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Hannah Arendt und das philosophische Denken - KOPS ...

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spricht von einer Wiedergewinnung des Politischen 12 , <strong>und</strong> H. Kahlert <strong>und</strong> C. Lenz<br />

geben ihrer Sammlung von Essays über <strong>Arendt</strong> den Titel Die Neubestimmung des<br />

Politischen 13 .<br />

Auch wenn man <strong>Arendt</strong> in diesem Sinne als Autorin begreift, die die traditionelle po-<br />

litische Philosophie verwirft <strong>und</strong> durch ein neues Konzept ersetzt, bleibt angesichts<br />

des Gegensatzes zwischen <strong>Denken</strong> <strong>und</strong> Handeln <strong>Arendt</strong>s Kritik an der Philosophie<br />

insgesamt bestehen. Doch scheint <strong>das</strong> 1963 erschienene, einen Skandal auslösen-<br />

de Buch A Report on the Banality of Evil, <strong>das</strong> ein starkes Interesse an der Ethik<br />

zeigt, eine Rehabilitation der Philosophie anzudeuten. Die These von der Banalität<br />

des Bösen rief viele Einwände hervor, vor allem auf Seiten des Judentums: "Fast<br />

alle jüdischen Organisationen in den USA verurteilten <strong>das</strong> Buch, die nicht-zionisti-<br />

schen wie die 'Anti-Defamation League' der B'nai B'irth mit dem Argument, es liefere<br />

den Antisemiten Argumente." 14 Die Folge war, <strong>das</strong>s bis 2000 keines der Werke<br />

<strong>Arendt</strong>s ins Hebräische übersetzt wurde. 15 Auch heute noch dauert die Kontroverse<br />

an. Allerdings wird allgemein gesehen, <strong>das</strong>s <strong>Arendt</strong> in diesem Buch eine wesentliche<br />

ethische Problematik aufgezeigt habe: die auf Kant zurückgehende Gesinnungsethik<br />

setzt <strong>das</strong> Erkennen als ausschlaggehend für den guten Willen an. Was aber wäre,<br />

wenn dieser Zusammenhang zwischen Erkennen <strong>und</strong> gutem Willen nicht gegeben<br />

ist? Wenn z.B. jemand wie Eichmann, "quintessential example of the totalitarian bureaucrat<br />

– unable to speak except in officialese, unable to think outside the framework<br />

of his bureaucratic function" 16 , gar nicht denken könnte, was er eigentlich tat?<br />

Die hier angedeutete Verbindung zwischen zeitgeschichtlichen Problemen <strong>und</strong> <strong>philosophische</strong>n<br />

Konzeptionen ist für <strong>Arendt</strong>s <strong>Denken</strong> gr<strong>und</strong>legend. Es hat keinen Sinn,<br />

<strong>Arendt</strong> ausschließlich als Historikerin zu verstehen oder die Zeitgeschichte ohne<br />

jede Bezugnahme auf <strong>philosophische</strong> Implikationen zu interpretieren. Ebensowenig<br />

ist es angemessen, <strong>Arendt</strong> als reine Philosophin zu lesen, ohne die Interdependenz<br />

von <strong>philosophische</strong>r Konzeption <strong>und</strong> historischer Erfahrung zu beachten. Diese Interdependenz<br />

des Historischen bzw. Politischen <strong>und</strong> des Philosophischen in <strong>Arendt</strong>s<br />

<strong>Denken</strong> scheint aber schwer vereinbar zu sein mit <strong>Arendt</strong>s Aussage, <strong>das</strong>s die Philosophie<br />

apolitisch sei. Gibt ihre These von der Banalität des Bösen einen Hinweis<br />

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