Hannah Arendt und das philosophische Denken - KOPS ...
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Das erste Kapitel der Arbeit behandelt <strong>das</strong> Leben <strong>Hannah</strong> <strong>Arendt</strong>s, <strong>das</strong> selbst im<br />
praktischen Sinne von Philosophie <strong>und</strong> Politik geprägt war. Das Spannungsver-<br />
hältnis von Philosophie <strong>und</strong> Politik ist für <strong>Arendt</strong> zunächst eine konkrete biographi-<br />
sche Erfahrung: sie verliert durch den Nationalsozialismus ihre faktische <strong>und</strong> geistige<br />
Heimat. Angesichts der brutalen Wirklichkeit ist die Philosophie so kraftlos gewor-<br />
den, <strong>das</strong>s sie die Wirklichkeit nicht einmal begreifen kann; ebensowenig kann sie<br />
den Menschen von unmoralischem Tun abhalten. Da <strong>Arendt</strong> auch gr<strong>und</strong>sätzliche<br />
Schwierigkeiten mit der politischen Tradition des Abendlandes hat, versucht sie, die<br />
Politik in einer neuartigen Weise zu deuten. Diese Sichtweise ist allerdings in<br />
mehrfacher Hinsicht, wie erwähnt, philosophisch geprägt.<br />
Im zweiten Kapitel wird untersucht, inwiefern der Kern von <strong>Arendt</strong>s politischer Theorie<br />
auf einer methodisch von Heidegger <strong>und</strong> inhaltlich von Jaspers inspirierten Phänomenologie<br />
beruht. Mit einer anthropologischen Analyse der Welt <strong>und</strong> deren Beziehung<br />
zum Politischen hat <strong>Arendt</strong> festgestellt, <strong>das</strong>s im Zentrum der Politik die<br />
Sorge um die Welt steht. Die Welt entsteht zwischen Menschen <strong>und</strong> die Menschen<br />
sind Gr<strong>und</strong>elemente der Welt. Die Philosophie wird in diesem Zusammenhang kritisch<br />
betrachtet, da <strong>Arendt</strong> der Philosophie nur eine eingeschränkte Fähigkeit zubilligt,<br />
<strong>das</strong> Wesen des Menschen zu erfassen.<br />
Das dritte Kapitel befasst sich mit <strong>Arendt</strong>s Untersuchung des Spannungsverhältnisses<br />
von Philosophie <strong>und</strong> Politik. <strong>Arendt</strong> bezieht sich in diesem Zusammenhang auf<br />
den Tod des Sokrates <strong>und</strong> deutet ihn als ein politisches Ereignis, aus dem die Tradition<br />
der abendländischen politischen Philosophie hervorgehe. Durch ihre vielfältige<br />
Kritik an der Philosophie, in der der spekulative Charakter der Metaphysik, die Praxisfremdheit<br />
des <strong>Denken</strong>s, der Dogmatismus der Logik, insbesondere der Hegelschen,<br />
angegriffen werden, sucht sie den Begriff des Politischen wieder auf den ges<strong>und</strong>en<br />
Menschenverstand zurückzuführen. Ihre Einsicht ist durch die Auffassung<br />
begründet, <strong>das</strong>s der Philosoph <strong>das</strong> Wesen des Politischen solange nicht begreifen<br />
könne, wie er <strong>das</strong> Leben des reinen <strong>Denken</strong>s für wertvoller <strong>und</strong> erstrebenswerter<br />
hält als die vita activa.<br />
Das vierte Kapitel enthält eine Untersuchung über die Tätigkeit des <strong>Denken</strong>s. Das<br />
<strong>Denken</strong> ist nach <strong>Arendt</strong> ein Sich-Zurückziehen aus der Welt. Dadurch, <strong>das</strong>s er sich<br />
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