adressen der Besucher eines Internetportals enthält die Information,
wer auf ein bestimmtes Internetportal zugegriffen und darauf bestimmte Informationen
gelesen oder geschrieben hat.
159. Ausgehend von der IP-Adresse eines Internetnutzers ist regelmäßig die – zumeist natürliche
– Person bestimmbar, auf deren Namen der genutzte Internetanschluss re-