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Hannah Arendt und das philosophische Denken - KOPS ...

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en schien, die politische Reflexion aus der Welt zu schaffen" 20 . Wieso wandte<br />

<strong>Arendt</strong> sich dann überhaupt der Philosophie zu? H. Jonas berichtet über ein Ge-<br />

spräch mit ihr: "'Ich habe mein Teil in politischer Theorie getan', sagte sie mir, 'genug<br />

damit; von nun an <strong>und</strong> für was mir noch verbleibt, will ich mich nur noch mit transpo-<br />

litischen Dingen abgeben', was heißt: mit Philosophie." 21 Diese Äußerung könnte zu<br />

der Auffassung führen, <strong>Arendt</strong> habe in ihrem <strong>Denken</strong> zwei Positionen eingenommen,<br />

eine politische <strong>und</strong> eine <strong>philosophische</strong>. Es scheint klar zu sein, <strong>das</strong>s die Zuwen-<br />

dung zum Politischen eine Abwendung vom Philosophischen impliziert <strong>und</strong> umge-<br />

kehrt. Dementsprechend würde Das <strong>Denken</strong> die theoretische Widersprüchlichkeit in<br />

<strong>Arendt</strong>s Werk sichtbar machen oder doch bedeuten, <strong>das</strong>s man von einer 'frühen'<br />

<strong>Arendt</strong> <strong>und</strong> einer 'späten' <strong>Arendt</strong> sprechen müsste. Entsprechend stellt L. Bradschaw<br />

fest: "The Life of Mind is unquestionably an implicit refutation of much of what she<br />

said in The Human Condition." 22<br />

Für diejenigen, die an "the systematic quality of <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong>'s thought" 23 glauben,<br />

stellt die mit Das <strong>Denken</strong> eingetretene Veränderung jedoch keine Wende im wesentlichen<br />

Sinne dar. So heißt es bei U. Ludz: "Es gibt im <strong>Denken</strong> der politischen Philosophin<br />

keinen 'Bruch'. In The Life of the Mind äußert sich dieselbe <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong>,<br />

die die vorausgegangenen Werke geschrieben hat." 24 Dafür spricht ebenfalls die<br />

<strong>Arendt</strong>sche Bemerkung, <strong>das</strong>s auch im Leben des Geistes die politische Fähigkeit<br />

des Menschen zu erkennen sei. Sie bezieht sich hier auf <strong>das</strong> Urteilen, die wahrhaft<br />

politische Tätigkeit des Geistes. Mit dieser Einschätzung stimmt der Bericht von E.<br />

Young-Bruehl überein, <strong>das</strong>s <strong>Arendt</strong> ein klares 'Gefühl' gehabt habe, "<strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Urteilen, der geplante dritte Band zu Vom Leben des Geistes, ihre <strong>philosophische</strong>n<br />

Reflexionen mit der politischen Sphäre verknüpfen werde" 25 . Viele Interpreten<br />

<strong>Arendt</strong>s sind daher auch der Auffassung, <strong>das</strong>s die unvollendete Arbeit über <strong>das</strong><br />

Urteilen die Verbindung zwischen dem Politischen <strong>und</strong> dem Philosophischen herstellen<br />

sollte. D. J. Opstaele sucht, in einer systematischen Untersuchung über "<strong>das</strong><br />

komplexe Wechselverhältnis zwischen <strong>Arendt</strong>s Politikbegriff (Handlungstheorie) <strong>und</strong><br />

ihrem Philosophiebegriff (Theorie der Geistesvermögen des <strong>Denken</strong>s <strong>und</strong> Urteilens)"<br />

darzulegen, <strong>das</strong>s "dieser rein theoretische Philosophiebegriff [...] nicht in<br />

Widerspruch zu den Gr<strong>und</strong>prämissen von <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong>s Handlungstheorie [steht],<br />

sondern [...] vielmehr deren notwendige <strong>und</strong> konsequente Fortsetzung [bildet]" 26 .<br />

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