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Hannah Arendt und das philosophische Denken - KOPS ...

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so gut wie keine Zeugnisse gibt." 32 Interpreten haben darauf hingewiesen, <strong>das</strong>s die<br />

Freiheit des Willens als argumentativer roter Faden diene. Die innere Freiheit wurde<br />

in <strong>Arendt</strong>s früheren Schriften als politisch irrelevant betrachtet, doch in Das Wollen<br />

gewinnt dieser Begriff im Kontext des <strong>Arendt</strong>schen Werkes einen politischen Sinn. 33<br />

Damit scheint zugleich eine Wende von der Politik zur Philosophie vorzuliegen, die<br />

ein positives Verständnis der Verbindung zwischen Geist <strong>und</strong> Handeln bedeuten<br />

könnte. Jedenfalls spielt die Beziehung zwischen Politik <strong>und</strong> Philosophie wieder eine<br />

gewichtige Rolle. Hinsichtlich des geplanten Buches Das Urteilen wurde bereits fest-<br />

gestellt, <strong>das</strong>s es sich allgemein als die Herstellung einer Verbindung zwischen<br />

<strong>Arendt</strong>scher Politik <strong>und</strong> Philosophie betrachten lässt.<br />

Alle bisher angesprochenen Schwierigkeiten <strong>und</strong> Kontroversen können auf <strong>Arendt</strong>s<br />

Begriff der Philosophie zurückgeführt werden: Ihr Projekt der Politik entstand aus der<br />

kritischen Reflexion auf die <strong>philosophische</strong> Denkweise; die Zurückweisung der Tra-<br />

dition gipfelt in der Kritik an der Philosophie. Das bedeutet, <strong>das</strong>s die <strong>Arendt</strong>sche<br />

Philosophie mit einer zweifachen Problematik konfrontiert ist. Die erste besteht in der<br />

Spannung zwischen Politik <strong>und</strong> Philosophie. Sie ist im <strong>Arendt</strong>schen <strong>Denken</strong> tief ver-<br />

wurzelt <strong>und</strong> wird vor allem in dem Aufsatz Politik <strong>und</strong> Philosophie (1954) themati-<br />

siert. In allen Schriften <strong>Arendt</strong>s ist sie mehr oder weniger sichtbar gegenwärtig. Die<br />

zweite Problematik betrifft die Unterscheidung zwischen Philosophie <strong>und</strong> <strong>Denken</strong>.<br />

Diese bildet <strong>das</strong> zentrale Thema von Das <strong>Denken</strong>. Sie stellt nicht nur eine Fort-<br />

setzung der ersten Problematik dar, sondern dient auch als theoretische Gr<strong>und</strong>lage<br />

für diese. Denn die Art <strong>und</strong> Weise, wie <strong>Arendt</strong> die Philosophie betrachtet, hängt unmittelbar<br />

mit der Vorstellung zusammen, wie <strong>das</strong> <strong>Denken</strong> als Tätigkeit verstanden<br />

wird, <strong>und</strong> wodurch es sich von der Philosophie unterscheidet. Daher ist die Lösung<br />

der Problematik der Beziehung von Philosophie <strong>und</strong> <strong>Denken</strong> wiederum ein Schlüssel<br />

für <strong>das</strong> Verstehen der Problematik des Verhältnisses von Politik <strong>und</strong> Philosophie.<br />

Dabei kommt es entscheidend auf eine Klarstellung dessen an, was Philosophie,<br />

<strong>Denken</strong>, Politik <strong>und</strong> Handeln bei <strong>Arendt</strong> bedeuten. Keiner dieser Begriffe ist selbstverständlich<br />

in seiner üblichen Bedeutung. Auch D. J. Opstaele stellt fest, "daß man<br />

von 'Politischer Philosophie' eigentlich nur dann sinnvoll reden kann, wenn man sowohl<br />

über einen Politikbegriff als auch über einen Philosophiebegriff verfügt <strong>und</strong><br />

beide Begriffe in ein bestimmtes Verhältnis zueinander setzt" 34 . Auch <strong>das</strong> Umge-<br />

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