Das Verstandene Leben - Ernst Michael Lange
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Grammatik auffassen. Unter der Überschrift ‚Zeit’ würden dabei gleichermaßen die<br />
verschiedensten Ausdruckstypen hinsichtlich der für sie geltenden Regeln behandelt, die in<br />
einer normalen Grammatik in verschiedene Kapitel gehören: also Verben für Handlungen,<br />
Tätigkeiten und Widerfahrnisse; Kennzeichnungen und Namen für Ereignisse und Prozesse<br />
(z.B. ‚die Jugend des Henri IV.’, ‚Weihnachten’); zeitliche Indikatoren (jetzt, dann, vorhin<br />
etc.); zeitliche Quantoren (immer, nie, manchmal); zeitliche Konjunktionen und Satzgefüge<br />
(nachdem, bevor, als, während etc.), zeitliche Adjektive, zeitliche Adverbien (langsam,<br />
gemächlich, schnell etc.) und viele mehr. Der Sinn der Behandlung von grammatisch so<br />
Verschiedenartigem unter einer Überschrift wäre gerade, den formalen Begriff der Zeit durch<br />
möglichst vollständige Behandlungen seiner Arten von Instanzen zu charakterisieren und<br />
damit Übersicht in die Verwirrung zu bringen, die unsere nur praktische Beherrschung und<br />
so weitgehende Assimilierung der Sprache für unsere Versuche, das Verständnis reflexiv<br />
ausdrücklich zu machen, mit sich bringt.<br />
Im Zuge der hier unternommenen Aufklärung unseres normalen Zeitverständnisses ergibt<br />
sich das Desiderat, zu verstehen, wie die Charakterisierung des Ausdrucks ‚Zeit’ als (in einer<br />
seiner Verwendungen) einen formalen Begriff ausdrückend zusammenhängt mit der<br />
methodologischen und der formal-ontologischen Erklärung, die bisher entwickelt wurden.<br />
Schließlich ist aus den vorhergehenden Erörterungen noch das Versprechen einzulösen, die<br />
vortheoretischen Grundlagen des Zeit-Parameters ‚t’ in der physikalischen Theorie<br />
aufzuweisen.<br />
Eigentümlicherweise ist dieser letzte Punkt im Zusammenhang der Erörterung des ersten zu<br />
erledigen, der die Frage nach Subjektivität und Objektivität von Zeitbestimmungen aufwirft.<br />
Fragen wir also, warum es objektive und subjektive Zeitbestimmungen gibt. Denn dass es in<br />
der Sprache beide gibt, ist schon ein Einwand gegen konstruktive Versuche in der<br />
Zeitphilosophie, die Zeit im Ganzen zu subjektivieren (etwa durch Irrealitätsbeweise wie bei<br />
Kant und McTaggart). Wir können die Zeit nicht im Ganzen für subjektiv erklären, weil wir<br />
die Unterscheidung subjektiv/objektiv für die Einteilung von Zeitbestimmungen selbst<br />
brauchen.). Die Frage stellt sich zunächst hinsichtlich datierender Zeitbestimmungen. Für<br />
eine Antwort auf die Frage ‚wann’ nach einem bestimmten Ereignis wäre eine Auskunft wie<br />
z.B. ‚vor drei Jahren’ für einen Hörer nichts sagend, wenn der nicht seine eigene Position in<br />
der Zeit kennte. Dazu muss er auf seine Gegenwart mit ‚jetzt’ Bezug nehmen können, für<br />
welchen Indikator auch szientifische Zeitphilosophie die so genannte zeichenreflexive<br />
Analyse akzeptiert, der zufolge ‚jetzt’ soviel heißt wie ‚gleichzeitig mit dem Zeichen<br />
>jetzt